Die C-Klasse ist einer von vielen Verkaufsschlagern bei Mercedes. Foto: Daimler

Daimler hat sich zum Ziel gesetzt, spätestens im Jahr 2020 an der Spitze der deutschen Premiumhersteller zu stehen. Bei der Profitabilität ist dies bereits jetzt gelungen.

Stuttgart - Das Rennen um die Spitzenposition der drei deutschen Premiumhersteller Mercedes, Audi und BMW wird immer enger. Zumindest in einer Disziplin kann der Daimler-Konzern nun offenbar einen Erfolg verbuchen. „Im zweiten Quartal dürfte Daimler am profitabelsten gewesen sein“, sagte Frank Biller, Auto-Analyst der Landesbank Baden-Württemberg, den Stuttgarter Nachrichten.

Demnach liegt die Rendite, also das Verhältnis von Umsatz und Gewinn, bei 10,4 Prozent und damit höher als bei den Konkurrenten aus Ingolstadt und München. Diese bleiben laut Biller einstellig. Auch andere Finanzinstitute wie etwa die DZ Bank prognostizieren für Daimler eine Marge von über 10 Prozent. Von 23 Analysten raten 15 zum Kauf einer Daimler-Aktie, bei BMW sind es nur sechs.Zuletzt hatte Daimler in der Autosparte im zweiten Quartal 2011 mit 10,7 Prozent eine zweistellige Marge erreicht. Offiziell legt der Autobauer seine Bilanz für das erste Halbjahr am Donnerstag vor. Beim Absatz liegen BMW und Audi immer noch vor den Stuttgartern, die aber seit Jahresbeginn das größere Wachstum verzeichnen.

In den ersten sechs Monaten Umsatz von 70,9 Milliarden Euro

Den Berechnungen zufolge sind in den Zahlen auch wieder jede Menge Rekorde enthalten. Demnach kommt der Konzern in den ersten sechs Monaten auf einen Umsatz von 70,9 Milliarden Euro – ein Plus von 16,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, wo es 61,0 Milliarden Euro waren. Der Gewinn legte demnach um 28,1 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro zu. Vergangenes Jahr waren es zum Halbjahr 4,9 Milliarden Euro. Bei Mercedes kletterte der Gewinn sogar um 55 Prozent auf 4,0 Milliarden Euro. Mit dem Autogeschäft verdient der Konzern mit Abstand am meisten. Doch auch die anderen Geschäftsfelder entwickeln sich gut. Biller rechnet damit, dass Daimler die zu Beginn des Jahres gesteckten Ziele alle erreicht. Das Finanzgeschäft sei stabil, bei den Nutzfahrzeugen erwartet er einen deutlichen Gewinnzuwachs.

Als Grund für die guten Zahlen sieht Biller vor allem die derzeitige Modellpalette bei Mercedes. „Die Vielzahl von jungen, frischen Produkten kommt bei den Kunden gut an, das zahlt sich jetzt aus.“ Auch Währungseffekte seien dafür verantwortlich. So drückt der günstige Euro im Ausland den Preis, die Autos lassen sich besser verkaufen. Vor allem aber ist Mercedes in China nach wie vor erfolgreich. Seit Jahresbeginn legten die Verkäufe dort um 21,6 Prozent auf 165 300 zu. Längst ist China vor den USA der wichtigste Einzelmarkt für Mercedes geworden. „Die neuen Modellen, eine Vertriebsoffensive und die bessere Händlerorganisation bescheren derzeit eine Sonderkonjunktur“, so Biller.

Zweites Quartal in der Regel das stärkste

Ob sich die Dynamik über das Jahr halten lässt, ist allerdings fraglich. So geht Biller davon aus, dass die Marge am Ende wieder in den einstelligen Bereich rutschen wird. Erfahrungsgemäß sei das zweite Quartal das stärkste. Zudem wollen Audi und BMW in nächster Zeit ebenfalls viele Modelle auf den Markt bringen. Die Wettbewerbsintensität steige dadurch an. „Dieser Erfolg ist nicht gebucht für die Ewigkeit“, sagte Biller. Mittelfristig könne sich Daimler vom sich aktuell abschwächenden Markt nicht komplett abkoppeln.

Dort ziehen immer mehr dunkle Wolken auf. Die Stimmung an den Börsen glich in den vergangenen Wochen einer Achterbahnfahrt. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research (CAR) der Uni Duisburg Essen rechnet 2015 im Reich der Mitte mit einem Wachstum von nur noch 3,4 Prozent auf rund 19 Millionen verkaufte Autos. Dies wäre der schwächste Zuwachs seit vielen Jahren. 2014 waren es noch 12,7 Prozent. Deutsche Hersteller wie VW oder Audi haben die Delle bereits zu spüren bekommen und verbuchen teils zum ersten Mal seit Jahren Rückgänge beim Absatz. So sei in Großstädten wie etwa Schanghai die Autodichte inzwischen vergleichbar mit Berlin.

Langfristig habe der Markt jedoch weiter enormes Potenzial. So kommen auf 1000 Chinesen im Schnitt 67 Autos. In Deutschland sind es 550, in den USA sogar 780. Wachstumsschübe seien in Zukunft jedoch eher in ländlichen Regionen zu erwarten als in Metropolen wie Peking. Dort sei das Wirtschaftswachstum jedoch weniger dynamisch und die Kundschaft nicht so zahlungskräftig. Daher profitierten davon eher die Volumenhersteller als die Premiumhersteller wie Mercedes, Audi oder BMW, die vor allem im Straßenbild der großen Metropolen häufig zu sehen sind.