Der Autobauer hat die Messlatte abermals angehoben und verhandelt über Neueinstellungen.

Stuttgart - Der Höhenflug des Daimler-Konzerns bringt die Konkurrenten unter Zugzwang: Bis Dezember will der Stuttgarter Premiumhersteller sechs Milliarden Euro operativen Gewinn einfahren, mehr als die Hälfte davon hat der Konzern bereits erwirtschaftet. Von BMW und Audi werden in den nächsten Tagen neue Prognosen für Absatz und Gewinn erwartet, nicht nur bei der Umsatzrendite legt Daimler die Messlatte hoch: Im ersten Halbjahr betrug diese im Pkw-Geschäft 8,5 Prozent, im zweiten Quartal sogar 9,8 Prozent. Spätestens 2012 will Daimler eine Jahresumsatzrendite von zehn Prozent erwirtschaften, diesem Ziel sei man bereits "sehr nahe gekommen", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche. "Unsere Position ist grundsolide."

Zwar geht der Daimler-Chef davon aus, dass sich das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte leicht abschwächen wird. Der Absatz der Marke Mercedes-Benz werde gegenüber dem Vorjahreszeitraum dennoch zweistellig zulegen, der Konzernumsatz deutlich steigen. Bis Dezember soll das Pkw-Geschäft vier der prognostizierten sechs Milliarden Euro Gewinn erwirtschaften. Eine weitere Milliarde soll Daimlers Lkw-Sparte beisteuern. 2009 hatte der Konzern noch mit einem Milliardenminus beendet. Die überraschend schnelle Erholung begründete Zetsche mit einem verbesserten Produktmix und der stark anziehenden Nachfrage nach Premiumfahrzeugen insbesondere in China. Zudem sei es Daimler gelungen, Verkaufsrabatte zurückzufahren und die Kosten niedrig zu halten. Die Einsparungen der Vorjahre sollten künftig beibehalten, der Absatz aber zugleich erhöht werden.

Das lässt sich sicher nicht an jedem Standort erreichen, im Rastatter Werk verhandelt der Autobauer derzeit über eine Aufstockung der Beschäftigung. Nach einer Vereinbarung mit dem Betriebsrat kann Daimler maximal acht Prozent seiner Produktionsjobs mit Leiharbeitern besetzen. Im Rastatter Werk, in dem die A- und die B-Klasse gefertigt werden, ist diese Grenze mit rund 300 Leiharbeitern bereits erreicht. Das Unternehmen wolle im Laufe des Jahres die Rastatter Kapazitäten aber weiter steigern und benötige dazu "mehrere Hundert Menschen" zusätzlich, sagte Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm. Da dieses Personal auf Dauer gebraucht werde, "wird der Betriebsrat durchsetzen, dass diese Menschen fest eingestellt werden". Seitens des Unternehmens hieß es dazu, man führe Gespräche mit dem Betriebsrat. Generell erwartet Daimler weltweit leicht steigende oder zumindest stabile Beschäftigtenzahlen. Im größten deutschen Werk in Sindelfingen sowie im Stuttgarter Motorenwerk ist die Acht-Prozent-Grenze an Leiharbeit noch nicht erreicht. In beiden Werken sind derzeit insgesamt rund 1000 Leiharbeiter im Einsatz. Weil für die Sindelfinger Mitarbeiter im Zuge der Verlagerung der C-Klasse-Baureihe eine Beschäftigungsgarantie bis 2020 vereinbart wurde, kann das Unternehmen für diesen Standort mit dem Betriebsrat eine vorübergehende Ausweitung der Leiharbeit über acht Prozent beschließen.

Kritik, wonach sich Daimler zu abhängig vom boomenden chinesischen Markt mache, widersprach Zetsche. "Wir setzen nicht alle unsere Anstrengungen auf China und verlieren unsere Heimatmärkte nicht aus dem Blick", betonte der Daimler-Lenker. Verglichen mit den um 30 Prozent zurückgehenden Verkaufszahlen am deutschen Pkw-Markt, schlage sich Mercedes-Benz mit einem Minus von um die zehn Prozent in Deutschland noch sehr gut. Die größte Absatzsteigerung weltweit verbuchte zuletzt die Sparte Daimler-Lkw mit plus 55 Prozent, gefolgt von Vans (+ 42 Prozent). Die Pkw-Verkäufe stiegen von April bis Juni um 19 Prozent.