Die rund 1200 Mitarbeiter bleiben in der Hauptstadt und müssen nicht nach Stuttgart ziehen.

Berlin/Stuttgart - Der Stuttgarter Autobauer Daimler verzichtet darauf, den Vertrieb von Mercedes-Benz Deutschland (MBVD) von Berlin nach Stuttgart zurückzuholen. Ein solcher Schritt war erwogen worden, um die Kosten in der Organisation zu senken und zu den ehrgeizigen Sparzielen des Konzerns beizutragen. Laut dem stellvertretenden MBVD-Betriebsratschef Hubert Mummenhoff lagen Daimler in Berlin bereits konkrete Mietangebote aus Stuttgart vor. "Die Bedrohung war sehr real." Neun von zehn Beschäftigte hätten nach Schätzung der Arbeitnehmervertreter einen Wechsel ihres Arbeitsplatzes abgelehnt.

Der Mercedes-Benz-Vertrieb war erst 1998 von Stuttgart nach Berlin verlegt worden, heute arbeiten dort 1200 Mitarbeiter. Diese seien sehr froh, dass die Umzugspläne vom Tisch sind, sagte Mummenhoff. Allerdings hat sich der Betriebsrat im Gegenzug zu Zugeständnissen bereiterklärt. Die Details werden derzeit verhandelt, gesprochen wird unter anderem über eine Verlängerung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich sowie eine geringere, jährliche Erfolgsprämie für die Berliner Vertriebsbeschäftigten. Einen Standortwechsel wird es auch in jedem Fall geben, nachdem der Mietvertrag am Potsdamer Platz Ende 2012 ausläuft. Jetzt wird allerdings nach einem Standort in Berlin oder Brandenburg gesucht.

Wo genau Daimler fündig wird, entscheidet auch über die künftigen Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Denn in West- und Ostberlin gelten unterschiedliche Tarifgebiete, bei einem Umzug in den Osten der Stadt müssten die Mitarbeiter statt wie bisher 35 künftig 38 Stunden die Woche arbeiten. Im Osten ist auch das Lohnniveau niedriger, allerdings bezahlt Daimler alle seine Berliner Mitarbeiter nach dem teureren Metalltarif Baden-Württembergs. Spätestens in vier Wochen will sich der Betriebsrat mit dem Unternehmen über eine Betriebsvereinbarung einig sein, die die Arbeitsbedingungen regelt. Dabei soll es eine Version für einen Standort in Westberlin und eine für einen potenziellen künftigen Sitz in Ostberlin/Brandenburg geben.

Der Premiumautobauer hatte seine Kosten 2009 um über fünf Milliarden Euro gesenkt, diesen Sparkurs will der Konzern zukünftig halten. Bereits dieses Jahr ist das aber ungleich schwieriger, da ein großer Teil der Einsparungen auf der Krise geschuldeten Effekten wie beispielsweise Kurzarbeit oder Gehaltskürzungen beruhte. Deswegen geht Daimler nun an die Personalkosten im Vertrieb ran. Das ebenfalls am Potsdamer Platz ansässige Geschäftsfeld Finanzdienstleistungen zieht nach Stuttgart. Bundesweit fallen durch den Umbau der Finanzsparte 250 Stellen weg. Seit Monaten protestieren Angestellte in Stuttgart und Berlin gegen diese Pläne, bisher vergebens.

Bei den Mitarbeitern wird gespart, bei Managern zeigt sich Daimler offenbar großzügiger. Der frühere Mercedes-Produktions- und Einkaufschef Rainer Schmückle soll nach Informationen des "Handelsblatts" eine Millionenabfindung erhalten haben. Im Februar hatte Konzern-Chef Dieter Zetsche beschlossen, dass sein Vertrauter Wolfgang Bernhard auf den Posten von Schmückle rückt. Ende Juni wurde die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Top-Manager endgültig beendet, sagte ein Daimler-Sprecher. Einzelheiten zu der Trennung nannte er nicht. Schmückles Vertrag wäre ursprünglich bis April 2013 gelaufen.