Solche Züge im Landesdesign rollen künftig auf allen Strecken, auf denen neue Wagen eingesetzt werden Foto: MVI

In das Reizthema Großer Verkehrsvertrag kommt Bewegung: Neue Zahlen belegen, dass das Land künftig im Schnitt wohl weniger Geld pro Kilometer ausgeben muss als bisher. Zudem wird der Zuschlag für das Netz 3b noch dieses Jahr erteilt, neue Züge fahren dort ein Jahr früher als geplant.

Stuttgart - Entlang der Strecke des so bezeichneten Netzes 3b dürfte die Nachricht Jubel auslösen: Schluss mit den überalterten Silberlingen, endlich moderne Züge. Dies soll nun nicht wie geplant erst im Dezember 2018, sondern schon ein Jahr früher, im Dezember 2017, der Fall sein. Es handelt sich dabei um die Strecke der Gäubahn zwischen Konstanz und Stuttgart sowie der Murrbahn zwischen Stuttgart und Crailsheim.

Noch ist unklar, wer den Zuschlag bekommt: Bislang wird der Abschnitt von der Bahn betrieben, die das Monopol hat. Doch weil Ende 2016 der Große Verkehrsvertrag mit der Bahn ausläuft, wurden und werden die einzelnen Abschnitte neu ausgeschrieben. Für das Netz 3b ist das bereits erfolgt. An diesem Montag wurden die Umschläge mit den Angeboten geöffnet, wie viele es waren, behält das Verkehrsministerium unter Verschluss.

Wer den Zuschlag erhält, verpflichtet sich, von Ende 2017 an hochmoderne Neufahrzeuge im Gesamtwert von 100 Millionen Euro auf der Strecke einzusetzen. Diese Züge verfügen über WLAN an Bord, Platz für Fahrräder, Kinderwagen und Rollstühle, sind barrierefrei, haben Weg- und Leitsystem für Blinde und Gehbehinderte und Gepäcknetze.

Stuttgarter Netze in Warteschleife

Möglich wird die frühere Inbetriebnahme des Netzes 3b, da Hersteller von Zügen dem Land gegenüber geäußert hatten, sie hätten bei der aktuellen Fertigungslinie noch Kapazitäten frei. Die vom Land eigens gegründete Nahverkehrsgesellschaft hat den Unternehmen Interesse an diesen Fahrzeugen signalisiert. Stehen die Fahrzeuge also früher bereit, kann die Inbetriebnahme der Netzstrecke 3b ein Jahr früher als geplant – Ende 2017 statt Ende 2018 – erfolgen.

Dass diese modernen Züge vorerst nur auf dem Netzabschnitt 3b eingesetzt werden und nicht etwa in den Stuttgarter Netzen oder den ebenfalls Ende 2014 neu ausgeschriebenen Netzen 2 (Ulm–Bodensee), 5 (Donau–Ostalb) und 9a (Breisgau-Ost– West), hat Gründe. Diese Schienennetze sind ganz oder teilweise nicht elektrifiziert, so dass dort ausschließlich Dieselfahrzeuge zum Einsatz kommen können. Der Schienenfahrzeugmarkt kann allerdings derzeit die nötige Anzahl an modernen Dieseltriebwagen nicht liefern. Andererseits bestehen auf dem Markt eben noch Fertigungskapazitäten für neue elektrische Schienenfahrzeuge.

Parallel dazu hat die Landtagsabgeordnete Nicole Razavi Einzelheiten zu den bereits vergebenen Netzabschnitten erfragt. Die verkehrspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion wollte von der Landesregierung wissen, welchen Kilometerpreis sie bei den bisher schon abgeschlossenen Folgeverträgen zum Großen Verkehrsvertrag mit den Eisenbahnunternehmen vereinbart hat. Bislang kostet der Bahnkilometer das Land im Großen Verkehrsvertrag im Schnitt rund elf Euro. Demnach könnte das Land künftig günstiger davonkommen: Im Schnitt – so das Verkehrsministerium auf Anfrage – liege der Kilometerpreis bei den nicht grenzüberschreitenden Verkehren bislang bei 8,73 Euro. Bei den grenzüberschreitenden Linien liegt der Kilometer für den baden-württembergischen Netzanteil bei 11,70 Euro.

Bei anderen Netzen dauert es länger

Dazu sagt Ministerialdirektor Uwe Lahl: „Die bisherigen Ausschreibungsergebnisse zeigen bereits gegenüber dem Großen Verkehrsvertrag Verbesserungen sowohl beim künftigen Angebot für die Fahrgäste als auch beim Preis. Allerdings werden die eigentlich harten Wettbewerbslose, bei denen Neufahrzeuge ausgeschrieben sind, in den nächsten Wochen folgen. Dabei ist es entscheidend, dass wir mit den neuen Baden-Württemberg-Modellen zur Fahrzeugfinanzierung für die Konkurrenten der DB Chancengleichheit hergestellt haben.“

Die neuen Zahlen beziehen sich auf rund 22 Millionen Zugkilometer, was rund der Hälfte der insgesamt neu auszuschreibenden 40 Millionen entspricht. Während Netz 3b jetzt vorgezogen werden kann, dauert die Inbetriebnahme anderer Netze länger: Weil die Hersteller nicht so viele Züge produzieren können, wie auf einmal benötigt werden, kommt es zu Verzögerungen, die das Land mit Übergangsverträgen mit den jeweiligen Betreibern überbrücken muss.