Wenn der Cigar Club sich zum Clubabend trifft, wird immer eine neue Zigarrensorte ausprobiert. Clubchef Klaus Allmendinger hat sich für Ashtons aus der Dominikanischen Republik entschieden. Foto: Köhler

Nach dem Essen ist vor der Zigarre: Für den Cigar Club Stuttgart steht Genuss an erster Stelle.

Stuttgart - Genuss zieht sich durch jeden Clubabend. Genauso wie Geruch. Erst duftet es nach Grillfleisch und Nudelsalat, dann nach Zigarre. Nach dem Essen ist vor der Zigarre. So läuft es immer ab, wenn der Cigar Club sich trifft. Deshalb erwarten die Mitglieder Pünktlichkeit. „Wir wollen gemeinsam mit dem Essen anfangen, weil wir danach gemeinsam die erste Zigarre anzünden“, sagt Dennis O’Donnell, der zusammen mit Klaus Allmendinger und Ralf Hirning den Vorstand bildet.

An jedem Clubabend stellt ein anderer eine neue Sorte vor. Allmendinger hat Ashtons mitgebracht. Die Holzkiste mit 25 Stück kostet fast 500 Euro. Für Zigarren dürfen die Mitglieder pro Monat etwa 15 Euro pro Person ausgeben.  "Zigarren für fünf Euro schmecken nur manchmal gut", sagt O'Donnell. Geschmack und Genuss haben ihren Preis. Doch die Zigarren werden auch nicht einfach angezündet, geraucht und ausgedrückt. Sie werden gekostet, geschmeckt, genossen.

Die Clubmitglieder beginnen zu rauchen, sobald alle aufgegessen haben. Sobald der Clubchef das entsprechende Handzeichen gibt und „Rauchfrei“ ruft. Dann gibt es noch einige Information zur Zigarre des Abends, die aus der Dominikanischen Republik stammt.

"Fensterlose Zimmer eignen sich für Clubabende nicht"

Dieses Mal wird die Luft nicht dicker, denn der Clubabend findet bei Allmendinger auf der Terrasse statt. Am Anfang haben die Clubmitglieder schon einmal Ashtons geraucht, "da haben wir vor lauter Rauch nichts mehr gesehen", erinnert O'Donnell sich. Das lag weniger an der Sorte als an der schlechten Durchlüftung des Raums. "Fensterlose Zimmer eignen sich für unsere Clubabende nicht."

Clubchef Allmendinger ist mit seiner Wahl zufrieden. Er zieht wieder an der Zigarre. „Schön mild am Anfang. Also mir schmeckt sie.“ O'Donnell nickt. „Mild ist sie, ja, aber mir fehlt die Würze.“ Die komme noch, ruft einer. Die Zigarren werden kürzer, doch O'Donnells Lieblingszigarre bleibt vorerst die kubanische Sorte Romeo Y Julieta.

25 Mitglieder gehören dem Plieninger Zigarrenverein an. Trotz der Regeln, die an den Clubabenden herrschen, sind die Mitglieder kein steifer humorloser Haufen. Im Gegenteil. Rum, Whiskey, Wein oder Bier runden die Genüsse ab. Was auf den Tisch kommt, hängt oft vom Motto des Clubabends ab. Mal gibt es Gegrilltes, mal Kubanisches, mal Fondue. Andere Male sitzen sie im Restaurant Traube in Plieningen. Hauptsache, es lässt sich Genuss mit Stil verbinden. „Wir schätzen beim Essen, Trinken und Rauchen eine gehobene Lebensart“, sagt Allmendinger.

"Eine gute Zigarre erkennt man an der Verarbeitung"

"Eine gute Zigarre erkennt man an der Verarbeitung"

Der Clubchef hat Zigaretten geraucht, bevor er in den Genuss von Zigarren kam. Zigaretten rührt er nicht mehr an. Der Geschmack einer Zigarre, sagt Allmendinger, liegt einige Stufen über dem einer Zigarette. O’Donnell sagt, dass er erst beim sechsten Mal Zigarrerauchen Gefallen am Geschmack gefunden hat. Aus purer Neugier hat er sie ausprobiert. Den Club hat er zusammen mit Allmendinger und Hirning ganz bewusst gegründet.

"So kommen wir mehr in den Genuss anderer Zigarren und erfahren mehr über sie", sagt O'Donnell. Allein die Lieblingszigarre zu rauchen, mache Spaß. In Gesellschaft neue Sorten zu testen aber auch. Die Mitglieder kennen sich bestens mit Zigarren aus. Sie können gute von schlechten unterscheiden. "Eine gute Zigarre erkennt man an der Verarbeitung", sagt Allmendinger. Sie brenne gleichmäßig ab,  zerbrösle beim Anschneiden nicht und habe ein schönes Deckblatt. "Je größer eine Zigarre ist, desto milder schmeckt sie." 

Auch am Geschmack erkenne man eine gute Zigarre, wobei jedes Mitglied natürlich seinen persönlichen Geschmack hat. In einer Sache sind sie sich aber einig. Dünne kurze Zigarren schmecken bitter und sind bissig im Rauch.

Den Alltag vergessen

Bei der Clubgründung vor sieben Jahren hatten die Mitglieder gerade einmal Basiswissen. "Wir hatten kaum Ahnung von Zigarren", gibt O'Donnell zu. "Wir wussten nur, was uns schmeckt und wie Tabak und Zigarren hergestellt werden."

Den Alltag für ein paar Stunden vergessen und entspannen zu können, das schätzen die Clubmitglieder an Zigarren. "Zigarren bedeuten Zeit", sagt O'Donnell. In Zahlen ausgedrückt heißt das: An einer Zigarre kann man gut und gerne bis zu einer Stunde rauchen. O'Donnell lehnt sich auf seinem Stuhl zurück.

Ralf Hirnings Frau Anke blickt derweil noch auf ihre Zigarre. Sie gehört zu den zwei einzigen Frauen im Club. "Die ist schon knackig. Man raucht lange daran." Anke Hirning glaubt, dass kaum Frauen Zigarre rauchen, weil sie es als unweiblich empfinden. "Zigarrenraucher sind auch unter den Männern selten", kontert ihr Mann.

Die Clubmitglieder lassen sich von Zahlen nicht beirren. Für sie zählt schließlich die Qualität, nicht die Quantität.