Die Reste des Volksfests: Nach 17 Tagen Rummel packen die Schausteller ein und reisen weiter. Foto: Max Kovalenko/PPF

Das Volksfest auf dem Wasen macht Platz für die Gourmet-Show Palazzo, das Musical „Cats“ und den Weltweihnachtscircus. Die Giganten aus Stahl liegen bereits darnieder, die Boxautos sind in der Garage. Katzen und Köche drängeln und warten auf ihren Auftritt.

Stuttgart - Das Taxi aus Timisoara parkt vor dem Bierzelt. Ob die Volksfest-Veranstalterin in.Stuttgart Hilfe aus Rumänien geholt hat, weil, so ihre Klage, die Gäste keine Taxen bekommen haben? Oder holt der Fahrer des Dacia mit der Taxinummer 0166 einen verspäteten Zecher ab? Wahrscheinlich aber verdient sich der Chauffeur etwas dazu beim Abbau der Karussells, Imbisse und Zelte.

14 Tage Zeit haben die Schausteller, um den Wasen zu räumen. Doch bei vielen muss es schneller gehen. Bei den beiden Riesenrädern begann nach der letzten Fahrt am Sonntagnacht noch der Abbau. Das Rad der Firma Kipp reist nach Bremen, Oscar Bruch junior fährt mit seinem Riesenrad nach Basel. Zuerst haben seine Helfer die Gondeln abgehängt und verstaut, am Montag zwangen sie das Skelett in die Knie. Alles zusammen landet auf 22 Bahnwaggons und ist auf dem Weg in die Schweiz. Dort wird es wieder zusammengebaut, am Wochenende muss es sich wieder mit zahlenden Passagieren drehen.

Auch Joachim Löwenthal fährt mit seiner Wildwasserbahn nach Bremen auf den Freimarkt. Sie ist laut Eigenwerbung „die größte transportable der Welt“. Sechs Millionen Euro hat er sie sich einst kosten lassen. Und jeder Tag, an dem sie trocken liegt, kostet viel Geld. Also muss es schnell gehen. 24 Stunden geben sie sich Zeit, dann muss die Bahn zerlegt und auf gut 30 Transportern verpackt sein. Löwenthal hat sich sogar ein zweites Stahlskelett fertigen lassen, das bereits in Bremen steht. Dort hängen sie dann noch die Wannen ein, und das Wasser kann hinabstürzen. Mindestens 40.000 Euro kostet der Umzug eines solchen Rummelgiganten.

Von Dienstag an wird das Spiegelzelt Palazzo für Show und Dinner aufgebaut

Die Wirte können es gelassener angehen. Ihre Zelte werden eingelagert. „In vier bis fünf Wochen sind wir fertig“, sagt Peter Brandl, Wirt des Fürstenberg-Zelts. Die Bänke allerdings hat schon die Brauerei geholt, Feste und Hocketsen gibt es schließlich überall. Auch der Gärtner Johann Kumfert packt schon ein. Am Imbiss Benda holt er seinen Efeu ab, sozusagen geleaste Pflanzen. „Früher haben wir Tannenbäume geliefert, aber denen war es zu warm, die wurden braun“, sagt er, „jetzt stellen wir Efeu auf.“ Der wird beim Frühlingsfest wieder verwendet, die Chrysanthemen sind zwar noch strahlend gelb, aber ihnen blüht dagegen ein Ende auf dem Kompost.

Während die einen abbauen, kommen schon die nächsten. Man gibt sich quasi die Schraubenschlüssel in die Hand. Von Dienstag an wird das Spiegelzelt Palazzo für Show und Dinner aufgebaut, am 2. November ist Premiere. Die Katzen starten am 4. November mit dem Musical „Cats“ auf dem Wasen: Wo die Achterbahn brauste und kollerte, maunzen und singen bald die Katzen.

Damit nicht genug. Wie jedes Jahr kommt auch der Weltweihnachtscircus wieder. Vom 6. Dezember an feiern die Artisten ihr 20-Jahr-Jubiläum auf dem Wasen.

Bis dahin erinnert nichts mehr an das Volksfest. Vermutlich auch dank der fleißigen Hände des unbekannten Taxifahrers aus Timisoara. Wenn er heimfährt, legt er 1204 Kilometer zurück. Vielleicht nimmt er ja noch ein paar Kollegen mit. Hoffentlich umsonst. Sonst ist ihr sauer verdientes Geld gleich wieder weg. Denn laut der Preistafel außen an seinem Taxi kostet die Fahrt 2,32 Lei je Kilometer, das sind insgesamt umgerechnet 609,66 Euro. Doch solange das Taxi aus Timisoara vorm Bierzelt parkt, gibt es noch genug zu tun in Bad Cannstatt.