Im Lkw der Zukunft muss der Fahrer nicht mehr lenken Foto: Daimler

Das autonome Fahren ist eine der Schlüsseltechnologien der Automobilindustrie. Daimler will deshalb seinen Roboter-Lkw mit Autopilot so schnell wie möglich im Alltagsbetrieb auf Autobahnen in Baden-Württemberg testen.

Stuttgart - Daimler macht Ernst mit der Zukunft des Fahrens. Der automatisch gesteuerte Lkw Future Truck, der im Herbst auf der Nutzfahrzeug-IAA in Hannover vorgestellt wurde, soll sich auch im Alltagsverkehr bewähren. „Wir haben ein Interesse daran, diese Technologie auf Autobahnen zu testen – wann dies der sein Fall sein kann, wollen wir jetzt diskutieren“, sagte ein Sprecher des Konzerns den Stuttgarter Nachrichten.

„Es wäre ein wichtiges Signal, dass wir eine solche innovative Technologie auch hier im Land erproben können.“ Der Laster kann selbstständig im Verkehr mitfahren und etwa Baustellen oder andere Hindernisse erkennen und umfahren. Selbst eine Gasse für Einsatzfahrzeuge bei einem Unfall macht er frei, ohne dass der Fahrer eingreifen müsste. Der hat derweil Zeit für andere Dinge. Allerdings muss der Fahrer nach wie vor jederzeit in der Lage sein, das Steuer wieder zu übernehmen. Für den Betrieb wäre eine Sondergenehmigung erforderlich. Diese muss von Daimler erst noch beantragt werden.

Auch jetzt schon fährt eine S-Klasse mit Autopilot und Genehmigung des Landes durch die Region. Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte jüngst anlässlich der Vorstellung des Roboter-Autos F015 in Las Vegas gefordert, die Rahmenbedingungen für solche Erprobungen im Verkehr in Deutschland zu verbessern. Bisher absolviert der Konzern wie auch Audi die Tests unter Alltagsbedingungen zu einem Großteil in Kalifornien. Dort unterhält Daimler auch einen Entwicklungsstandort, der auf die Automatisierung und Digitalisierung der Fahrzeuge spezialisiert ist.

Das Thema soll auch beim Nutzfahrzeugdialog in Stuttgart unter der Führung von Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) am kommenden Montag erörtert werden. „Automatisiertes Fahren ist ein wichtiges Zukunftsthema, das die Landesregierung gemeinsam mit der Fahrzeugindustrie, der Internet- und Telekommunikationsbranche, den Forschungseinrichtungen und der Landesagentur e-mobil BW voran bringen will“, sagte Schmid unserer Zeitung.

Für die Mobilität der Zukunft sei die Vernetzung der Fahrzeuge untereinander und zur Infrastruktur eine Schlüsseltechnologie. Zusammen mit dem autonomen Fahren biete dies großes Potenzial zur Steigerung von Sicherheit, Umweltschutz und Komfort. Schmid betonte aber auch: „Besonders wichtig sind mir dabei der Datenschutz sowie die Zuverlässigkeit der Systeme.“ Neben der Erforschung und Erprobung sei vor allem ein verbindlicher gesetzlicher Rahmen zur Umsetzung dieser Technologien notwendig.

Neben Daimler-Lkw-Chef Wolfgang Bernhard nehmen an dem Treffen viele weitere Vertreter von Topfirmen aus der Branche teil – so etwa Bosch-Geschäftsführer Rolf Bulander oder Winfried Gründler, Leiter Nutzfahrzeugtechnik der ZF Friedrichshafen. Mit dabei sind auch Mahle-Geschäftsführer Arnd Franz, Gregory Hancke vom Logistiker Mosolf, SSB-Vorstand Wolfgang Arnold sowie Gewerkschaftsvertreter.

Inhalte der Gespräche sind unter anderem nachhaltige Kraftstoffe und Antriebe, vernetztes und automatisiertes Fahren sowie der bisher noch nicht erlaubte Einsatz von Lang-Lkw im Land. „Wir begrüßen es, dass wir bei dieser Gelegenheit die Rahmenbedingungen und Möglichkeiten zur Erprobung automatisierten Fahrens in Baden-Württemberg diskutieren können“, so ein Daimler-Sprecher.

In seiner Dialogreihe sucht Wirtschaftsminister Nils Schmid in regelmäßigen Abständen den Austausch mit den wichtigen Branchen im Land.