Ortstermin im Wahlkampd: Marian Schreier (Mitte) im Gewerbegebiet in Tengen Foto: Pläcking

Der 25-Jährige Marian Schreier tritt für das Bürgermeisteramt in der Kleinstadt Tengen in Baden an. Ein mutiger Schritt für den Stuttgarter, der sich lohnen könnte. Denn die Chancen auf einen Sieg stehen gar nicht schlecht.

Stuttgart/Tengen - Es sind die kleinen Themen mit denen sich der Stuttgarter Marian Schreier im badischen Tengen, direkt an der Schweizer Grenze, beschäftigen muss. Neue Bürgersteige an der Landstraße, die Anbindung der Stadt an den Nahverkehr und Probleme mit einem Baugrundstück im Gewerbegebiet. Marian Schreier ist erst vor kurzem 25 Jahre alt geworden. Damit ist er gerade so das Mindestalter erreicht, das man für das Amt eines Bürgermeisters haben muss. Und zum Bürgermeister möchte er am 1. März in der 4500-Seelen-Gemeinde gewählt werden. Aufgewachsen ist der 25-Jährige am Kräherwald und ging aufs Stuttgarter Eberhard-Ludwigs Gymnasium, war dort im Debattierclub. Ein typisches Kind der Großstadt.

Trotzdem zieht es ihn jetzt aufs Land in die Kommunalpolitik. Dabei war er, nach seinem Studium der Politik und Verwaltungswissenschaft in Konstanz, bereits als Mitarbeiter im Bundestagsbüro von Peer Steinbrück. Das ist schon ein wenig höher auf der Karriereleiter der Bundespolitik. Das Amt in Tengen sei aber auf keinen Fall ein Abstieg. „Ich möchte nicht nur anderen Politikern zuarbeiten, sondern selbst etwas gestalten“, sagt Schreier. Ihn fasziniere dabei vor allem die lange Amtszeit von acht Jahren. In der Zeit sei es möglich, Projekte anzupacken und die Realisierung zu begleiten. In anderen politischen Ämtern gehe es nach kurzer Zeit bereits wieder um den Wahlkampf. Das will er nicht. Und obwohl er Mitglied bei der SPD ist, tritt er nicht für seine Partei an, sondern als unabhängiger Kandidat.

Wahlkampf muss er aber jetzt führen. und sich gegen drei Konkurrenten durchsetzen, um auf den Chefsessel im s Rathaus zu kommen. „Ich bin angetreten, um Bürgermeister zu werden“, sagt Schreier selbstsicher. An einem Abend sind knapp 100 junge Menschen zu einer seiner Veranstaltungen gekommen, die er über Facebook angekündigt hatte. Schon am folgenden Tag geht es weiter mit der nächsten. Mit rund 20 Bürgern macht er einen Rundgang durchs Gewerbegebiet, um anschließend mit ihnen in einer Kneipe ein Bier zu trinken und dort Fragen zu beantworten. „Reden kann er“, sagt ein Besucher der Veranstaltung. Schreier wirkt sicher in seiner Rede und klingt vielleicht deshalb ein wenig zu stark nach einem Politiker aus dem Fernsehen. Doch mit den Fragen der Menschen ändert sich dieser Eindruck wieder.

Beim überregional bekannten Schätzele-Markt in der Stadt seien in der Vergangenheit immer wieder bekannte Redner aufgetreten. Ob Schreier auch weiterhin solche Leute anbringen könne, wurde gefragt. Er habe ja Kontakte nach Berlin. „Peer Steinbrück aber besser nicht, dann kommen keine Schweizer mehr“, scherzt Schreier und spielt auf dessen schwieriges Verhältnis mit den Eidgenossen an. Das Verhältnis mit den Schweizern ist in Tengen aber besonders wichtig, schließlich gibt es einige Grenzgänger und viele Schweizer, die wegen der niedrigen Preise nach Deutschland strömen. Das verteuert Grundstückspreise und bereitet in der Stadt einige Kopfschmerzen. Dem möchte sich Schreier stellen und die Chancen stehen gut. Fragt man die Leute, gibt es ein Kopf-an-Kopf Rennen zwischen Schreier und dem Politikberater Robert Hein. Schreiers Alter spiele allerdings keine Rolle. Der scheidende Bürgermeister Helmut Groß war bei seiner ersten Wahl ebenfalls erst 25 Jahre alt – und nach dem ersten Wahlsieg 42 Jahre lang im Am.