Ludwigsburgs Basketballtrainer John Patrick klatscht mit seinem neuen Center Chris McNaughton ab Foto: Pressefoto Baumann

Nach der überraschenden Play-off-Teilnahme in der Vorsaison trauen viele den Basketballern der MHP Riesen Ludwigsburg in dieser Bundesliga-Saison erneut einen Coup zu – doch Trainer John Patrick warnt.

Ludwigsburg - So schnell wendet sich das Blatt. Noch vor anderthalb Jahren standen die Riesen Ludwigsburg am Abgrund. Der Abstieg aus der Basketball-Bundesliga (BBL) wurde nur durch eine 250 000 Euro teure Wildcard verhindert. Die Barockstadt stürzte in tiefe Basketball-Tristesse. Jetzt, kurz vor dem Start in die 49. BBL-Saison an diesem Donnerstag (20.30 Uhr, MHP-Arena) gegen die Telekom Baskets Bonn, herrscht wieder Euphorie. Die Business-Logen in der Halle sind fast ausgebucht, die Dauerkarten gehen weg wie warme Semmeln, und die Zahl der Sponsoren steigt. Zweifellos: Nach dem siebten Platz in der Vorsaison und den beeindruckten Play-off-Partien gegen den späteren Meister Bayern München, liegen die Riesen voll im Trend. Und geht es nach Clubchef Alexander Reil, soll der Wachstumskurs gehalten werden. Ein Überblick vor dem Start:

Die Stärken: Endlich ist sie da, die von den Fans seit Jahren geforderte Kontinuität. Die besten Riesen-Profis der vergangenen Saison sind fast alle geblieben, wenn auch zu höheren Bezügen. „Es war wichtig, Spieler wie Coby Karl, Michael Stockton und Shawn Huff zu halten. Wir brauchen sie auch für unsere Fans, für die Identifikation mit dem Club“, sagt Trainer John Patrick, seit Januar 2013 im Amt. Und auch Alexander Reil kann seinen Stolz nicht verbergen: „Kontinuität war die vergangenen Jahre nicht unsere Stärke, dass wir das nun geändert haben, ist toll.“ Doch im selben Atemzug mahnt Reil auch: „Eine Erfolgsgarantie ist das noch lange nicht.“

Die Schwächen: „In der Offensive“, sagt John Patrick, „haben wir nicht zugelegt.“ Im Gegenteil: Der Punktekönig der vergangenen Saison, Keaton Grant, ist nicht mehr da. Der US-Amerikaner war einer der herausragenden Spieler (15,6 Punkte im Schnitt). Doch im Gegensatz zu Karl, Stockton, Huff, Tim Koch, Patrick Flomo und Adam Waleskowski konnte er nicht gehalten werden. Ihn zog es zu einem finanzstarken italienischen Zweitligisten. Auch weil die Riesen lieber mehr in die Defensive investierten.

Die Neuen: John Patrick setzt auf den Faktor Erfolg. In Aufbauspieler John Little und Center Chris McNaughton hat er aus Würzburg zwei Spieler geholt, mit denen er schon erfolgreich in Göttingen (Euro-Challenge-Titel 2010) gearbeitet hat. „Ich kenne die Philosophie des Trainers, das hat mir geholfen, mich hier gleich zurechtzufinden“, sagt Ex-Nationalspieler McNaughton. Und John Patrick gerät ins Schwärmen, wenn er an die Neuverpflichtungen denkt: „John Little ist für mich einer der besten Verteidiger in der BBL. Wir haben jetzt viel mehr Möglichkeiten als in der vergangenen Spielzeit. Wir haben nun Center, die punkten können, und Außenspieler, die in der Lage sind, das Spiel zu machen.“

Dank einer Steigerung des Saisonetats im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent auf 3,4 Millionen Euro konnte der Coach das Team in der Breite aufrüsten. Neben Little und McNaughton gehen künftig der britische Nationalspieler Matthew Bryan-Amaning und US-Boy Kerron Johnson für die Barockstädter auf Korbjagd. Vor allem Johnson hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Sein Probevertrag wurde schon nach wenigen Trainingstagen in einen Ein-Jahres-Kontrakt umgewandelt. Und in Travis Warech, der von Zweitligist Gotha kam, hat Patrick einen 23 Jahre alten Deutschen mit viel Potenzial nach Ludwigsburg gelotst.

Die Zielsetzung: Es ist nicht so, dass John Patrick Angst hätte, aber der Saisonstart bereitet dem 46-Jährigen Sorgen. Denn anstatt Bremerhaven und Vechta wie beim letztjährigen BBL-Start warten in den Bonnern an diesem Donnerstag (20.30 Uhr) und in Bayern München an diesem Sonntag (17 Uhr) zwei Spitzenclubs auf die Riesen. „Es wird enorm schwer, wieder mit zwei Siegen zu beginnen“, betont Patrick. Dabei wären Siege in der Anfangsphase wichtig. „Das hat uns viel Selbstvertrauen gegeben“, erinnert sich Michael Stockton. Und genau deshalb stapelt der Coach Patrick tief, als Saisonziel hat er nur den „Ligaverbleib“ ausgegeben. Zumal der US-Amerikaner glaubt, dass bis zu 14 Teams um die acht Play-off-Plätze mitspielen. „Die Liga hat aufgerüstet wie nie. Wir können erst nach zehn Spielen sagen, wohin die Reise geht“, meint Patrick.