An den Filialen will Commerzbank-Chef Zielke festhalten, alles andere wird neu geordnet. Foto: Commerzbank/Schwager

Der neue Vorstandschef der Commerzbank, Martin Zielke, will die Bank schlanker machen und jede fünfte Stelle streichen.

Frankfurt - Der Aufsichtsrat der Commerzbank wird bei seiner Sitzung am Mittwoch und Donnerstag viel zu diskutieren haben. In monatelanger Arbeit haben die Unternehmensberater von McKinsey für den seit Mai amtierenden Vorstandschef Martin Zielke ein Konzept erarbeitet, mit dem die Bank schlanker werden soll und sich dem Niedrigzinsumfeld besser anpassen kann. Entschieden ist zwar noch nichts, doch die Vorlagen, die McKinsey dem Vorstand in die Hand gedrückt hat, sollen „viel radikaler als alles Bisherige“ sein, wie Insider in Frankfurt erzählen. Bis zu 9000 der derzeit noch gut 50 000 Stellen könnten bis 2020 gestrichen werden.

Der größte Teil davon wird auf die Mittelstandsbank entfallen, die Zielke nach früheren Angaben für entbehrlich hält. Allein in diesem Bereich, der von Zielkes Vorstandskollegen Markus Beumer geführt wird, sind derzeit noch 5400 Menschen beschäftigt. Künftig aber sollen die größeren Firmenkunden von der Investmentsparte betreut werden, kleinere Firmen sowie vermögende Privatkunden dagegen von der Sparte Privatkunden, die heute von Zielkes ehemaligen Stellvertreter Michael Mandel geführt wird. Beumer dagegen wird wohl gehen, heißt es.

Rechnet man dann noch hinzu, dass die Digitalisierung bei der Commerzbank möglichst schnell und effektiv Einzug halten soll, wird klar, dass auch in den Bereichen, in denen derzeit noch Belege sortiert oder Zahlungen abgewickelt werden, durchaus noch Stellen abgebaut werden könnten. Wie immer das im Detail aussehen soll, wird der Commerzbank-Chef dem Vernehmen nach am Freitag der Öffentlichkeit präsentieren. Dann werden nicht nur die Mitarbeiter mehr Klarheit haben, die bisher nicht wissen, ob es auch zu betriebsbedingten Kündigungen kommen wird. Beim Betriebsrat ist man noch zurückhaltend und will erst einmal die Entscheidungen des Aufsichtsrates abwarten. Auch die Aktionäre werden am Freitag wissen, ob sie schon wieder auf eine Dividende verzichten müssen.

Der angestrebte Umbau kostet viel Geld

Gerade erst hatte der scheidende Vorstandschef Martin Blessing für 2015 den leidenden Aktionären, die seit dem Einstieg des Staates vor sieben Jahren keine Ausschüttung bekommen hatten, immerhin 20 Cent pro Aktie gezahlt und auch Dividendenkontinuität versprochen. Doch der nun von Zielke angestrebte Umbau kostet viel Geld, rund eine Milliarde Euro, heißt es. Zwar soll die neue Struktur auch Kostenvorteile von rund einer Milliarde Euro pro Jahr bringen – aber das wird wohl erst nach der erfolgreichen Umsetzung der Fall sein. An der Börse stießen die Pläne denn auch auf wenig Begeisterung: Die Commerzbank-Aktie fiel um knapp drei Prozent auf 5,87 Euro.

Zielke hatte bereits Ende August einen harten Kurs angekündigt: „Alles was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert werden.“ In Privatkundenvorstand Mandel wird er da sicher einen guten Partner finden, denn er lebt schon seit Jahren mit einem papierlosen Büro und hatte als Chef der Direktbank-Tochter Comdirect Erfahrungen sammeln können. Die Bank müsse viel Geld in die Hand nehmen, um langfristig sparen zu können. „Ein ‚Weiter so’ ist in diesem Umfeld keine Option“, hatte Zielke betont. Die Bank wolle den Wandel selbst gestalten.

An den Filialen will der Commerzbank-Chef nicht rütteln

Allerdings ist eine Automatisierung der Prozesse nicht von heute auf morgen zu schaffen. „Man kann nicht Personal abbauen, ohne die Technik auf dem Stand der Zeit zu haben“, gab ein Insider zu bedenken. Der Stellenabbau dürfte sich damit vorwiegend hinter den Kulissen abspielen, wo Tausende Mitarbeiter Belege und Anträge bearbeiten – Tätigkeiten, die möglichst weitgehend Computer übernehmen sollen. An den Filialen will Zielke, der zuvor Privatkunden-Vorstand war, nicht rütteln. Doch dürften sie in Zukunft anders aussehen als heute. „Digital und persönlich“ solle die Commerzbank sein, hatte Zielke stets klar gemacht.

Laut dem „Handelsblatt“ will sich die Commerzbank zum Teil auch aus dem Aktiengeschäft zurückziehen. Geprüft werde, Teile davon auszugliedern oder zu verkaufen. Aktienhändler bereiten sich schon darauf vor, dass ihre Sparte aufgegeben werden soll. Das sei bereits seit Tagen im laufenden Geschäft zu spüren, sagte ein Händler.

Im August hatte die Commerzbank bekannt gegeben, dass sie in diesem Jahr mit einem Gewinnrückgang rechne. Für das erste Quartal musste das Unternehmen eine Halbierung des Gewinns im Vergleich zum Vorjahreszeitraum vermelden, im zweiten Quartal schrumpfte der Gewinn um mehr als ein Drittel.