Konzernchef Dieter Zetsche (re.) freut sich über gute Zahlen - die Mitarbeiter wohl auch Foto: dpa

2015 soll das nächste Rekordjahr von Daimler werden. Dank vieler neuer Modelle und eiserner Kostendisziplin dürfte Konzernchef Dieter Zetsche dieses Ziel auch erreichen.

Stuttgart - Wie er sich angesichts der vorgelegten Zahlen fühle, wird Dieter Zetsche während der Bilanzpressekonferenz im Carl-Benz-Center gefragt. „Gut“, antwortet der 61-jährige Daimler-Chef kurz und knapp. Alles andere wäre auch eine Überraschung gewesen.

Die Bilanz

Mit einem Gewinn von 10,1 Milliarden Euro aus dem laufenden Geschäft hat der Autobauer aus Stuttgart im vergangenen Jahr sein bisher bestes Ergebnis eingefahren. 2013 waren es acht Milliarden Euro. Dies bedeutet ein Plus von rund 25 Prozent. Den Löwenanteil davon mit knapp sechs Milliarden Euro erwirtschaftete die Autosparte mit den Marken Mercedes und Smart.

Auch der Konzernumsatz legte zu – um zehn Prozent auf knapp 130 Milliarden Euro. „An allen Ecken und Enden wird deutlich: Daimler ist im Aufbruch“, sagte Zetsche. Große Fortschritte machte das Unternehmen bei der Profitabilität. Die Marge bei den Autos erreichte im vierten Quartal des vergangenen Jahres 8,7 Prozent und nähert sich der von Zetsche vorgegebenen Zielmarke von zehn Prozent weiter an. Diese wird von den Konkurrenten Audi und BMW bereits erreicht.

Der Ausblick

Das Wachstum soll auch in diesem Jahr ähnlich rasant weitergehen. Zetsche erwartet nicht nur steigende Absatzzahlen, sondern auch einen Gewinn aus dem laufenden Geschäft, der für die Sparten Mercedes und Smart, Daimler Lkw sowie Transporter „deutlich“ über dem Vorjahresniveau liegt. Nur bei den Bussen dürfte es nicht mehr ganz so gut laufen, auch die Finanz-Dienstleistungen legen demnach nur leicht zu.

„Wir haben uns vorgenommen, bei der Ertragskraft ein Niveau zu erreichen, das es in diesem Unternehmen bislang nicht gab“, so Zetsche. Erreicht werden soll dies auch mit eiserner Kostendisziplin. Analysten der Landesbank Baden-Württemberg gehen davon aus, dass der Gewinn aus dem laufenden Geschäft 2015 auf 10,8 Milliarden Euro steigen wird. Der Umsatz erreicht demnach 134 Milliarden Euro. Auch die Rendite, also das Verhältnis von Umsatz und Gewinn, soll sich verbessern.

Die Konkurrenz

Bis zum Jahr 2020 will Daimler mehr Autos verkaufen als die Konkurrenz von Audi und BMW. „Das ist unser strategischer Anspruch“, so Zetsche. Entschieden wird das Rennen um die Herrschaft unter den deutschen Premiumherstellern seiner Meinung nach in China. Dort wurden 2014 gut 280 000 Mercedes verkauft, was einem Zuwachs von knapp 30 Prozent entspricht.

Daimler ist damit schneller gewachsen als die Konkurrenz aus München und Ingolstadt, auch wenn diese in absoluten Zahlen weiter vorne liegen. In China sei für Mercedes noch viel Luft nach oben, so Zetsche. So seien dort 500 Ingenieure und Designer für die lokale Entwicklung eingestellt worden. Das Finanzierungsgeschäft werde ausgebaut. 2015 sollen mehr als 300 000 Autos abgesetzt werden. Dann wird dort auch der kompakte Geländewagen GLA in lokaler Fertigung gebaut.

Die neuen Modelle

S-Klasse Maybach, Geländewagen GLE Coupé, CLA Shooting Brake. Die beispiellose Modelloffensive, bei der jede noch so kleine Nische besetzt wird, geht in den nächsten Jahren weiter und ist eine zentrale Säule der Wachstumsstrategie. „Wir feuern aus allen Rohren“, sagte Zetsche. Er wiederholte seine Ankündigung, dass auch das Werk Sindelfingen eine neue Pkw-Baureihe bekomme. Dies war mit dem Betriebsrat bei der Standortsicherung vereinbart worden.

Konkret äußern wollte sich Zetsche zum neuen Modell nicht. Nach Informationen unserer Zeitung deutet aber alles darauf hin, dass der Luxus-Roadster SL in Zukunft aus Bremen abgezogen und in Sindelfingen produziert wird. Das Modell soll um eine viertürige Variante erweitert werden und damit dem Porsche Panamera Konkurrenz machen, der eine ähnliche Zielgruppe anspricht. Eine endgültige Entscheidung wird in den kommenden Wochen erwartet.

Die Brennstoffzelle

Bei den alternativen Antrieben setzt Daimler zumindest für eine Übergangszeit auf den Plug-in-Hybrid, also auf die Verbindung von Verbrennungsmotor mit Stromantrieb. Bis 2017 sollen weitere zehn Modelle mit diesem Antrieb verfügbar sein, ein zusätzliches reines Elektroauto neben der strombetriebenen B-Klasse ist dagegen nicht in Sicht.

Die Zukunft der Brennstoffzelle scheint dagegen ungewisser denn je. Zwar will Daimler bis 2017 ein Auto in Serie auf den Markt bringen. Doch ob dieses jemals in großen Stückzahlen produziert wird, darf bezweifelt werden. Zetsche räumte ein, dass die Industrie noch vor drei bis vier Jahren die Reichweite der Akkus für E-Autos bei 200 Kilometern begrenzt gesehen habe. Schon mit der nächsten Generation von Batterien und einer verbesserten Nutzung der Energie seien 400 bis 500 Kilometer möglich.

„Damit ist ein wesentlicher Vorteil der Brennstoffzelle nicht mehr so signifikant“, sagte Zetsche. Auch die Ladezeit werde sich bei E-Autos weiter verbessern. Gleichwohl sei es zu früh, um nur auf eine Technologie zu setzen. Man halte an dem Ziel fest, die Brennstoffzelle „in größeren Stückzahlen als bisher“ in den Markt zu bringen, und werde weiter den Aufbau von Ladestationen unterstützen.

Die Mitarbeiter

Für die Mitarbeiter zahlt sich der Erfolg des Unternehmens aus. Sie bekommen für das Jahr 2014 eine Ergebnisbeteiligung in Höhe von 4350 Euro. Das ist die höchste Prämie in der Unternehmensgeschichte. 135 000 der knapp 170 000 Mitarbeiter in Deutschland kommen in den Genuss der Sonderzahlung. Doch belohnt Daimler seine Beschäftigten deutlich bescheidener als die Konkurrenz. BMW und Porsche etwa zahlten im vergangenen Jahr deutlich über 8000 Euro, Audi rund 7000 und VW immerhin 6200 Euro. Da diese ebenfalls Rekordjahre hinter sich haben, dürften die Prämien für 2014 ähnlich hoch ausfallen.