Nicht nur normaler Lärm kann krank machen – auch tieffrequenter Schall Foto: Piechowski

In Leinfelden fühlen sich mehrere Betroffene seit Monaten durch ein tieffrequentes Brummen um den Schlaf gebracht. Die Suche nach der Quelle ist bisher erfolglos gewesen. Jetzt gibt es Kritik am Landratsamt, weil es keine weiteren Messungen mehr veranlassen will.

Leinfelden-Echterdingen - Seit Monaten fühlen sich mehrere Familien in Leinfelden durch ein massives Brummen um den Schlaf gebracht. Messungen des Landratsamts Esslingen haben bisher keine auffälligen Werte ergeben. Die Betroffenen fordern jetzt neue Maßnahmen, um dem mysteriösen tieffrequenten Ton auf die Spur zu kommen. Und erheben Vorwürfe gegen das Landratsamt.

„Wir haben einen eigenen Experten hinzugezogen, der viel zu hohe Werte gemessen hat“, sagt eine Betroffene. Der Vertreter des Landratsamt habe schlicht die falschen Frequenzen überprüft. Inzwischen habe man dem Amt mehrere mögliche Quellen des Tons genannt – die Zusage, in einem solchen Fall nochmals zu messen, sei aber nicht eingehalten worden. „Bei uns vibrieren inzwischen die Wasserflaschen auf dem Tisch“, sagt die Frau, „wir haben große gesundheitliche Probleme und niemand hilft uns weiter.“

Beim Landratsamt will man das so nicht stehen lassen. „Wir haben bei den ersten Schilderungen sehr schnell reagiert“, sagt Sprecher Peter Keck. Die Werte, die das Gewerbeaufsichtsamt in der Wohnung der Familie ermittelt habe, seien „aber weit unter der Hörschwelle gelegen“. In der Folge habe man nicht jedem geäußerten Verdacht nachgehen können. „Der Auftrag war für uns damit erledigt“, so Keck.

Bei der Stadt Leinfelden-Echterdingen sieht man das etwas anders. Dort haben sich mittlerweile zwei weitere Bürger gemeldet, die unter dem merkwürdigen Brummen und einem damit verbundenen Vibrieren leiden – ausschließlich in geschlossenen Räumen und vor allem nachts. Die Stadt will deshalb noch in dieser Woche nochmals auf das Landratsamt zugehen. „Wir kümmern uns im Rahmen des Möglichen und suchen nach Ursachen. Für die Messung ist aber der Landkreis zuständig“, heißt es dort.

Die Stadt hat diverse Möglichkeiten abgeklopft. Laut einem Geologen kann die Stuttgart-21-Baustelle am Fasanenhof als Quelle nicht infrage kommen – dort haben die eigentlichen Tunnelbohrungen auch erst vor wenigen Tagen begonnen. Auch die Suche des Baurechtsamts nach neuen technischen Anlagen in der Nachbarschaft der Betroffenen hat bisher kein Ergebnis gebracht. Mittlerweile ist sogar die Regulierungsbehörde für Telekommunikation am Regierungspräsidium eingeschaltet, um zu klären, ob bestimmte Sendefrequenzen Auslöser sein könnten. Doch auch dort bisher: nichts.

Mehrere Fraktionen des Gemeinderats fordern inzwischen Aufklärung. So sind laut Sabine Onayli von der Liste Engagierte Bürger weitere, geeignete Messungen notwendig. Falls sich in der Sache nichts tue, so die Stadträtin, werde man weitere Schritte zur Not auch offiziell beantragen.