Nach einer aktuellen Berechnung existieren in Deutschland heute 700  000 altersgerechte Wohneinheiten - 2,5 Millionen würden benötigt Foto: Marco2811/Fotolia

Schon kleine Veränderungen bewirken viel, um bis ins hohe Alter oder mit kleinen Kindern möglichst komfortabel zu wohnen. Wichtig ist jedoch: Eine Baumaßnahme darf erst begonnen werden, wenn die Finanzierung bewilligt ist und der Vermieter sie genehmigt hat.

Stuttgart - Es sind die kleinen Stolperfallen im Alltag – ein Treppenabsatz, eine Teppichkante, eine rutschige Badfliese –, die das Leben im Alter aus dem Tritt bringen können: Stürze sind die häufigste Unfallursache hierzulande, heißt es in Studien des Robert-Koch-Instituts. Oft passieren sie in den eignen vier Wänden, noch öfter passieren sie Menschen, die älter als 60 Jahre sind.

Um standhaft bis ins hohe Alter zu bleiben, raten Experten dazu, sich gesund zu ernähren und stets ausreichend zu bewegen – aber auch, die eigene Wohnung genauer in Augenschein zu nehmen.

„Wichtig ist, sich darüber klar zu werden, welche Problemstellen es in der eigenen Wohnung heute schon gibt. Im zweiten Schritt sollte sich die Überlegung anschließen, ob man bei zunehmender Beeinträchtigung langfristig im Alltag darin zurecht kommen wird“, sagt Anja Schwarz, die beim Deutschen Roten Kreuz in Baden-Württemberg als Wohnungsberaterin im Einsatz ist.

700 000 altersgerechte Wohneinheiten - gebraucht würden 2,5 Millionen

Sie kommt zu Rentnern wie auch zu jungen Familien, zu Häuslebauern ebenso wie zu Mietern und hilft ihnen, ihre vier Wände möglichst sicher zu gestalten. Solche Wohnungen gibt es noch viel zu wenige: Nach einer aktuellen Berechnung der KfW-Bankengruppe existieren in Deutschland heute 700 000 altersgerechte Wohneinheiten. 2,5 Millionen – so hat es der Deutsche Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung errechnet – würden aber benötigt.

Neubauten können diesen Mangel nicht beheben. Also muss Bestehendes umgebaut werden. Das muss nicht immer so aufwendig sein, sagt die Architektin und Sachverständige Ilona Hocher-Brendel für die Architektenkammer Baden-Württemberg: Eine stufenweise Anpassung kann sinnvoller sein als ein sofortiger Umbau der Wohnung.

„Schon Hilfsmittel wie Haltegriff oder Duschhocker und kleine Veränderungen in der Ausstattung haben eine große Wirkung“, sagt auch Anja Schwarz. Ein höhenverstellbarer Lattenrost etwa erleichtert das morgendliche Aufstehen, eine Unterbettenbeleuchtung steigert die Sicherheit beim nächtlichen Gang auf die Toilette.

Für einen altersgerechten Umbau gibt es Förderungen

Oft ist es auch eine Frage der Finanzierung, inwieweit sich eine Wohnung barrierefrei gestalten lässt. So ein Umbau kann ins Geld gehen: Aber es gibt auch verschiedene Fördermöglichkeiten, sagt Timo Forisch vom Verband der privaten Bausparkassen. Wichtig ist allerdings, dass eine Maßnahme erst begonnen werden darf, wenn die Finanzierung bewilligt ist. Soll eine Mietwohnung umgebaut werden, muss zudem eine Genehmigung des Vermieters vorliegen.

Zinsgünstige Darlehen gibt es etwa von der staatlichen KfW-Bankengruppe – auch für den präventiven Umbau. Auch die Pflegekassen schießen – je nach Pflegestufe – bis zu 4000 Euro für eine Umgestaltung in eine alters- und pflegegerechte Wohnung zu.

Finanzielle Unterstützung gibt es auch seitens des Landes – sei es in Form von Darlehen oder Zuschüssen, bestätigt die Architektin Hocher-Brendel: So vergibt die L-Bank eine Zusatzfinanzierung namens Barrierefreiheit – etwa bei einem Erwerb einer selbst genutzten Immobilie. Auch können pflegebedürftige oder behinderte Menschen sich an das Sozialamt wenden, wenn das eigene Einkommen und Vermögen zu gering ist.

Der Wohnberater sollte auch die Wohngegend im Blick haben

Damit die eigenen Vorstellungen nicht auf der Strecke bleiben, rät die Stiftung Warentest, sich auf die Wohnberatung vorzubereiten. „Es darf keine allgemeine Empfehlungen wie aus einer Broschüre geben.“

Daher sollte man mit dem Berater durch alle Räume gehen – auch in den Keller, Dachboden und den Garten. Wichtig ist auch, das Umfeld im Blick zu haben: Eine barrierefreie Wohnung hilft wenig, wenn Supermarkt, Ärzte, Busse und Bahn, Freunde und Familie schwer zu erreichen sind.

Infos gibt es beim DRK Stuttgart, www.drk-stuttgart.de, Telefon 07 11 / 28 08 13 33. Dort gibt es auch Besichtigungstermine für eine barrierefreie Musterwohnung. Infos gibt es auch bei den Bausparkassen, www.bausparkassen.de, und der KfW-Bankengruppe, www.kfw.de, bei der Freien Architektin Ilona Hocher-Brendel, www.hocher-brendel.de, und der Architektenkammer Baden-Württemberg, www.akbw.de.