Fifa-Chef Sepp Blatter bei der Eröffnung des Fifa-Kongresses in Zürich. Foto: Getty Images Europe

Fifa-Boss Sepp Blatter steht unter nie gekanntem Druck. Angesichts des neuen Korruptionsskandals des Fußball-Weltverbands verweigern ihm immer mehr Funktionäre die Gefolgschaft. Blatter geht bei der Eröffnung des Fifa-Kongresses in die Offensive.

Zürich - Nach dem neuen Bestechungsskandal hat Fifa-Präsident Joseph Blatter zur Eröffnung des Weltverbands-Kongresses in Zürich den Kampf gegen korrupte Personen im Fußball ausgerufen. „Sie werden mir zustimmen, dass dies beispiellose und schwierige Zeiten für die Fifa sind“, sagte der Schweizer am Donnerstag zu Vertretern der 209 Mitgliedsverbände und sprach von „Schande und Beschämung“ für den Fußball.

Den jüngsten Skandal mit Festnahmen von sieben Fußball-Funktionären in Zürich stellte Blatter als das Vergehen Einzelner dar. „Ich werde nicht erlauben, dass einige wenige die harte Arbeit der Mehrheit, die so hart für den Fußball arbeitet, zerstören.“ Die nächsten Monate würden nicht einfach für die Fifa. „Ich bin sicher, dass weitere schlechte Nachrichten folgen werden“, sagte Blatter.

Nach Ermittlungen aus den USA waren am Mittwoch auch die Fifa-Vizepräsidenten Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo in Zürich festgenommen worden. Insgesamt stehen 14 Personen unter Korruptionsverdacht. Man habe nun die Chance, „einen langen und schwierigen Weg zu bestreiten, um Vertrauen zu wiederzugewinnen“, erklärte Blatter. Am Freitag stellt er sich beim Kongress für eine fünfte Amtszeit zur Wahl.

Platini droht mit WM-Boykott

Für den Fall eines Blatter-Sieges baute Uefa-Boss Michel Platini eine bislang nicht gekannte Drohkulisse auf und schloss sogar einen WM-Verzicht aller Europäer nicht grundsätzlich aus. Bei einer Sondersitzung rund um das Champions-League-Finale in Berlin werde man in der kommenden Woche „alle Möglichkeiten ins Auge fassen“, sagte der Franzose am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Zürich.

Auf eine entsprechende Nachfrage konkretisierte er, dass er einen WM-Boykott nicht ankündige, aber dass es „demokratische Entscheidungen“ der Landesverbände geben werde. Eine weitere Option ist laut Platini offenbar ein kollektiver Austritt der europäischen Mitglieder aus dem Fifa-Exekutivkomitee. Somit geht der Machtkampf im Weltverband in jedem Fall auch nach dem Zürich-Kongress weiter.

Der Engländer David Gill will unterdessen auf seinen Platz im Fifa-Exekutivkomitee definitiv verzichten, sollte Blatter gewählt werden. DFB-Chef Wolfgang Niersbach hielt sich eine Entscheidung offen. „Das ist ein Abwägen: Boykottiert man etwas oder geht man ins Exko rein und hat die Chance auch wirklich etwas zu verändern.“

Platini berichtete am Donnerstag von einem emotionalen Gespräch unter vier Augen mit Weltverbandschef Joseph Blatter, in dem er seinen einstigen Förderer erfolglos zum Rücktritt aufgefordert hatte. „Es ist nicht leicht, einem Freund zu sagen, dass er gehen soll.“