Schloss Arenenberg bietet eine tolle Aussicht auf den Bodensee Foto: Achim Mende/Bodenseetourismus

Ein 13 Hektar großer Park umgibt Schloss Arenenberg. Er wurde von berühmten Gartenbauern gestalten. Hier kann man auf den Spuren des letzten Kaisers von Frankreich lustwandeln.

Arenenberg - Es gibt Menschen, die leben selbst im Exil noch wie Kaisers in Frankreich. „Unseren Golf von Neapel“ nannte Hortense de Beauharnais die mediterran anmutende Küstenlinie des Bodensees unterhalb ihres Schlosses auf dem Arenenberg. Das grandiose Panorama, an klaren Tagen bis zu den Alpen reichend, legt den Besuchern den gesamten Untersee und die Insel Reichenau zu Füßen. Madame Hortense, Stieftochter und zugleich Schwägerin von Napoleon I., musste nach dessen endgültigem Sturz schleunigst die Grande Nation verlassen, fand jedoch als Flüchtling am Schweizer Ufer des Bodensees ihr ganz persönliches Arkadien. Ihr Sohn Napoleon III., später der letzte Kaiser von Frankreich, verbrachte zwischen 1815 und 1838 hier seine Jugendjahre.

Das behagliche Schlösschen mag für die kaiserliche Familie eine eher bescheidene Bleibe gewesen sein, der 13 Hektar große Park jedoch wurde hoheitlichen Ansprüchen durchaus gerecht. Der berühmte französische Gartenbauer Louis-Martin Berhault wirkte an dessen Gestaltung ebenso mit wie Fürst Hermann von Pückler-Muskau, bekannt für seinen adligen grünen Daumen. Fürst Pückler nannte den Landschaftsgarten „ein Elysium“. Verwunschene Wege mit waghalsigen Passagen unter hohen Bäumen vermittelten den Eindruck gepflegt inszenierter „wilder Natur“. Schlucht und Wasserfall dienten als Kulisse bei Theateraufführungen. Die siebzig Höhenmeter im Gelände werden bis heute von einer „Himmelsleiter“ genannten Treppe durchquert. Grotte, Eiskeller und ein rundes Becken mit hoher Fontäne laden ein zum Lustwandeln wie einst. Und im Schloss kann man sich an den Schreibtisch des späteren letzten Kaisers setzen und ins Gästebuch eintragen.

Auf Schloss Arenenberg waren einst berühmte Persönlichkeiten zu Gast

Seine Mutter, Hortense de Beauharnais, war die mit in die Ehe gebrachte Tochter von Napoleon Bonapartes erster Frau Josephine und wurde später, da ja nicht mit Napoleon blutsverwandt, zwecks Stärkung der Familienbande mit dem Kaiserbruder Louis Bonaparte verheiratet. Auf einem Ölbild ist die Dame des Hauses, laut Zeitzeugen eine überaus charmante Gastgeberin, bis heute lebensgroß im Schloss präsent.

Berühmte Persönlichkeiten waren hier einst zu Gast. Alexandre Dumas ebenso wie Madame Récamier oder der Romancier und Staatsmann Châteaubriand. Heute tappen bürgerliche Besucher in Filzpantoffeln über das Intarsienparkett des kaiserlichen Exil-Anwesens. Kinder dürfen bei speziellen Führungen sogar in historischen Kostümen auf Zeitreise durch die Zimmerschluchten gehen oder mit Bauhelm und Taschenlampe ausgerüstet die Grotten, Tunnel und Eiskeller des Parks erobern. Eine weitere kindgerechte Annäherung findet an jedem 3. Sonntag des Monats unter dem Motto „Als Napoleon ein Ritter war“ statt.

Die Geschichte der Gartenlust auf dem Arenenberg reicht nämlich bis ins Mittelalter zurück, als reiche Konstanzer Bürger hier ihre Landsitze hatten, darunter auch die Familie des Konstanzer Bürgermeisters Heinrich von Tettikoven. Schon damals dienten Gärten nicht nur der Versorgung mit Obst und Gemüse, sondern waren ebenso Prestigeobjekte, in denen man kostbare Gewächse sammelte, die vor allem Auge und Nase schmeicheln sollten.

Salbei tröstet, die Rose öffnet das Herz und hilft gegen Jähzorn

„Narrenberg“ wurde der Arenenberg in frühen Chroniken genannt. Anlässlich der diesjährigen 600-Jahr-Feier des Konstanzer Konzils von 1414 bis 1418, wo man sich endlich auf einen statt dreier verschiedener Päpste einigte, legte man ganz neu einen „klassischen mittelalterlichen Patriziergarten“ an. Auf einer Fläche von 300 Quadratmetern führen die Wege vorbei an einem Quellbrunnen sowie an damals beliebten Nutz- und Duftpflanzen. Der Clou: Um den Garten betreten zu können, bekommt man im Museumsshop einen Schlüssel für die Pforte sowie einen MP3-Player. Ein knapp einstündiges Hörspiel macht den Besucher mit dem Gärtchen vertraut. Weibliche Mitglieder der Patrizierfamilie Tettikoven erklären persönlich die Pflanzen und ihre Wirkung: Salbei tröstet, die Rose öffnet das Herz und hilft gegen Jähzorn, wie die kräuterkundige Dame Apollonia Tettikoven erklärt. Für den modernen Aspekt der Anlage stehen die Versuchsgärten des Bildungszentrums, wo Daniel Brogle als „kaiserlicher Gärtner“, wie er sich gern nennt, darüber wacht, dass die Thurgauer Tafeltrauben gedeihen.

Der Mittelalter-Garten ist, ebenso wie der Landschaftspark und die oberhalb liegenden Versuchsgärten des Bildungs- und Beratungszentrums Arenenberg, Mitglied des Netzwerkes „Bodenseegärten – Eine Reise durch die Zeit“.