Weg ist er und manch einer denkt wohl: Endlich. Foto: AP

König Blatter steigt vom Thron, die Probleme am Hof der Fifa bleiben. Der Rücktritt war überfällig, aber wer immer seine Nachfolge antritt, wird den Fußball-Weltverband komplett auf den Kopf stellen müssen, meint unser Sportchef Gunter Barner.

Es gibt nicht viele Rücktritte in der Welt des Sports, die so sehnsüchtig erwartet wurden: Sepp Blatter (79) legt sein Amt nieder. Endlich! Eine der widersprüchlichsten Figuren in der Geschichte dieser Sportart macht den Weg frei für das große Ausmisten im Augiasstall einer Organisation, die schon lange nicht mehr für die Werte steht, die sich selbst so gern auferlegt: Fair Play, Respekt, Fairness, Integrität, Solidarität.

Die Frage, warum Sepp Blatter zurücktrat, stellt sich nicht. Die von ihm seit 1998 geführte Dachorganisation des Weltfußballs steht vor einer Mauer aus Verdächtigungen, Beschuldigungen, Misstrauenskundgebungen und nachgewiesenen Betrügereien. Selbst so ein gewiefter Segler wie er sah auf dem Meer seiner politischen Beziehungen keine Möglichkeiten mehr, die Klippen der öffentlichen Kritik gefahrlos zu umschiffen. Mag sein, dass er sich selbst nie etwas zuschulden kommen ließ, aber er trägt die politische Verantwortung dafür, dass sich das Image der Fifa kaum mehr von dem der Mafia unterscheidet. Zu lange hat er aus Gründen des Machterhalts die Hebel bedient, die Vetternwirtschaft, Korruption und Misswirtschaft begünstigen.

Blatters Rücktritt kommt spät, aber nicht zu spät, um zu retten, was von der Fifa noch zu retten ist. Denn bei aller berechtigten Kritik war nicht alles falsch, was in der seit 1998 währenden Autokratie unter König Sepp entstanden ist. Aber der Weltfußball wuchs schneller als sein Weltverband. Die Fifa hat sich zu einer gigantischen Geldmaschine entwickelt, wird aber noch immer geführt wie ein Verein. Unabhängige Kontrollen der Etats, transparente Entscheidungswege bei Vergaben von Großveranstaltungen und Projekten, klare ethische Normen und demokratische Prinzipien der Zusammenarbeit sind unabdingbare Instrumente für die innere Führung der Großorganisation.

Jetzt wird sich zeigen, ob der Fußball die selbstreinigenden Kräfte aktivieren kann, die es braucht, um die Fifa wieder zu einer vertrauenswürdigen Organisation zu entwickeln. Die Gräben zwischen den Konföderationen sind nach Blatters Rücktritt tiefer denn je. Versöhnen statt spalten ist die neue Taktik. Dafür sind neue, unverbrauchte Persönlichkeiten nötig. Davon wird es womöglich nicht mehr viele geben, wenn die weltweiten Aufräumarbeiten abgeschlossen sind.