Nach dem Brand bleiben die Liegestühle auf unabsehbare Zeit leer. Foto: Sandra Hintermayr

Nach dem Brand im Hallenbad Sonnenberg in einer Nacht Ende Juli müssen die Verantwortlichen nun zunächst Bilanz ziehen. Besonders traurig sei das Ganze für die Kinder und Vereine, sagt der Bademeister.

Sonnenberg - „Furchtbar.“ Mit diesem Wort beschreibt Klaus Schlipf von den Bäderbetrieben Stuttgart den Anblick des Sonnenberger Hallenbads. Er ist Betriebsstellenleiter in den Hallenbädern in Vaihingen und Plieningen und derzeit als Vertretung für den Sonnenberger Leiter Peter Weiss-Latzko im Hallenbad. Furchtbar sehe es in den beiden Büros aus, die komplett ausgebrannt sind. „Es ist nichts mehr da“, sagt Schlipf. „Die PCs, die Regale, man erkennt nichts mehr. Alles ist weg.“

Die Türen sind geschmolzen, ebenso die Alupaneele unter dem Dach. Die Schränke mit den Fundsachen und der Kassenbereich sind teilweise zerstört. Furchtbar sei auch der schwarze Ruß, der alles bedecke. „In den Unkleideräumen liegt so viel Ruß, dass man darin Fußabdrücke hinterlässt“, sagt Schlipf. „Die Lüftungsanlage lief die ganze Zeit während des Brandes, sie ist ebenfalls voller Ruß.“

Gegen 4 Uhr war der Brand gelöscht

Schlipf erinnert sich genau an die Nacht vom 24. auf den 25. Juli, in der das Feuer ausbrach. „Um kurz nach zwei Uhr wurde ich vom Telefon aus dem Schlaf gerissen. Die Leitstelle der Feuerwehr hat mich über den Brand informiert.“ Als Vertretung von Peter Weiss-Latzko sollte er als Verantwortlicher ins Hallenbad kommen. „Ich habe eine Kollegin geschickt, weil sie näher am Bad wohnt“, sagt Schlipf, der in Vaihingen lebt.

Diese habe ihn über die Situation vor Ort informiert. „Da waren Rauch und Flammen zu sehen, 55 Mann der Feuerwehr waren vor Ort, dazu etliche Polizeibeamte vom Revier Balinger Straße“, sagt Schlipf. Um kurz nach vier Uhr war der Brand gelöscht, gegen neun Uhr kamen die Brandermittler. Die haben herausgefunden, dass das Feuer im Bereich der Büros ausgebrochen ist, an einer Stelle, an der eigentlich kein Feuer ausbrechen kann. Laut Polizei ist von einem Fall vorsätzlicher Brandstiftung auszugehen. Zudem wurden Schränke und Schreibtische durchwühlt. Ob etwas gestohlen wurde, ist unklar. Ebenso kann die Höhe des Sachschadens noch nicht beziffert werden. Die Ermittlungen dauern an.

In all dem Chaos, das das Feuer hinterlassen hat, müsse jetzt geschaut werden, was noch zu retten sei und was neu beschafft werden müsse, so Schlipf. „Auch Schwimmutensilien wie Poolnudeln sind zerstört worden, auch die, die von den Schulen und Vereinen im Bad gelagert wurden“, sagt er. Die Kosten für den Ersatz müssen die Vereine und Schulen wohl selbst tragen.

Traurig für die Kinder

„Es ist so traurig, besonders für die Kinder, die hier Schwimmkurse hatten“, so der Bademeister. Vom Babyschwimmen bis zum Schul- und Vereinsschwimmen, sie alle müssen nun schauen, ob sie in anderen Bädern unterkommen können. Schlipf ist skeptisch, dass alle Kurse weiterhin stattfinden können. „Die umliegenden Bäder können das nicht auffangen. Es wird schwierig, alle unterzubringen.“ Man müsse zusammenrücken, so gut es eben gehe.

Die Bauarbeiter müssen nun aus der „schwarzen Baustelle“ erst einmal eine „weiße“ machen, das heißt: das ganze Bad vom Ruß befreien und reinigen. Erst dann kann mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Die Arbeiten werden sich wohl bis ins nächste Jahr ziehen. Während des Wiederaufbaus wird hauptsächlich Schlipfs Kollege Weiss-Latzko vor Ort sein, er selbst hat über den Sommer in den Freibädern Vaihingen und Möhringen und im Winter in den Hallenbädern Vaihingen und Plieningen zu tun. „Es wird seine Zeit brauchen, bis alles wieder seinen gewohnten Gang gehen kann“, sagt Schlipf.

Kleine Chronik des Hallenbads:

Im Jahr 1979 wurde das Hallenbad Sonnenberg an der Kremmlerstraße eröffnet. Seitdem ist es etliche Male teilsaniert worden, nachdem für eine umfassende Sanierung das Geld fehlte. Die Kosten für eine Generalsanierung wurden vor dem Brand auf ungefähr 16,5 Millionen Euro geschätzt.

Von Juli 2013 bis Mai 2014 wurde zuletzt am Hallenbad gearbeitet. Die Dachkonstruktion wurde für rund 1,7 Millionen Euro aufgrund von Korrosion erneuert. Dabei wurden statisch relevante Bauteile, das Flachdach und die Stahlbetondecke über den Schwallwasserbecken saniert und die abgehängte Decke erneuert.

Im Frühjahr 2016 wird das ausgebrannte Hallenbad frühestens wieder aufgebaut sein. Ein genaues Datum lässt sich noch nicht sagen. Nach den ersten Aufräumarbeiten wird im November eine Bestandsaufnahme gemacht, erst danach wird es möglich sein, einen Termin für die Wiedereröffnung zu nennen.