Für dieses Konzert konnten man keine Karten kaufen, nur gewinnen: Jon Bon Jovi und Band im Zapata in Stuttgart. Foto: SWR 3

Locker, kraftvoll, mitreißend: Die Rocklegenden von Bon Jovi haben am Samstag im Zapata ein kleines Publikum beglückt. Als einzige Zeitung verlosten die Stuttgarter Nachrichten Karten dafür.

Stuttgart - Normalerweise sehen ihn seine Fans auf Stadienbühnen in der Größe einer Ameise. Im Club Zapata braucht Jon Bon Jovi keine Riesenleinwände, damit die hinteren Reihen etwas von seiner Mimik erahnen. „Ist ziemlich klein hier“, sagt der 50-jährige Sänger, der fit und durchtrainiert pünktlich um 20.30 Uhr ganz in Schwarz zu den Gewinnern etlicher Verlosungen getreten ist. Jon-Boy, wie ihn seine Fans rufen, grinst und freut sich wie ein Schelm: „Ich glaube, wir haben seit 25 Jahren nicht mehr in so einem kleinen Schuppen gespielt. Aber es fühlt sich toll an! Vielen Dank, dass ihr da seid!“

Ein dankbarer Mensch, der Herr Weltstar. Die Fans stehen dicht gedrängt, alle in bester Laune. Es ist laut, warm, stickig. Es ist genauso so, wie ein Konzert in einem Rockclub sein muss. Nur dass keine Coverband Hits nachspielt. Nein, hier erscheint das Original.

"I love you, Jon"

Es knallt und hämmert, die Fans stampfen und schreien mit. „It’s my Life“ kommt gleich als drittes Stück. Bon Jovi lassen kaum eine Wuchtbrumme ihres jahrzehntelangen Schaffens aus. In diesem nahezu intimen Rahmen wirkt alles noch viel härter. Die 90-minütige Radioshow, die ARD-weit von Bayern bis Brandenburg live übertragen wird, dient freilich dem Zweck, für das Album „What About Now“ (erscheint im März) zu werben. Die neuen Songs wie „Because We Can“ fügen sich nahtlos, ob mit viel Rums oder als Rockballade, in die massentaugliche Charts-Ware ein, die von Kritikern als „Mainstream“ oder „Lippenstift-Rock“ verspottet wird. „I love you, Jon“, ruft eine Frau im Publikum. „I love you, Jon“, ruft gleich danach ein Mann. Großes Gelächter.

Auf die seitliche Empore hat sich Jessica gestellt. Sie ist klein und will was sehen. Es ist ihr 71. Konzert von Bon Jovi. Wenn die Band durch Europa tourt, nimmt sich die 34-Jährige frei und reist mit. Jessica steht zu ihrer Leidenschaft und lüftet gar ihre Bluse. Auf ihrem Bauch befindet sich ein Tattoo mit der Aufschrift „Bon Jovi“. Einmal sei es ihr gelungen, den Sänger in einem Hotel zu treffen. Sie habe ihm ihr Tattoo gezeigt , und Jon Bon Jovi habe gesagt: „Du bist ja verrückt!“

Ein Run auf die begehrten Karten

Verrückte Szenen spielten sich vor dem „Hautnah“-Konzert von SWR 3 ab. Als einzige Zeitung verlosten die Stuttgarter Nachrichten neben etlichen Radiostationen Karten, die man nicht kaufen konnte. Aus allen Teilen Deutschlands schickten uns Fans Bilder, zeitweise wurde die Telefonzentrale des Pressehauses Stuttgart lahmgelegt. Unsere Glücksfee zog unter anderem Christiane Dietz, die bisher Bon Jovi nur als Zaungast vor dem Wasen gehört hatte. „Es war genial“, schwärmte unsere Leserin, die mit Nicole Rückerl und Martin Römpp gewonnen hatte, hinterher vom Zapata-Konzert.

So ein „Hautnah“-Erlebnis macht aber auch einsam, wie SWR-3-Star Ben Streubel berichtet: „Ich hab’ jetzt keine Freunde mehr.“ Von seinem Anwalt bis zu seinem Arzt – alle hätten ihn bedrängt, Karten für den einzigartigen Auftritt der New-Jersey-Rocker zu besorgen. Doch der Moderator durfte nur eine Begleitung mitnehmen. Reihenweise musste er Körbe verteilte und sagt nun: „Meine Freunde sind sauer und reden kein Wort mehr mit mir.“ Ohne große Erwartungen ist er ins Zapata gekommen. Eine Band im fortgeschrittenen Alter, so seine Befürchtung, spiele „auf wie zum Tanztee“. Doch am Ende hüpft Streubel euphorisch, umarmt seine SWR-3-Kollegen dabei.

Beglückt wirkt Jon Bon Jovi auf der Bühne, als habe er etwas Sinnliches erlebt. Die Band spielt fünf Zugaben, eine mehr, als auf der Setliste steht. Von diesem Auftritt, sagt Monika aus Bayreuth, werde sie noch ihren Enkeln vorschwärmen. Und eines sei ihr an diesem Abend klar geworden: „50 ist noch lange nicht alt!“