Alles weg – auch die rosa blühende Rose von Waltraud Kurz Foto: Peter Petsch

Die Planckstraße war gesäumt von Rosen. Vergangene Woche machte ein Trupp Landschaftsgärtner den Blüten den Garaus. Den Vorwurf muss jetzt das Garten-, Friedhofs- und Forstamt einstecken, das die Arbeiten an eine Fremdfirma vergeben hatte.

Stuttgart - Die Planckstraße im Stuttgarter Osten ist so breit, dass sie schon fast einem Boulevard gleicht – wäre nicht der Autoverkehr. Immerhin ist sie vor einigen Jahren auf der stadtauswärts führenden Seite mit Bäumen und Blumenbeeten bestückt worden.

„Die Stadt hat damals schöne Frühblüher und viele Stauden eingepflanzt und die Beete auch die ersten zwei drei Jahre gepflegt“, erzählt Waltraud Kurz, eine Anwohnerin. Dann hätten die Beete begonnen zu vergrasen, die Stadtgärtner hätten sich rar gemacht. „Wir haben 1994 die Patenschaft für zwei Bäume übernommen und fortan die Beete selbst gepflegen und gegossen“, erzählt sie, und beim Verkehrsverein Pro Stuttgart sei sie auch als Baumpatin eingetragen.

Seither versprühen nach den Frühblühern verschiedene Sommerstauden wie Lavendel, Salbei und Frauenmantel Duft und Farbe. In der Beetmitte gedieh bisher eine rosa blühende Rose.

Das ist nun Vergangenheit. Vergangene Woche säbelte der Trupp eines Landschaftsgartenunternehmens knapp über der Grasnarbe alles ab, was sich nach oben reckte. Auch vor der Rose machten sie nicht Halt, „und das, wo sie gerade schön in ihrer zweiten Blüte stand“, klagt Waltraud Kurz. Seitdem nennt sie die Truppe nur noch „die Rosenkiller“.

Offenbar hat es sich bei denen um Mitarbeiter gehandelt, die bar jeder Fachkundigkeit zu Werke gegangen sind. Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt ist an öffentlichen Straßen zuständig für die Verkehrssicherheit und stutzt Büsche, Hecken und Gewächse, die die Sicht oder die Benutzung beeinträchtigen. Doch Amtsleiter Volker Schirner kann nichts über diese Mitarbeiter sagen. Nicht sein Amt war in der Planckstraße zugange, sagt Schirner, „diese Arbeit war an eine Fremdfirma vergeben“.

550 Mitarbeiter hat Schirner, 150 davon sind für 1000 Hektar Grünfläche in Stuttgart zuständig. Deshalb müssten Mäharbeiten und der Schnitt an großen Bäumen an Garten- und Landschaftspflegefirmen vergeben werden. Bei 60 bis 70 Prozent der Arbeiten sei dies der Fall, die Vergabepakete seien sehr groß. Das System habe aber eine Achillesferse – die Bauaufsicht. „Die können wir nicht immer so ausführen, wie wir’s gern hätten, wir sind eben am Limit unserer Personalkapazitäten“, sagt Schirner. Dem Gemeinderat sei das Problem bekannt, wenigstens für den Baumschnitt habe das Gremium mehr Geld bewilligt.

150 Paten kümmern sich in Stuttgart um 450 Bäume. Solche Flächen wie die der Baumpaten aus dem Auftrag an die Firma herauszunehmen, sei allerdings nicht ganz einfach. Im Fall Planckstraße gab es zudem Verwirrung um die Paten: Laut Gartenamt sind die Kurzens keine Paten, laut deren Darstellung aber über Pro Stuttgart als solche registriert. Bei Pro Stuttgart war vorm Wochenende allerdings keine Stellungnahme zu erhalten.

„Mir tut der Vorfall wirklich sehr Leid“, sagt Schirner. Sein Amt werde den Fall mit der ausführenden Firma „klären und eventuell ein Mahnverfahren einleiten“. Dieses verpflichte die Firma, die Flächen auf eigene Kosten wieder herzustellen.

Waltraud Kurz will das Beet allerdings nicht mehr weiterpflegen: „Da macht man das 20 Jahre lang, und dann so was! Das kann doch jederzeit wieder passieren!“