Ein verqueres Dream-Team vor römischer Kulisse: Alicia Vikander, Armie Hammer und Henry Cavill (v. li.) in „Codename U.N.C.L.E.“ - mehr Filmeindrücke in unserer Bildergalerie! Foto: Verleih

Guy Ritchie startet eine köstliche Agenten-Kinoreihe, in der er geschmackssicher die 1960er Jahre wiederauferstehen lässt: Seine Ironie ist fein, die Action trotzdem wahrhaftig.In aller Seelenruhe führt er vor, was ein starker Regisseur mit einem guten Buch aus Schauspielern ­herauszuholen in der Lage ist.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "Codename U.N.C.L.E."

Der Legende nach haben Regisseur Guy Ritchie („Sherlock Holmes“, „Snatch“) und sein Produzent Mathew Vaughn („Layer Cake“) gewettet: Ritchie sollte das Herz der Pop- Diva Madonna gewinnen, Vaughn jenes des deutschen Ex-Models Claudia Schiffer. Beiden gelang es, und auch wenn Ritchies Episode längst Geschichte ist, zeigt sich hier die Dynamik eines Wettbewerbs unter Freunden.

Fortsetzung folgt: Vaughn hat im Frühjahr mit „Kingsman“ eine exzellente Agenten-Reihe gestartet, die virtuos mit Bond- und anderen Klischees spielt, Ritchie folgt nun mit der Adaption einer TV-Serie aus den 1960ern. Die gestaltet er in stilvoll überzeichnetem Zeitkolorit und Genre-Bewusstsein, bei dem kein Auge trocken bleibt.

Der Brite Henry Cavill, als Herzensbrecher in „Die Tudors“ eine Wucht und als Superman („Man Of Steel“, 2013) Opfer eines lausigen Drehbuchs, schwebt hier als CIA-Agent Napoleon Solo umwerfend cool und schlagfertig durch den Film. Eigentlich ein Trickbetrüger, der seine Strafe aufgrund überragender Fähigkeiten als Agent abarbeiten darf, vereint er alle Bond-Tugenden mit exzellentem Timing und einem gewinnenden Charme, der ans große Vorbild Sean Connery heranreicht.

Armie Hammer zeigt eine reife Leistung als verbissener Modellagent

Solos Widersacher, KGB-Agent Illya Kuryakin, ist ein nahezu unbezwingbarer Gegner, aber ein Choleriker. Armie Hammer, in „Lone Ranger“ (2013) ein Opfer der Genre-Verwirrung, zeigt hier eine reife Leistung als verbissener Modellagent mit den nicht ganz falschen Idealen, auch er ein großer Komödiant. Wenn Kuryakin kurz vor dem Überkochen ist, lässt Hammer die Augenlider flattern und die Hände zittern im Bemühen, sie nicht zur Faust werden zu lassen – um dann auch mal auf einer Toilette zur Abkühlung unbeteiligte Italiener zu vermöbeln.

Die beiden werden in eine Zwangspartnerschaft genötigt, weil Gangster sich eines Atomsprengkopfs bemächtigt haben, zwischen ihnen auch noch eine attraktive junge Frau mit sehr eigenem Kopf, deren Vater der Schöpfer der Bombe ist. Die Schwedin Alicia Vikander, in „Ex Machina“ (2015) eine Offenbarung als durchtrieben-berechnende Androidin, bietet den beiden Machos die Stirn. Sie zickt gewitzt und meistens zu Recht, verweigert sich geschmackloser Tarnkostümierung, trinkt Wodka und tanzt durchs Hotelzimmer, attackiert aus dem Nichts übermächtige männliche Gegner.

Schön durchgedrehter Bösewicht vor römischer Pracht

Sylvester Groth (Goebbels in „Inglourious Basterds“) gibt vor römischer Pracht einen schön durchgedrehten Bösewicht, und Hugh Grant, dem Romanzenfach entwachsen, ist köstlich als süffisant den Wahnsinn weglächelnder britischer Geheimdienst-Offizier.

In aller Seelenruhe lässt Guy Ritchie seine Protagonisten sich aneinander abarbeiten, er führt vor, was ein starker Regisseur mit einem guten Buch aus Schauspielern herauszuholen in der Lage ist. Seine Ironie ist fein, die Action trotzdem wahrhaftig. Kulisse und Kostüme der frühen 1960er bringt Ritchie bis ins kleinste Detail geschmackssicher für die Gegenwart zum Leuchten, ausgeklügelte Kamerapositionen und herrlich übertriebene Split-Screen-Sequenzen bieten auch visuell ein Erlebnis.

Das einzige kleine Handicap: Die Kalte-Kriegs-Geschichte um einen Atomsprengkopf in den falschen Händen wirkt doch arg vorgestrig. Das ist die Chance für James Bond, für den es langsam eng wird mit so viel Konkurrenz. Ritchies Reihe wird natürlich weitergehen – und man darf sich schon auf den zweiten Teil freuen.

Unsere Bewertung zu "Codename U.N.C.L.E.": 4 von 5 Sternen - empfehlenswert!

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