Bei der Biathlon-WM in Oslo voll fokussiert: Der Uhinger Simon Schempp Foto: Getty

Keine Menschenmassen, kein Händeschütteln, gesunde Ernährung: Alles für den Erfolg. Der Plan scheint aufzugehen. Mit der Mixed-Staffel holt Simon Schempp WM-Silber. Doch das ist ihm nicht genug, wie er im Interview verrät.

Oslo – - Herr Schempp, herzlichen Glückwunsch zur Silbermedaille mit der Mixed-Staffel. Aber wenn wir ehrlich sind, haben wir uns vor der WM Sorgen um Ihre Form gemacht.
Warum?
Ihre Saison bestand, kurz zusammengefasst, aus vier Weltcup-Siegen, einer verschleppten Erkältung, Problemen mit den Bronchien und vielen krankheitsbedingten Absagen. Sind Sie fit für die WM?
Gesundheitlich passt es jetzt aber wieder.
Warum ist in diesem Winter bei Ihnen der Wurm drin?
Wenn ich das nur wüsste. Ich habe ja schon in der Vorbereitung auf die Saison öfter was aufgeschnappt. Ich möchte auf jeden Fall noch dahinterkommen, woran es wirklich lag. Mir ist es zu einfach, das abzuhaken und zu sagen, dass es einfach so war.
Haben Sie eine Idee, was der Grund sein könnte?
Noch habe ich keine Gemeinsamkeiten gefunden, aber es muss ja irgendetwas geben, woran es liegt und das ich künftig vermeiden muss. Grundsätzlich verhalte ich mich bei dem Thema eigentlich sehr professionell.
Wie meinen Sie das?
Ich bin auf der Hut, versuche gerade im Winter große Menschenansammlungen zu vermeiden, wenn sowieso viele Viren durch die Luft geistern. Bei Siegerehrungen schaue ich zudem, dass ich Handschuhe trage. Da werden ja immer viele Hände geschüttelt, und gesunde Ernährung ist natürlich auch ein wichtiges Thema. Es ist einfach vonnöten, dass man gesund durch den Winter kommt. Nur so kann man am Ende eine Supersaison haben.
Ohne Ihre Ausfälle hätten Sie so eine haben können. Der Sieg im Gesamtweltcup war lange greifbar.
Es nervt mich schon ungemein, denn wenn ich am Start war, hatte ich fast immer tolle Rennen. Da wäre wirklich mehr drin gewesen. Durch die Krankheitsausfälle ist viel kaputt gegangen.
Was bedeutet das für die WM?
Schwer zu sagen. Ich hatte keine Zeit, einen komplett neuen Aufbau zu machen. Förderlich ist es sicher nicht. Aber im Rennen mit der Mixed-Staffel lief es schon richtig gut.
Was haben Sie sich denn für die restliche WM vorgenommen?
Ich möchte aus jedem Wettkampf möglichst das Maximum rausholen. Und eines ist auch klar: Ich bin nicht hier hochgefahren, um nur dabei zu sein. Dafür war das Jahr bisher einfach zu gut. Ich hatte viele gute Rennen. Positiv stimmt mich, dass ich auch im Januar nach meinem Ausfall gleich wieder in der Lage war, aufs Podium zu laufen.
Eine Medaille in einem Einzelrennen fehlt Ihnen auch noch.
Das stimmt. Und es ist an der Zeit für eine Einzel-Medaille.
Was haben Sie sonst noch für Erwartungen für die Weltmeisterschaft in Oslo?
Ich hoffe, dass die Stimmung super sein wird, dass viele Fans kommen. Oslo ist ein Ort mit Tradition. Das wird definitiv besser als zuletzt bei den Weltcups in Kanada und den USA, wo nicht so viel los gewesen ist.
Und wünschen Sie sich auch, in der Staffel zum Abschluss wieder als Sieger mit der Fahne ins Ziel einzulaufen?
So etwas ist natürlich der Traum eines jeden Schlussläufers, weil es einfach ein tolles und absolut geniales Gefühl ist. Aber so etwas kann man nicht planen.
Aber man kann es sich wünschen.
Das stimmt. Und ich hoffe auch, dass es am Sonntag in einer Woche so kommen wird.
Die Norweger werden bei ihrer Heim-WM bestimmt ein großer Konkurrent sein.
Oh ja. Die haben nicht nur von außen sehr viel Druck, sie setzen sich aus selbst sehr hohe Ziele.
So wie Ole Einar Björndalen. Sie haben mal gesagt, dass er Ihr Vorbild ist. Wollen Sie in 15 Jahren immer noch bei Weltmeisterschaften starten?
(Lacht) So lange kann ich nicht in die Zukunft schauen, aber ich gehe davon aus, dass ich mit 43 nicht mehr im Weltcup oder bei einer WM unterwegs sein werde.
Wie sieht Ihre weitere Karriereplanung aus?
Das mache ich von meinen Leistungen abhängig und vom Spaßfaktor. Im Moment ist der Sport für mich das Wichtigste, und ich habe nicht das Gefühl, dass dies in den nächsten Jahren abflacht.
Ihr Fanclub aus Uhingen wird bei der WM in Oslo bei allen Wettkämpfen dabei sein. Gibt Ihnen das Kraft?
Es ist auf jeden Fall schön zu sehen, dass das Interesse so groß ist. Und Unterstützung aus der Heimat ist immer gut.
Wie viel Schwabe steckt eigentlich noch in Ihnen? Immerhin ist Ihr Lebensmittelpunkt schon seit einigen Jahren Ruhpolding.
Also Spätzle sind immer noch mein Lieblingsessen. Der Dialekt ist zwar nicht mehr ganz so ausgeprägt, aber er ist noch da. In Uhingen habe ich meine Wurzeln, das bleibt meine Heimat. Und dem VfB Stuttgart drücke ich auch noch die Daumen.
Aber Fan sind Sie von einer anderen Mannschaft, oder?
Das stimmt. Es liegt nicht an meinem Umzug nach Ruhpolding, aber irgendwann hat sich dass so ergeben.
Welcher Verein hat Sie denn begeistert?
Der FC Bayern.