Die neuen Blitzer in Fellbach haben schon einiges an Bußgeldern eingefahren. Foto: Gottfried Stoppel

Fellbach hat erst im April seine ersten Säulenblitzer aufgestellt. Doch deren Anschaffung dürfte sich schon gelohnt haben. Auch andere Große Kreisstädte generieren Bußgeldeinnahmen in Millionenhöhe.

Eine Recherche des Kollegen im August des vergangenen Jahres hat ergeben: Die stationäre Geschwindigkeitsüberwachungsanlage in der Schorndorfer Straße im Remshaldener Teilort Grunbach dürfte der ineffektivste Blitzer im Rems-Murr-Kreis, wenn nicht gar der Region sein. Gerade einmal 27 Buß- und Verwarngelder hat er im gesamten Jahr 2022 ausgelöst. 985 Euro wurden eingenommen, die Verwaltungskosten hingegen lagen in etwa bei dem Fünffachen.

Doch wo stehen die eifrigsten Blitzer im Rems-Murr-Kreis und was nehmen die Großen Kreisstädte mit ihnen ein? Wir haben bei den Kommunen nachgehakt.

Die meisten Einnahmen in Schorndorf Die Stadt Schorndorf betreibt gleich fünf stationäre Messanlagen: zwei an der B 29, eine in der Schlichtener, eine in der Göppinger Straße und eine in der Weißbucher Straße im Teilort Schornbach. Bis Ende November spielten diese laut Angaben der Verwaltung insgesamt mehr als 1,6 Millionen Euro in die Stadtkasse ein. Mehr als die Hälfte gehen auf das Konto der Anlage, die den Verkehr an der B 29 in Fahrtrichtung Stuttgart überwacht. Dort wurden im oben genannten Zeitraum 23 692 Geschwindigkeitsverstöße geahndet und 934 958,36 Euro eingenommen. Die höchste Geschwindigkeitsüberschreitung wurde allerdings in der Gegenrichtung gemessen. Ein Fahrer war auf dem Weg nach Aalen mit 178 Stundenkilometern unterwegs, wo lediglich 100 erlaubt sind.

Blitzer an der B29 bei Schorndorf Foto: Gottfried Stoppel/Gottfried Stoppel

Waiblingen hat die meisten Blitzer In etwa die gleiche Summe wie Schorndorf dürfte die Kreisstadt Waiblingen im vergangenen Jahr eingenommen haben. Zum Abfragezeitpunkt hatte die Kommune einen Überblick über zehn Monate des jetzt abgelaufenen Jahres. Bis zum 31. Oktober 2023 waren Bußgelder in Höhe von mehr als 1,5 Millionen Euro registriert worden. Dafür leistet sich die Stadt aber auch insgesamt sieben stationäre Anlagen: an der B 14 auf Höhe der Anschlussstellen Waiblingen-Nord und Süd, an der Landesstraße beim Rötepark, an der Klinglestalstraße, der Kreuzung zur Westumfahrung sowie zweimal an der Neckarstraße in Hegnach. Die alten sogenannten „Starenkästen“ seien nicht mehr in Betrieb, so die Stadt. Am einträglichsten ist in den vergangenen Jahren der Säulenblitzer am Ortsausgang von Hegnach in Richtung Remseck gewesen. Dieser wacht an der Stelle über ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern.

Blitzer in Hegnach Foto: Gottfried Stoppel/Gottfried Stoppel

Neue Säulen in Fellbach lohnen sich Die Fellbacher Säulenblitzertradition ist noch jung – aber obwohl die beiden Wächter vor dem örtlichen Stadttunnel erst im April in Betrieb gegangen sind, haben sie bis Mitte Dezember bereits 17 400 Mal ausgelöst. In Bußgeldern bedeutet das eine Einnahme von 751 000 Euro für die Stadt. Diese hat laut eigenen Angaben auch die mobile Geschwindigkeitsüberwachung sukzessive aufgerüstet. Neben einem Messbus steht jetzt ein Trailer zur Verfügung. Letzterer hat den Bus einnahmetechnisch bereits überholt. 3071 Überschreitungen und 125 100 Euro stehen 2249 mit dem Bus gemessenen Verstößen bei rund 91 000 Euro gegenüber.

Weinstadt setzt auf mobile Messungen Die Stadt Weinstadt hingegen leistet sich gar keine stationäre Messanlage. Dafür ist der Gemeindevollzugsdienst an ein bis zwei Tagen pro Woche in Sachen Geschwindigkeitskontrolle unterwegs. Kontrolliert wird an Ortsdurchgangsstraßen, an Kindergärten, Schulen und Tempo-30-Strecken. Das monetäre Ergebnis scheint dafür aber nicht gering zu sein. Laut einer Stadtsprecherin liegen die Jahreseinnahmen in einem sechsstelligen Bereich – wenn auch in einem niedrigen, wie sie betont.

Bußgeldschlusslicht Winnenden Auch Winnenden betreibt laut Auskunft der Stadt bisher keine stationären Geschwindigkeitsüberwachungseinrichtungen. Und das Equipment wird lediglich angemietet. Insgesamt 115 Messaktionen seien im vergangenen Jahr durchgeführt worden. Die Bußgelder im abgelaufenen Jahr hat man bis Mitte Oktober gezählt, das Ergebnis ist vergleichsweise bescheiden: Rund 240 000 Euro summierten sich bis dahin auf.

Landkreis legt ineffektiven Blitzer still Der Landkreis hat seinen letzten stationären Blitzer – ja, genau jenen eingangs erwähnten in Remshalden – im November zu Grabe getragen. Allerdings lag der Schwerpunkt auch bis dahin eindeutig bei mobilen Tempokontrollen. Diese werden laut der Kreisverwaltung an nahezu allen Arbeitstagen durchgeführt – 300 bis 330 Einsätze pro Jahr sind die Regel. Ganz neu angeschafft hat man sich dafür zwei semistationäre Anlagen, sogenannte Enforcement-Trailer. Die Blitzerkästen, die mit einer Anhängerkupplung von einem Pkw bewegt werden können, wurden sogar liebevoll auf die Namen Rems und Murr getauft. Gemessen werde generell an Unfallschwerpunkten, gefahrenträchtigen Stellen und schutzwürdigen Straßenabschnitten – und zwar im Zuständigkeitsbereich der Kreisbehörde in Alfdorf, Berglen, Großerlach, Kaisersbach, Kernen, Korb, Leutenbach, Murrhardt, Plüderhausen, Remshalden, Rudersberg, Schwaikheim, Spiegelberg, Sulzbach an der Murr, Urbach, Welzheim und Winterbach. Die Ausbeute ist allerdings ähnlich überschaubar wie in der Großen Kreisstadt Winnenden: 200 000 bis 300 000 Euro pro Jahr.

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