Der Blitzmarathon im Südwesten fällt ins Wasser: Regenfälle und lange Vorankündigung sorgen dafür, dass kaum Raser geblitzt werden. Foto: dpa

Der Blitzmarathon im Südwesten ist ins Wasser gefallen: Regenfälle und lange Vorankündigung sorgten dafür, dass kaum Raser geblitzt werden. Trotzdem gingen den Ermittlern mehrere tausend Fahrer ins Netz.

Stuttgart/Karlsruhe - Bei dem bundesweiten „Blitzmarathon“ sind im Südwesten wegen früher Ankündigung und Regenwetter nur wenige Raser gefasst worden. Laut Zahlen des Innenministeriums vom frühen Donnerstagnachmittag ist nur etwa jeder Fünfzigste von knapp 147.000 kontrollierten Fahrzeugen zu schnell gefahren.

Gegen 38 Fahrer seien Fahrverbote ausgesprochen worden, in 404 Fällen gab es Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten und 2735 Fahrer wurden mit Bußgeldern verwarnt. Die Rückmeldungen im Ministerium deuteten darauf hin, dass die Quote im Vergleich zu anderen Überprüfungen eher niedrig sei, sagte ein Sprecher. Dennoch sei die Zahl „erstaunlich hoch“, wenn man bedenke, wie früh die Radar-Kontrollen angekündigt wurden.

Polizei: Regenwetter bremst Autofahrer

„Die Leute nehmen den Blitzmarathon sehr ernst“, sagte Thomas Geiger vom Stuttgarter Polizeipräsidium. An Stellen, an denen üblicherweise bis zu 40 Fahrzeuge pro Stunde erfasst würden, sei am Donnerstag nur ein einziger Verkehrssünder gestellt worden. Vielerorts wurden die Kontrollstellen früher als geplant gewechselt.

„Bei diesem Regenwetter, wenn die Straßen so klatschnass sind, fährt niemand zu schnell“, sagte Andreas Kuttruff von der Polizei Kornwestheim. Die schnellste gemessene Geschwindigkeit während seines Einsatzes seien 44 Stundenkilometer in einer 50er-Zone gewesen - also sechs km/h unter der Grenze, sagte er am Morgen. Aquaplaning und Spritzwasser der Voranfahrenden sorgten vermutlich für erhöhte Vorsicht der Fahrer.

An manchen Orten kam es eher zu Staus im Berufsverkehr: In Karlsruhe ging es am Morgen auf einigen großen Durchfahrtsstraßen zeitweise nur im Schneckentempo voran. Die Blitzer-Aktion war daran aber nicht schuld, betonte die Polizei. Vielmehr seien Starkregen, aufs Auto umgestiegene Radfahrer und Baustellen auf der A5 und A8 sowie 20 kleinere Unfälle im Stadt- und Landkreis die Gründe gewesen. Erste Zwischenbilanz der Karlsruher Polizei zur Blitzer-Aktion: „Die Autofahrer sind insgesamt vorsichtiger gefahren.“

Innenminister Gall: Kontrollen lassen Autofahrer langsamer fahren

Die massiven Tempokontrollen im Südwesten starteten um 6 Uhr. Bei der Verkehrsaktion sind im Land alle Blitzer für 24 Stunden eingeschaltet. 2100 Beamte sind im Einsatz, Temposünder mit Bleifuß sollen an Ort und Stelle belehrt werden. Laut Ministerium sind im vergangenen Jahr 200 Menschen bei Unfällen im Südwesten ums Leben gekommen, weil zu schnell gefahren wurde. Innenminister Reinhold Gall (SPD) hatte bereits im Vorfeld gesagt, dass die Kontrollen vor allem darauf abzielten, dass langsamer gefahren werde, deshalb seien auch die meisten Kontrollstellen im Vorfeld veröffentlicht worden.

Der Automobilclub ACE forderte, dass die Bußgelder nicht zum Stopfen von Haushaltslöchern, sondern für die Verkehrssicherheitsarbeit verwendet werden sollen. Auch der Verein „Mobil in Deutschland“ stand der Aktion kritisch gegenüber. Das einzige Ziel des „Blitz-Marathons“ sei, die Staatskasse zu füllen. Der ADAC hingegen befürwortete die Maßnahme, um die Zahl der Verkehrstoten weiter zu senken.