Die Tafeln versorgen Bedürftige mit Lebensmitteln. Die Zahl derer, die Hilfe brauchen, ist gestiegen. Foto: dpa

Der Zustrom von Flüchtlingen ist weitgehend versiegt, die Herausforderungen für die Tafeln im Land bleiben. Inzwischen haben sie sich auf die neuen Aufgaben eingestellt - und ziehen in einer Umfrage Bilanz.

Karlsruhe - Rund 40 Prozent der Menschen, die bei den baden-württembergischen Tafeln Lebensmittel erhalten, sind inzwischen Flüchtlinge. Das ergab eine Umfrage des Landesverbandes der Tafeln unter den rund 140 Einrichtungen im Bundesland. Einige verzeichneten sogar einen Flüchtlingsanteil von rund 80 Prozent, sagte der Vorsitzende des zuständigen Landesverbandes, Wolfhart von Zabiensky. „Zur gewohnten Tafelarbeit, Lebensmittel vor der Vernichtung zu retten und an die Armutsbevölkerung zu verteilen, ist jetzt auch noch die Flüchtlingsarbeit als zusätzliche Aufgabe hinzugekommen.“

Dafür werde mit Dolmetschern gearbeitet; auch Beratungs-und Integrationsangebote sowie mancherorts sogar Sprachkurse gehörten inzwischen zum alltäglichen Handwerkszeug der Tafelarbeit. Die meist ehrenamtlichen Mitarbeiter würden entsprechend geschult und fortgebildet.

Zahl der Tafelkunden ist durch Flüchtlinge gestiegen

Insgesamt habe sich die Zahl der Tafelkunden durch die Flüchtlinge deutlich erhöht und mitunter gar verdoppelt. Zur Zeit stagniere der Anteil der Geflüchteten aber. Mühe bereitet weiterhin „das Einsammeln von Lebensmitteln in ausreichender Menge“, sagte Zabiensky. Die Tafeln könnten aber nur verteilen, was sie bekommen. „Für eine ausreichende Versorgung der Armutsbevölkerung sind wir nicht verantwortlich.“

Konflikte und Missverständnisse zwischen bedürftigen Flüchtlingen und den einheimischen Tafelkunden gebe es zwar täglich. „Vor zwölf Monaten hatten noch viele Tafeln Angst vor Überforderung“, sagte Zabiensky. Inzwischen gebe es aber überwiegend positive Rückmeldungen wie „bei uns hat sich vieles verändert, aber wir schaffen das.“.

Für die rund 100 Fragen umfassende Erhebung waren ab Februar des Jahres alle Tafeln im Land befragt worden; etwa die Hälfte hatte geantwortet. Jede Tafel wird Schätzungen zufolge pro Woche von durchschnittlich etwa 700 bis 1000 Tafelkunden besucht. Es handele sich dabei aber um eine vage Schätzung, genaue Zahlen gebe es nicht, betonte Zabiensky. Außerdem: „Hinter einem Kunden kann sowohl eine Einzelperson als auch eine Großfamilien mit über sechs Kindern stehen“, sagte er.