Knapp so hoch wie die Kräne aufragen, wird der Bau am Ende sein. Foto: factum/Granville

Elf von 17 Stockwerken der neuen Bitzer-Zentrale ragen bereits im Rohbau in die Höhe. Ende 2018 soll die neue Firmenzentrale bezogen werden.

Sindelfingen - Neben der Autobahn wächst in Sindelfingen gleichsam das Vermächtnis eines Unternehmers. 70 Meter hoch wird die Glasfassade der neuen Bitzer-Zentrale aufragen, und damit höher sein als jeder andere Bau im Landkreis Böblingen. Martin Bitzer hatte das Unternehmen 1934 als Ein-Mann-Betrieb gegründet. Nachdem Ulrich Schaufler es 1961 übernommen und später an seinen Sohn Peter Schaufler übergeben hatte, folgte ein kräftiges Wachstum. Heute beschäftigt Bitzer weltweit 3400 Mitarbeiter und setzt mehr als 680 Millionen Euro um.

Der Neubau gleich gegenüber der bisherigen Firmenzentrale „ist ein Bekenntnis zum Standort Sindelfingen“, sagt Christian Wehrle, der Sprecher der Geschäftsführung, „so hat Herr Schaufler es gewollt“. Der langjährige Chef war im Jahr 2015 verstorben.

Es ist warm im Besprechungszimmer, „und wir sind Hersteller von Kälte- und Klimatechnik“, sagt Wehrle. Der Satz soll beispielhaft verdeutlichen, warum der 70er-Jahre-Bau an der Eschenbrünnlestraße nicht mehr für die Zwecke des Unternehmens taugt. Die mangelnde Klimatisierung ist aber keineswegs der Hauptgrund dafür, dass das Unternehmen in den Neubau „deutlich im zweistelligen Millionenbereich“ investiert. Genauer will Wehrle nicht werden. 2016 hatte Bitzer insgesamt 40 Millionen Euro investiert.

Die Zentrale ist für die 200 Mitarbeiter schlicht zu klein geworden

Wegen des Wachstums haben die inzwischen rund 200 Mitarbeiter in der Zentrale schlicht keinen Platz mehr. Und offenkundig rechnet die Bitzer-Chefetage nicht damit, dass dieses Wachstum sich verlangsamen wird. Im Neubau werden rund 500 Arbeitsplätze untergebracht sein. Weil dies nach aktuellem Stand deutlich zu viele sind, will das Unternehmen sechs von 17 Etagen vermieten – vorerst. Für die Alternative, das Gebäude nachträglich zu erweitern, ist das Grundstück schlicht zu klein. „Deswegen mussten wir zwangsläufig in die Höhe gehen“, sagt Wehrle.

Die Stahl-Beton-Konstruktion des Hochhauses wächst derzeit alle zwei Wochen um ein Stockwerk in die Höhe. Derzeit sind die Arbeiter im Rohbau der elften Etage angekommen. Die doppelte Glasfassade der Gebäudefront wird vor die tragende Konstruktion gehängt. Bis zum Ende des Jahres sollen sämtliche Etagen wetter- und winterfest fertig sein. Danach beginnt der Innenausbau. In der Hochzeit werden mit dem Neubau bis zu 300 Bauarbeiter beschäftigt sein. Der Einzug ist für den Herbst des nächsten Jahres geplant. Der Gemeinderat hatte die Pläne 2015 genehmigt. Vor acht Monaten haben die Bauarbeiten mit der Grundsteinlegung begonnen.

Am Fuß des Hochhauses entsteht ein zweigeschossiger Sockelbau

Am Fuß des Hochhauses entsteht ein zweigeschossiger Sockelbau, in dem gemeinschaftlich genutzte Räume untergebracht sein werden, wie Besprechungszimmer und ein Betriebsrestaurant. In einer zweigeschossigen Tiefgarage haben knapp 350 Autos Platz. Beide Bauteile bilden in der Draufsicht die Form eines V. Von den Büros aus fällt der Blick auf die bisherige Zentrale und auf die daneben liegende einstige Produktionshalle. Sie hatte Schaufler zu einem öffentlichen Kunstmuseum umgewidmet, das die Schaufler-Foundation betreibt. Der Unternehmer hatte 2005 seine Stiftung gegründet, um Forschung, Berufsbildung und Kunst zu fördern.

In seiner Spezialsparte der Klimatechnik ist Bitzer nach eigenen Angaben Weltmarktführer. Das Unternehmen unterhält 62 Standorte, die sich von Neuseeland bis nach Kanada auf allen Kontinenten verteilen. An 15 von ihnen wird produziert. Die weltweite Expansion begann, nachdem Peter Schaufler 1979 den Betrieb übernommen hatte. Damals hatte Bitzer 270 Mitarbeiter. Am Hauptsitz in Sindelfingen sind noch die Verwaltung, die Datenverarbeitung und der Vertrieb verblieben.