Unterricht in der Muttersprache: Kommt er nun oder nicht? Foto: dpa

Kultusminister Stoch lobt die Wirkung des Zusatzunterrichts auf Migranten in ihrer Muttersprache. Doch mehr Geld ausgeben will er dafür nicht.

Stuttgart - Die Förderung der Muttersprache dient nach Auffassung von Kultusminister Andreas Stoch nicht nur der sprachlichen Kompetenz von jungen Zuwanderern, sondern auch deren Persönlichkeitsentwicklung. Darüber lägen „deutliche wissenschaftliche Aussagen“ vor, heißt es in einer Antwort des SPD-Politikers auf einen CDU-Antrag zu dem Thema.

Zwar gebe es im wissenschaftlichen Diskurs nur „einzelne Hinweise“ darauf, dass eine Förderung der Muttersprache auch beim Deutschlernen helfe. Doch wiesen einige Studien darauf hin, „dass Personen, die Identitätsaspekte ihres Herkunftslandes sowie des Aufnahmelandes integrieren, psychosozial und soziokulturell am besten angepasst sind“. Das Kultusministerium gewährt den konsularischen und diplomatischen Vertretungen, in deren Verantwortung der muttersprachliche Unterricht liegt, deshalb einen Zuschuss für die Personal- und Sachkosten.

Im Haushaltsjahr 2015 sind dies 1,09 Millionen Euro. Damit kann jedoch nicht einmal die Hälfte der zuschussfähigen 1875 Kurse gefördert werden. Der Großteil geht leer aus. Insgesamt haben die Konsulate laut Kultusministerium sogar 3616 Kurse gemeldet, in denen im laufenden Schuljahr 44 366 Schüler unterrichtet werden.

Einfluss auf die Inhalte hat die deutsche Behörde damit zwar nicht. In einer Regelung des Ministeriums dazu heißt es allerdings: „Eine enge Zusammenarbeit zwischen den deutschen Schulbehörden und Schulen und den Vertretungen und Lehrern der Herkunftsländer ist anzustreben.“ 60 Millionen Euro würde die Eingliederung in den Regelunterricht kosten, sagte ein Ministeriumssprecher. Im Moment würden andere Projekte als dringlicher erachtet.

Angebote gibt es derzeit aus Bosnien-Herzegowina, Griechenland, Italien, dem Kosovo, Kroatien, Mazedonien, Polen, Portugal, Serbien, Slowenien, Spanien, der Türkei und Tunesien.

Im November 2006 hatte der damalige OB von Rastatt, Klaus-Eckhard Walker, bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, weil er die Schulen anwies, keine Räume mehr für muttersprachlichen Unterricht zur Verfügung zu stellen.

Seine Begründung: Dadurch werde Integration verhindert. Türkische Eltern klagten jedoch dagegen und erhielten letztlich vor dem baden-württembergischen Verwaltungsgerichtshof recht: Kommunen, so die Begründung der Richter, dürften sich nicht über schulpolitische Vorgaben des Landes hinwegsetzen.