Derartige Blitzer-Anhänger sind vielerorts einsetzbar, können das Tempo in beiden Fahrtrichtungen kontrollieren und kommen dabei ohne Personalaufwand aus. Foto: Landratsamt

Immer häufiger setzen Kommunen auf die besonderen Blitzer in Anhängerform, die sogenannten Enforcement-Trailer haben aus Sicht der Behörden gleich mehrere Vorteile.

Bitte lächeln? Von wegen. So manchem Temposünder wird das Lachen vergehen, wenn er von einem Enforcement-Trailer fotografiert wird. Die mobilen Blitzerkästen mit Anhängerkupplung können von einem Pkw an alle möglichen Standorte bewegt werden, um dort die Geschwindigkeiten zu überwachen. An bis zu zehn Tagen und Nächten am Stück ohne Personalaufwand. Neuere Generationen der Anhänger überwachen zudem Durchfahrtsverbote für Lastwagen. Und sie kommen immer häufiger zum Einsatz.

Backnang mietet ein teilstationäres Messgerät

Jüngst haben die Stadträte in Backnang beschlossen, sich eine derartige Messanlage mietweise anzuschaffen. In der Gerberstadt an der Murr hat man den Blitzer-Anhänger viereinhalb Monate getestet und an 20 verschiedenen Standorten aufgestellt. Von Anfang September bis Mitte Januar wurden 515 165 Fahrzeuge gemessen. 2893 Fahrzeughalter erhielten wegen Überschreitungen Post vom Ordnungsamt und mussten Verwarnungen bezahlen, zusätzlich gab es 337 Anzeigen wegen vorsätzlicher Verstöße – etwa, weil das Tempo erheblich überschritten wurde.

Die Verwaltung in Backnang kam zu dem Schluss, dass die Anschaffung der Messanlage die Sicherheit nicht nur vor Schulen und Kindergärten verbessern kann, sondern auch dazu beiträgt, die Nächte generell sicherer und für Anwohner leiser zu machen. „Insgesamt war nach dem Start der Testphase bereits die positive Wirkung infolge des Rückgangs der gefahrenen Geschwindigkeiten im Stadtgebiet festzustellen.“ Die Miete eines Trailers kostet zwar knapp 10 000 Euro im Monat, hat aber unter anderem den Vorteil, dass darin der Vollservice enthalten ist (Ersatz bei Störungen und Ausfällen). Außerdem sind Sachbeschädigungen abgedeckt.

Fellbacher Blitzer-Anhänger mit Farbe besprüht

Und davon bleiben auch die neuartigen Geräte nicht verschont: Jüngst wurde ein Enforcement-Trailer in Fellbach zur Zielscheibe Zerstörungswütiger. Das Gerät wurde im Februar zweimal mit Farbe besprüht – geblitzt wurde der Täter dabei nicht, die Polizei sucht Zeugen. Im Einsatz ist die Radarfalle in Fellbach bereits seit April 2023. Es wurden 3071 Überschreitungen durch den Anhänger in 2023 (April bis Dezember) erfasst. Die Höhe der Bußgelder betrug rund 125 000 Euro. „Das vorhandene Gerät deckt im Moment zusammen mit einem weiterhin vorhandenen ,klassischen‘ mobilen Messgerät den Bedarf der Stadt Fellbach ab“, teilt Sabine Laartz, Sprecherin der Stadt, mit. Daher seien keine weiteren Anschaffungen geplant.

Tempomessung an der Remstalstraße in Fellbach-Schmiden. Foto: Dirk Herrmann

Und auch Waiblingen setzt seit dem vergangenen Jahr auf ein teilstationäres Blitzgerät. Winnenden besitzt keinen eigenen Blitzer-Anhänger, die Verwaltung mietet die Geräte bei Bedarf. Ebenso hält es Weinstadt: Ein- bis zweimal im Jahr ist dort ein Enforcement-Trailer auf Mietbasis im Einsatz. Die Erfahrungen damit seien positiv: „Nach dem Einsatz kann davon ausgegangen werden, dass an der Stelle, wo der Trailer stand, angepasster gefahren wird und somit der Verkehr auch sicherer fließt“, erklärt die Weinstädter Stadtsprecherin Claudia Leihenseder.

Landkreis setzt zwei Enforcement-Trailer ein

Der Landkreis selbst nutzt ebenfalls seit Ende 2023 zwei derartige Geräte zur Tempokontrolle. Sie sind im Einsatz in den Gemeinden Alfdorf, Berglen, Großerlach, Kaisersbach, Kernen, Leutenbach, Plüderhausen, Remshalden, Rudersberg, Schwaikheim, Spiegelberg, Sulzbach/Murr, Urbach, Welzheim, Winterbach sowie in Teilen von Korb und Murrhardt. „Große Kreisstädte und die Verwaltungsgemeinschaft Backnang sind selbst für die Geschwindigkeitsüberwachung auf ihren Gemarkungen zuständig“, erklärt Rojda Firat, Sprecherin des Landratsamtes.

In zwei Monaten rund 100 000 Euro Bußgelder

Die Erfahrungen mit den Blitzer-Anhängern an den bisherigen Einsatzorten seien gut, die Nachfrage sei hoch: „Uns erreichen viele Standortwünsche von den Gemeinden und aus der Bevölkerung“, erklärt Rojda Firat. In den Monaten Januar und Februar wurden 2775 Verfahren (Verwarnungen und Bußgeldverfahren) aufgrund der Messungen der beiden Enforcement-Trailer eingeleitet. Diese würden voraussichtlich Einnahmen in Höhe von 102 875 Euro bedeuten. Gekostet haben die Geräte zusammen 488 000 Euro.

„Blitzrekord“ eines Enforcement-Trailers war an einer Messstelle in Urbach: In einer 30er-Zone wurde ein Fahrzeug mit 70 Stundenkilometern gemessen. Das bedeutet 260 Euro Bußgeld, zwei Punkte in Flensburg und einen Monat Fahrverbot. Eine weitere Anschaffung eines Enforcement-Trailers sei aktuell nicht geplant.

Das Gerät wird nicht müde

Die Vorteile derartiger Messanlagen lägen auf der Hand: Sie seien weniger personalintensiv und auf einen selbstständigen Betrieb von einer Woche oder länger ausgelegt. Damit könnten die Blitzer als Ergänzung zu mobilen Messgeräten auch nachts und am Wochenende eingesetzt werden. Zudem seien Schwerpunktkontrollen über mehrere Tage möglich. Durch den Einsatz der modernen Blitzer-Anhänger hätten der Landkreis sowie andere Städte die Möglichkeit, an Stellen mit hohem Unfallrisiko, in 30er-Zonen insbesondere vor Schulen, Kindergärten und Altenheimen sowie Durchgangsstraßen mit erhöhtem Verkehrsaufkommen für mehr Sicherheit zu sorgen. Zudem könne mithilfe der Enforcement-Trailer auch der Verkehrslärm minimiert werden.

Mehraufwand in der Bußgeldstelle

In Backnang möchte man als zuständige Straßenverkehrsbehörde innerhalb der vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft den neuen Blitzer-Anhänger nicht nur im Stadtgebiet einsetzen, sondern auch den acht Umlandgemeinden zur Verfügung stellen. Die Kosten könnten je nach Häufigkeit anteilig verrechnet werden.

So ganz ohne Personalaufwand geht es dann übrigens doch nicht, wie sich in Backnang zeigt, zumindest hat der Gemeinderat mit der Anschaffung der neuen Messanlage eine Vollzeitstelle in der Bußgeldstelle beschlossen – zur Bearbeitung der Fallzahlen, die sich vermutlich erhöhen werden.