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Im Januar 2011 feierte die Show ihre Premiere in Hamburg; nun hat sie ihr Zelt in Stuttgart aufgeschlagen und zeigt dort eine Show, die als Einheit von Tanz, Choreografie, Akrobatik, Gesang und Bühnenbild schlicht überwältigt.

Stuttgart - Das Zelt der Katzen auf dem Cannstatter Wasen ist groß. Und schwarz. Wie ein kleines Spukschloss steht es da, ein animalisch grünes Augenpaar leuchtet auf ihm. 1800 Menschen finden Platz in diesem Zelt, 1800 Menschen kamen, als am Sonntagabend das Musical „Cats“ in Stuttgart Premiere feierte.

Im Innern des Zeltes wurden sie empfangen von einem großen, leuchtenden Vollmond, zerrissen von vorbeiziehenden Wolkenstreifen. Von einem Müllberg, in dem man einen Tennisschläger sah, einen alten Kessel, ein Abflussrohr, verbeulte Felgen.

Es ist die Welt der Katzen, ihr Spielplatz, ihre Bühne – man sieht diese Welt mit Katzenaugen, und deshalb ist der rostige alte Backofen in der Ecke auch so groß wie ein kleines Gartenhaus. Hunderte von grünen Augenpaaren flackern auf im Dunkeln auf dem Müllberg, blitzen. Auch im Publikum schleichen solch leuchtende Augen umher. Langsam füllen sie die Bühne an, die Stars des Abends. Keine Katze gleicht der anderen. Weißen, schwarzen, roten, braunen und gestreiften Katzen begegnet man hier; rund dreißig verschiedene Katzencharaktere werden vom Ensemble der neuen deutschen Tourneeproduktion des Erfolgsmusicals dargestellt.

Die Show ist schlicht überwältigend

Im Januar 2011 feierte die Show ihre Premiere in Hamburg; nun hat sie ihr Zelt in Stuttgart aufgeschlagen und zeigt dort eine Show, die als Einheit von Tanz, Choreografie, Akrobatik, Gesang und Bühnenbild schlicht überwältigt. Für mehr als zwei Stunden tauchen die Zuschauer ein in die schillernde nächtliche Fantasiewelt der Katzen, die der Komponist Andrew Lloyd Webber vor 31 Jahren nach Gedichten des Nobelpreisträgers T. S. Eliot erschuf.

Fantastisch sind diese Katzen in der Tat: In ihren hautengen, fellbesetzten Kostümen scheinen die Darsteller geradezu wirklich zu Katzengeschöpfen zu werden. Sie bewegen sich schleichend über die Bühne, rollen über den Boden, springen wild fauchend aus der Schrottkulisse hervor. Viel Beifall erhalten die schöne weiße Katze Victoria für ihren akrobatischen Tanz und der eitle Kater Rum Rum Tugger, der den Rocker gibt, der von den Katzen bespöttelt und doch angeschwärmt wird.

Bustopher Jones ist ein dicker alter schwarzer Kater von Lebensart, der bequem hereingewalzt kommt und es sich auf einem alten Zylinder bequem macht. Das Duo Mungojerry und Rumpleteazer wirbelt frech durch die Kulisse; der alte Deutronomius schreitet würdevoll dahin und ruht auch nach der Pause noch auf seinem Platz im Schrott.

Eine dichte, traumartige Atmosphäre

„Cats“ ist eine Abfolge von Katzenporträts, lebhaft gezeichneten Katzenpersönlichkeiten, die nacheinander auftreten beim jährlichen Ball der Jellicle-Katzen. Die Handlung kreist um den bösen Kater Macavity, einen Gangster der Hinterhöfe, der sich immer wieder mit Donner und Knallen ankündigt, die Katzen aufschreckt, dann aber doch ausbleibt . . . – zunächst. Und sie kreist um Grizabella, die alte Glamour-Katze, die nun grau und verwahrlost ist und von den anderen Katzen gemieden wird.

Die Musik zum Stück, gespielt von der Cats-Band, illustriert alle Szenen stimmig, schafft Krimispannung, wenn Macavity sich anschleicht, legt ein feuriges Tempo vor, wenn die Katzen tanzen und steppen, setzt jeden Katzencharakter in Szene.

Das eine bekannte Stück des Musicals jedoch, das schon vor der Pause erklingt und später mehrmals wiederkehrt, „Erinnerung“, ist Grizabella gewidmet. Im ihm singt sie von vergangenem Glück, ganz zuletzt in einem ergreifenden Solo: die alte Katze allein im Hinterhof im Mondschein, wie sie mit großer Leidenschaft und Stimme das Vergehen der Zeit beklagt und dem Publikum eine Gänsehaut beschert. Auf einem alten Autoreifen wird sie in den „Heavside Layer“ auffahren, den Katzenhimmel, um neu geboren zu werden.

Die Plätze der Zuschauer sind im Halbkreis um die Bühne angeordnet, das Bühnenbild schafft eine dichte, traumartige Atmosphäre. Der Mond wechselt oft die Farbe in dieser langen Nacht der Katzen, er strahlt blau oder rot oder grün über der Szene. Wenn Simbleshanks, der Eisenbahnkater, sich vorstellt, kommen Räder herbei und Stoffe, die auf der Bühne schnell eine Lokomotive entstehen lassen. Immer wieder treten Katzen über die Zuschauerreihen auf oder streichen dort umher und betrachten ihre Betrachter.

Ständige Bewegung herrscht im Zelt, ein Schleichen, Dahingleiten, Tanzen unzähliger Körper. Katzenkrimi, Melodram, Musical, Varieté, Ballett in einem, beeindruckt „Cats“ als fulminante Bühnenshow und grandiose Ensembleleistung.

Bis 9. Dezember, Informationen und Tickets im Netz unter: www.cats.de