Ein gemeingefährlicher Mann muss zwangsweise in eine geschlossene Anstalt Foto: dpa

Das Landgericht Stuttgart hat einen 32-jährigen Mann zwangsweise in die Psychiatrie eingewiesen. Der Beschuldigte hatte einen 73-Jährigen mit einem Messer fast totgestochen.

Stuttgart - „An diesem Abend ist für das Opfer ein Albtraum wahrgeworden“, sagt Regina Rieker-Müller, Vorsitzende Richter der 1. Strafkammer des Landgerichts. Die Richterin spricht vom Abend des 15. Oktober vorigen Jahres. Damals war ein 73 Jahre alter Mann mit drei Hunden nahe der Lerchenheide in Bad Cannstatt spazieren gegangen. Diesen Gang hätte der ältere Mann fast nicht überlebt.

Gegen 19 Uhr kommt dem 73-Jährigen ein ihm unbekannter Mann entgegen. Plötzlich stürzt sich der Unbekannte auf ihn und rammt ihm ein Küchenmesser in den Bauch. Die Klinge dringt knapp Zentimeter ein. Es kommt zum Kampf, der Angreifer versetzt dem Mann fünf weitere Stiche – zwei davon in den Kopf. Die Messerspitze bricht ab und bleibt im Schädelknochen stecken. Als sich ein Auto nähert, tritt der Messerstecher die Flucht an.

Das Auto stoppt, der lebensgefährlich Verletzte bittet um Hilfe. Der unbekannt gebliebene Autofahrer sagt, er kenne die Telefonnummer der Polizei nicht. Er schließt das Fenster und fährt davon. Der 73-Jährige schleppt sich zu seiner Tochter, die in der Nähe wohnt. In einer Klinik retten ihm die Ärzte das Leben. Die Messerspitze können sie aus medizinischen Gründen nicht aus dem Kopf entfernen.

Die 1. Strafkammer hat den Messerstecher, einen 32-jährigen Stuttgarter, am Montag zwangsweise in die Psychiatrie geschickt. Der Beschuldigte, der offenbar an einer paranoiden Schizophrenie leidet, hat ein unstetes Leben hinter sich. Als Kind kam er ins Heim, später lebte er in betreuten Einrichtungen, zeitweise biwakierte er im Wald. Zweimal, 2005 und 2008, wird er stationär in der Psychiatrie behandelt. Krankheitseinsicht zeigt er aber nicht. Er halte sich für gesund, so die Richterin. Der 32-Jährige fühle sich beobachtet und verfolgt, was ihn aggressiv werden lasse. Er reagiert sich ab, in dem er mehrmals die Wohnung seiner Mutter in Bad Cannstatt demoliert. Die Mutter flieht zu einer Freundin, der 32-Jährige verwahrlost zusehends. Monate vor der fast tödlichen Messerattacke hatte der Beschuldigte zwei Männer in einer Stadtbahn grundlos geschlagen und angespuckt. Diese Übergriffe verschaffen ihm in seinem Wahn Erleichterung.

So auch bei dem brutalen und blutigen Angriff auf den Mann, der die drei Hunde seiner Tochter ausführte. Das Opfer leidet noch heute massiv an den Folgen.