Daimler kooperiert auf der Suche nach neuen Mobilitätskonzepten mit dem US-Start-up Via. Foto: Daimler

Daimler reagiert intelligent darauf, dass junge Leute oft kein eigenes Auto wollen, meint Redakteur Daniel Gräfe.

Stuttgart - Vor allem jüngere Menschen wollen möglichst schnell, komfortabel und günstig unterwegs sein. Wie sie ihr Ziel dabei erreichen, ist zweitrangig. Autos haben für sie als Statussymbol ausgedient, viele wollen sich ein Auto auch nicht mehr leisten. Deshalb versuchen die deutschen Autohersteller, sich neu zu erfinden und arbeiten allesamt an Mobilitätsangeboten. Kunden sollen nicht nur Wagen kaufen, sondern auch ohne eigenes Fahrzeug mobil sein können. Das Geschäft mit den Fahrdiensten soll den künftigen Absatzschwund kompensieren helfen.

Daimler geht hier seit einigen Jahren den richtigen Weg. Die App Moovel zum Beispiel bezieht in Stuttgart auf dem Weg zum Ziel den öffentlichen Nahverkehr und die Deutsche Bahn ebenso mit ein wie die hauseigenen Dienste, etwa das Carsharing Car2go und die Taxi-Plattform Mytaxi. Im Idealfall können Kunden das für den Moment passende Fahrzeug nutzen – für den Arbeitsweg, den Einkauf oder die günstigste Wegstrecke. Deshalb müssen Mobilitäts-Apps alle Möglichkeiten umfassen und aus einem Guss sein. Wer das als Autobauer bietet und damit zur Schnittstelle für den mobilen Verkehr wird, hat gute Karten.

Ohne Allianzen geht es nicht

Doch ohne Allianzen geht es im Geschäft mit den mobilen Dienstleistungen nicht. Die Masse macht’s. Auch deshalb hat Daimler jetzt mit dem US-Start-up Via ein Joint Venture gegründet. Die Kunden werden dabei Teil einer Fahrgemeinschaft, die durch schlaue Algorithmen möglichst schnell und günstig zum individuellen Ziel dirigiert werden. Praktischer Nebeneffekt: Die App Moovel wird um ein Fortbewegungsmittel reicher.

Daimler agiert damit strategisch geschickt. Einen günstigen Transport zu bieten, der potenziell weniger Autos benötigt: Gerade in vielen feinstaub- und staugeplagten deutschen Innenstädten hört man das gern. Zumal die Kommunen aus einem Bausteinkasten von Software-Lösungen, Mietfahrzeugen und Fahrern wählen können. Gerade für Strecken, die sich für einen Bus-Linienverkehr nicht lohnen, könnte die flexible Mitfahrgelegenheit eine Lücke schließen. Während Uber mit seinem Fahrdienst in vielen Kommunen aneckte, könnte Daimler mehr Erfolg haben. Ob das dem Taxigewerbe gefällt, ist eine andere Frage. Im Zuge von möglichst flexibler Mobilität für die Bürger sind die Investitionen von Daimler zu begrüßen.