Daimler baut in Peking Motoren und ganze Autos. In Zukunft sollen es sogar noch deutlich mehr sein als bisher. Foto: Daimler

16 Millionen Autos wurden im vergangenen Jahr in China verkauft.Daimler ist an diesem Markt bisher unterproportional beteiligt. Man kann es aber auch so sehen: Der Konzern hat dort besonders gute Wachstumschancen, die er gegenwärtig beherzt ausschöpft.

Stuttgart - Für den Daimler-Konzern wird der Markt in China mehr und mehr zum Dreh-und-Angel-Punkt. „Im Jahr 2013 war China erstmals der größte Automarkt der Welt“, sagte China-Vorstand Hubertus Troska. „Ich behaupte, dass das für immer so bleiben wird.“ Wegen der immensen und weiter wachsenden Bedeutung sei China auch der Schlüssel für die Erreichung des Konzernziels, bis zum Jahr 2020 der führende deutsche Premiumhersteller zu werden – vor BMW und Audi.

Mit einem Absatzplus von voraussichtlich knapp 30 Prozent zum Jahresende war China für den Konzern auch in diesem Jahr ein Wachstumstreiber. Von Januar bis Ende November dieses Jahres verkaufte Daimler 253 000 Fahrzeuge in dem asiatischen Land – nächstes Jahr sollen es bereits deutlich über 300 000 sein. Damit setzt Daimler seine Aufholjagd gegenüber der Konkurrenz fort. Audi schaffte im gleichen Zeitraum dieses Jahres einen Absatz von 516 000, BMW (mit Mini) von 415 000 Fahrzeugen. In ein bis zwei Jahren werde China auch für Daimler der größte Einzelmarkt weltweit sein.

Besonders gute Wachstumschancen in China sieht Troska für Daimler bei den Kompaktfahrzeugen, von denen mit dem Geländewagen GLA erstmals ein Modell vor Ort gebaut wird. Dieser Trend zur Fertigung vor Ort werde sich fortsetzen – dem GLA würden weitere Kompaktmodelle folgen, sagte Troska, ohne diese zu benennen. Erst vor kurzem ist in Peking der 500 000. Mercedes-Benz-Pkw vom Band gerollt. Das dortige Werk wachse so stark, dass es „ohne Zweifel auf dem Weg ist, unser weltweit größtes Pkw-Werk zu werden“.

Schon jetzt werde jeder zweite Mercedes, der in China verkauft wird, auch dort gebaut. Der Anteil werde weiter steigen. Bereits im kommenden Jahr steige die jährliche Kapazität von 120 000 auf 200 000 Fahrzeuge, außer für den GLA auch für eine China-Version der C-Klasse, die besonders lang ist. Bis Peking die Nummer eins unter den Daimler-Werken ist, wird es allerdings noch dauern: Das weltweit größte Pkw-Werk des Konzerns in Sindelfingen verfügt derzeit über eine Kapazität von gut 400 000 Autos.

Der Ausbau lokaler Produktion sei für Mercedes in China ein „entscheidender Wachstumstreiber“. Schon jetzt betrage der chinesische Wertschöpfungsanteil an einem Mercedes, das für China gebaut wird, im Durchschnitt rund 60 Prozent.

Auch die Entwicklung findet zu einem großen Teil vor Ort statt. Es gelte, früh Trends zu erkennen, um die Erwartung des chinesischen Markt zu treffen und diesen Bedarf „mit deutlicher Stimme in Stuttgart zu hinterlegen“. So sei der Raumbedarf dort größer als in Europa – und die C-Klasse mit langem Radstand deshalb überfällig gewesen.

Ein großer Unterschied sei auch der sehr hohe Anspruch an die Vernetzung der Fahrzeuge, die auch deshalb fordernd sei, weil in China ganz andere Online-Dienstleister am Markt seien als im Westen, wo zahlreiche Dienste von Google angeboten werden. Das liege nicht zuletzt daran, dass die Autokäufer in China viel jünger und technikbegeisterter seien als etwa in Deutschland. So sei der durchschnittliche Mercedes-Käufer in Deutschland 53 Jahre alt – in China dagegen erst 38.

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