Ernst-Wilhelm Gohl auf der Kanzel der Stiftskirche. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl betont im Karfreitagsgottesdienst in der Stiftskirche, dass Tod und Leid nicht das letzte Wort haben

Die Altarkerzen sind in der Nacht zum Freitag erloschen. Ein schwarzes Parament ziert die Kanzel. Es ist Karfreitag. Für Christen ein „Tag der Finsternis“, wie Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl betont Gemeinsam mit Stiftspfarrer Matthias Vosseler gestaltet er den gut besuchten Gottesdienst in der Stiftskirche.

Doch das undurchdringliche Dunkel hat nicht das letzte Wort. Der Predigttext, Kolosser 1,13-20, spricht von der Rettung aus der Macht der Finsternis durch das Blut Christi. Passend zum geistlichen Hoffnungsschimmer fallen Sonnenstrahlen ins Kirchenschiff. Auch während der Abendmahlsfeier.

Finsternis in der Ukraine

Gohl blendet das weltliche Elend und den Tod nicht einfach unter Verweis auf das Reich Gottes aus. Im Gegenteil: Ein weitgehender Stromausfall während eines russischen Angriffs auf Kiew dient ihm als Beispiel für eine ganz greifbare Finsternis, die den Alltag von Menschen bedroht. Karfreitag stelle die Frage, wo Gott sei, so Gohl. Gerade angesichts all des Leids auf der Welt. Er sieht ihn als Mitleidenden.

Als schützende Hand, noch über das Leben hinaus. „Den Tod wird es immer geben“, hält der Landesbischof fest. Zitate aus einem Gedicht von Marie Luise Kaschnitz, entstanden nach dem Tod ihres Ehemannes, der einem Hirntumor erlegen war, belegen, wie sehr uns der Verlust niederschmettern kann. „Diese Angst gehört zum Karfreitag“, sagt Gohl. Das Christentum sei aber kein Todeskult. Die Macht des Todes sei gebrochen. Er illustriert die tröstende Kraft des Glaubens anhand einer Kindheitserinnerung: In den Katakomben von Rom habe ihn ein Wandbild von der Tristesse der Gräber befreit. Es habe Jesus als guten Hirten gezeigt.

Die Todesangst gehört zum Karfreitag

Auch die Osterbotschaft von Landesbischof Gohl kreist um Erfahrungen aus seiner Kindheit. Um den Friedhofsbesuch mit der Mutter am Ostermorgen. Die feierliche Stimmung. Die Stille. „Ostern beginnt auf dem Friedhof“, so Gohl. „Mit unserer Trauer. Mit dem Leiden, den verpassten Chancen und dem Dunkel. Aber dabei bleibt es nicht.“

Kerzen in der Osternacht

In der Osternacht wird es in der Stiftskirche wieder ein wenig heller. Die Altarkerzen werden erneut entzündet. „Dann sehen wir das Licht des Morgens“, schließt Gohl in seinem Osterimpuls für das Evangelische Gemeindeblatt in Württemberg. „Christ ist erstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden“.