Eine Baustelle in Stuttgart. Die Bauwirtschaft im Südwesten begrüßt die Zuwanderung junger Leute aus Südosteuropa Foto: dpa

Die baden-württembergische Bauwirtschaft stemmt sich gegen den Fachkräftemangel. Vor allem die Rente mit 63 bereitet den Unternehmen Sorgen - schon in den kommenden acht Jahren werden 80 000 Fachkräfte altersbedingt ausscheiden.

Stuttgart - Die baden-württembergische Bauwirtschaft stemmt sich gegen den Fachkräftemangel. „In den vergangenen drei Jahren haben wir einen siebenstelligen Betrag in unsere Werbekampagne gesteckt“, sagt Dieter Diener, Geschäftsführer der Landesvereinigung Bauwirtschaft. Ziel ist, junge Leute für den Bauberuf zu gewinnen.

Bundesweit werden in den kommenden acht Jahren 80 000 Fachkräfte altersbedingt ausscheiden. Die frei werdenden Stellen können nur zur Hälfte mit jungen Nachwuchskräften besetzt werden. Im Südwesten geht der Trend in dieselbe Richtung. Die Bauwirtschaft wirbt deshalb zunehmend auch im Ausland um junge Männer, die hier die Sprache erlernen und sich ausbilden lassen können. „Wir begrüßen die Zuwanderung junger Leute aus Südosteuropa, die sich bei uns qualifizieren“, sagt Thomas Schleicher, Präsident der Bauwirtschaft im Südwesten. „Ohne den Zuzug junger Menschen aus dem Ausland geht es nicht.“

Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels macht die Rente mit 63 den Bauunternehmen „allergrößten Kummer“, betont Schleicher, „und schmeißt die ganze Personalplanung über den Haufen“. Oftmals würden Ruheständler zurückgeholt, damit der Wissenstransfer abgeschlossen werden könne. Die Tarifpartner sollten die Arbeitszeit flexibel gestalten können, fordert der Präsident. „Der mündige Bürger sollte über sein Ausscheiden im Betrieb und seine Arbeitszeit frei entscheiden können.“

Die Bauwirtschaft im Südwesten hat 2014 vom Bau neuer Wohnungen und von milden Temperaturen profitiert. Von Januar bis November stieg der Umsatz um 6,1 Prozent auf 11,7 Milliarden Euro. Zahlen für das Gesamtjahr lagen noch nicht vor. Dank des guten Wetters von Januar bis März konnten die Unternehmen fast überall im Land durcharbeiten. Zudem legte der Wohnungsbau dank anhaltend niedriger Zinsen kräftig zu, weil die Baufinanzierung dadurch langfristig günstig ist. Für 2015 Jahr erwartet die Branche mit knapp 91 500 Beschäftigten ein schwächeres Wachstum zwischen 1,5 und 2 Prozent. Grund seien Unsicherheiten in der Gesamtwirtschaft und befürchtete Rückgänge bei öffentlichen Investitionen. Der Wohnungsbau werde weiter eine Stütze sein.

Probleme beim Wohnungsbau erwartet Schleicher aber, weil es Gesetze verschärft wurden – was auf die Preise durchschlage. Als Beispiel nannte er höhere Anforderungen beim Thema Energiesparen sowie die neue Landesbauordnung im Südwesten. Sie schreibt demnach künftig in speziellen Fällen eine Fassaden- oder Dachbegrünung vor sowie wettergeschützte Fahrradabstellplätze.