Aus dem Land: Karl Göbel (links) und Markus Kaiser Foto: Lichtgut/ Ferdinando Iannone

Auf der Alb da gibt’s Produkte aus dem Land. Beim Volksfest gibt es ein Dorf, in dem man Baden und Württemberg schmecken kann. Doch was hat das mit Wölfen zu tun?

Es ist gemein. Aber als Städter wie der Wasenhocker einer ist, fällt einem bei der Alb der Spruch von den drei Krankheiten ein: Lepra, Cholera von dr Alb ra. Das ist natürlich fies, ungerecht und überheblich. Zumal sich die Alb beim Volksfest von ihrer besten Seite zeigt. Und ihm sogar einen nötigen Schub in Sachen Traditionsbewusstsein gibt. Die Fruchtsäule spielt keine Rolle mehr, die Zeltgänger feiern Fasching im Herbst, zum Trinken schmeißt man sich in alpenländischen Folkloreschick. Dass das Volksfest in Stuttgart, in Baden-Württemberg gefeiert wird, merkt man vor allem im Albdorf, einst bekannt als Almhüttendorf. Karl Göbel hat das Dorf seit 17 Jahren mit der Familie Renoldi betrieben, nun hat er das Konzept geändert. Von der Alm auf die Alb. 70 Prozent der Produkte kommen aus dem Land. Demnächst sollen es 100 Prozent sein. Bei Kartoffeln, Mehl, Schinken, Fleisch, Käse, Wurst ist das kein Problem. Und es muss nicht immer Nutella sein, auch aus Waldenbuch von Ritter Sport kommt Nuss-Nougat-Creme. Beim Senf wird es schon schwieriger, bei Champignons unmöglich. „Da machen wir eine Pilzpfanne mit Steinpilzen“, sagt Göbel. Kompliziert ist es beim Ketchup. 30 Eimer brauche man jeden Tag, „so viele Tomaten wachsen in ganz Baden-Württemberg nicht“, sagt Landwirtschaftsminister Peter Hauk. Das Land unterstützt Göbel mit 100 000 Euro für vier Jahre. Und hofft, so Lieferketten stärken zu können. Kauft Göbel mehr Ketchup, wird mehr produziert. Ersetzt Göbel den Jägermeister durch heimischen Kräuterlikör, wird der verlässlich hergestellt. Weil man das für eine gute Sache hält, hatte Hauk die Landtags-Kollegen von der CDU geladen. Der Wasenhocker rätselt noch, ob der Cocktail am Waldhisli mit badischem Schnaps eine Hommage oder ein Piesacken war. Sein Name: Birnen-Helmut.

Fleisch und Wurst gibt von der Erzeugergemeinschaft Schwarzwald Bio-Weiderind. Darin sind 200 Landwirte zusammengeschlossen. Ihre Tiere lassen sie draußen weiden, so lange es das Wetter erlaubt. Und erhalten so die Wiesen im Schwarzwald, die sonst der Wald erobern würde. Markus Kaiser hat selbst 250 Tiere. Er kämpft mit Problemen, die ein Städter sich nicht vorstellen kann. Der Wolf GW 1129m hat sechs Rinder im Alter von sechs bis zehn Monaten gerissen. Teilweise fand Kaiser sie sterbend auf der Weide und musste sie erlösen. Nun hat er einen Zaun für eine Million Euro gebaut. Gefördert vom Land. Allerdings gibt es da eine Obergrenze: 30 000 Euro im Jahr. Man muss kein Adam Riese sein, um zu merken, das geht nicht auf. Kaiser: „Viele meiner Kollegen sagen denn auch: Wenn einmal der Wolf einkommt, höre ich auf.“ Und der Wasenhocker lernt: Dieses Landleben ist nicht so idyllisch , wie sich der Städter das vorstellt.