Mit diesem Entwurf sind Behnisch Architekten und Breuninger im März 2010 ins Rennen gegangen – seither gab es Überarbeitungen, aber keine Zustimmung im Rathaus Foto: Behnisch Architekten

OB Schuster gibt Plänen keine Chance im Gemeinderat - Breuninger vertagt Präsentation auf Januar.

Stuttgart - Bei der baulichen Neuordnung am Karlsplatz gibt es erneut Reibungsverluste. Die Firma Breuninger will die überarbeiteten Pläne für das Projekt Da Vinci nun erst im Januar präsentieren. Auch die Erhaltung des bisher vom Innenminister genutzten Gebäudes Dorotheenstraße6 scheint nicht mehr ausgeschlossen.

Was wird aus dem Projekt am Karlsplatz? Schaffen die Architekten Stefan Behnisch und Martin Haas doch noch die Quadratur des Kreises? Können sie die Erwartungen des Bauherrn Breuninger in Baumasse und Rendite zufriedenstellen und der Stadt garantieren, dass die Höhen der neuen Gebäudekomplexe die historischen Nachbargebäude nicht in den Schatten stellen? Eigentlich sollte es darüber noch vor Weihnachten Aufschluss geben. Doch die Pressekonferenz, mit der Breuninger in der vergangenen Woche die Öffentlichkeit unterrichten wollte, wurde auf "Anfang Januar" vertagt. Der Plan von OB Wolfgang Schuster, die Neuauflage der Da-Vinci-Pläne vor Weihnachten den Stadträten vorzulegen, ist ebenfalls Makulatur.

Stadt ist weiter unzufrieden mit den Plänen

"Wir wollen die Überlegungen in der neuesten Form gut vorbereitet und mit aussagekräftigen Darstellungen vorstellen", sagte Breuninger-Sprecher Christian Witt zur Begründung, "deshalb soll es jetzt erst Anfang Januar sein". Die Stadtverwaltung führt ins Feld, die Haushaltsberatungen seien enorm zeitaufwendig. Der Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik, dem die Pläne zuerst präsentiert werden sollen, könne in diesem Monat wegen der Etatberatungen nur zweimal tagen. Das Thema Quartier am Karlsplatz erfordere aber viel Zeit.

Nach Informationen unserer Zeitung sind Schuster (CDU) und Städtebaubürgermeister Matthias Hahn (SPD) allerdings unzufrieden mit dem, was ihnen Breuninger-Chef Willem G. van Agtmael und die Architekten am 29. November vorstellten. Sie wollen mit diesen Plänen nicht vor die Stadträte treten. Der Neubaukomplex füge sich immer noch nicht gut genug in die Umgebung mit den Kulturdenkmalen Markthalle, Altes Schloss, Neues Schloss sowie Altes Waisenhaus ein. Damit werde man im Gemeinderat keine Befürworter finden, warnte die Stadtverwaltung. Dabei gefällt der Verwaltungsspitze die architektonische Sprache von Behnisch und Haas durchaus gut. Bei der geplanten Gliederung der Fassaden seien den Architekten ganz klar Verbesserungen gelungen. Mit rund 34 Meter Höhe würde der jetzt geplante Gebäudekomplex auch vier Meter weniger aufragen als im ursprünglichen Entwurf vorgesehen, mit dem das Büro Behnisch Architekten im Frühjahr 2010 den Architektenwettbewerb gewonnen hatte. "Es ist aber immer noch ein zu großer Komplex", heißt es im Rathaus.

Auf der anderen Seite, bei Breuninger, soll ebenso großes Unverständnis über die Stadtoberen herrschen. Van Agtmael verstehe nicht, dass Schuster das Projekt nicht durchpauken könne. Man sei nicht im Streit auseinander gegangen, versichert man im Rathaus. Dort wartet man seit Ende November aber auf ein Signal des Kompromisses von Bauherr und Architekten. Bis Freitag sei es nicht eingegangen, wird glaubhaft berichtet.

Was will Breuninger im Januar präsentieren?

Was also will Breuninger im Januar präsentieren? Möglicherweise eine ganz andere Lösung, die weniger Konflikt mit der Stadt bedeuten würde und keinen Neubau zwischen der Markthalle und dem ehemaligen Hotel Silber umfasst? "Wir befassen uns mit verschiedenen Optionen", sagt Breuninger-Sprecher Witt dazu nur.

Bauexperten der Stadt denken schon länger darüber nach, ob die dringend notwendige Neuordnung des Quartiers nicht auch mit einem abgespeckten Da-Vinci-Projekt zu erreichen wäre: mit einem Neubau anstelle des Hauses Betten-Braun, einer Bebauung auf dem Breuninger-Parkplatz an der Karlsstraße, aber auch mit der Erhaltung des Gebäudes Dorotheenstraße6 neben der ehemaligen Gestapo-Zentrale Hotel Silber, deren Erhaltung seit der Landtagswahl definitiv beschlossen ist. Der bisherige Hauptsitz des Innenministeriums, das im Herbst 2012 an die Willy-Brandt-Straße umziehen wird, müsste im Erdgeschoss auf breiter Front geöffnet werden. Das Gebäude sei zwar nicht besonders schön, heißt es, aber "fein in die Umgebung eingepasst".

So ein PlanB, sagte Hahn auf Anfrage, sei zwar nicht undenkbar, "aber ich werbe nicht dafür". Der Bürgermeister tritt für eine Lösung mit "der Bauform von Behnisch, aber weniger Volumen" ein.