Rainer Hertneck ist Wegewart beim Schwäbischen Albverein und passionierter Pedelec-Fahrer. Dass er seinen schweren Drahtesel am S-Bahnhalt in Vaihingen die Treppen rauf- und runtertragen muss, findet er suboptimal. Foto: ARchiv Käfferlein/Alexandra Kratz

Der Aufzug am Bahnhof ist zu klein für ein Fahrrad. Auf Nachfrage bei der Deutschen Bahn heißt es, dass die Aufzüge nicht in erster Linie dazu da seien, um Fahrräder damit zu transportieren.

Vaihingen - Rainer Hertneck ist viel in der Natur unterwegs, zu Fuß und auch mit dem Fahrrad. Oder besser gesagt: mit dem Elektrorad. Denn auch der Wegewart des Schwäbischen Albvereins besitzt seit ein paar Jahren ein sogenanntes Pedelec, also einen Drahtesel, bei dem man bei Bedarf einen Elektromotor zuschalten kann. Mit diesem wollte er vor einiger Zeit eine mehrtägige Tour durchs Oberland machen. Doch dorthin zu kommen, stellte sich als nicht ganz einfach heraus.

Am Vaihinger Bahnhof wollte Rainer Hertneck mit seinem Pedelec in die S-Bahn einsteigen. Um aufs Gleis zu kommen, galt es eine Treppe zu überwinden. Doch ein Pedelec ist rund 25 Kilogramm schwer. Das ist der Nachteil an den Elektrofahrrädern. „Das trägt man nicht einfach so die Treppe hinauf“, sagt Rainer Hertneck. Früher habe es mal eine Rampe für Kinderwagen gegeben, die zu den Gleisen 2 und 3 hinaufführte. Doch die sei vor Jahren weggemeißelt worden, ohne Ersatz zu schaffen.

„Der Fahrstuhl ist einfach zu klein“

Heute gibt es nur noch einen Fahrstuhl, mit dem man den Bahnsteig barrierefrei erreichen kann. Also machte sich Hertneck auf den Weg zu eben diesem. Er wollte seinen Drahtesel in den Aufzug hineinschieben, versuchte es vorwärts, rückwärts und diagonal. Aber das Fahrrad ging beim besten Willen nicht hinein. „Der Fahrstuhl ist einfach zu klein“, sagt Rainer Hertneck. Für ihn ist dieser Zustand suboptimal. „Immer wird gesagt, dass jeder bis ins hohe Alter Rad fahren sollte. Die Pedelecs sind dafür bestens geeignet. Aber dann muss ich damit auch überall hinkommen“, sagt Hertneck. Nur mit Mühe und dank der Unterstützung eines Freundes habe er das Rad die Treppe hinauf getragen bekommen.

Auf Nachfrage bei der Deutschen Bahn heißt es, dass die Aufzüge nicht in erster Linie dazu da seien, um Fahrräder damit zu transportieren. Das Ziel seien barrierefreie Stationen. Darum seien die Fahrstühle immer so groß, dass zumindest ein Rollstuhl oder ein Kinderwagen reinpasse.

Wenn der Aufzug zu klein ist, hat man Pech gehabt

„Nach Möglichkeit versuchen wir aber schon, dass die Aufzüge auch für ein Fahrrad reichen“, sagt der Bahnsprecher. Wo dies nicht der Fall sei, habe es entsprechende bauliche und sachliche Zwänge gegeben, die dem entgegenstanden. „Wer nun an einer Station einen Aufzug erwischt, der zu klein für ein Fahrrad ist, hat Pech gehabt. Das können wir derzeit nicht ändern“, sagt der Sprecher der Deutschen Bahn und gibt zu, dass das „etwas zynisch klingt“.

Aber das primäre Ziel sei es nun mal, „in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen zu helfen“ und nicht Fahrrad- beziehungsweise Pedelecfahrern. Dass in Vaihingen eine Rampe „weggemeißelt“ worden sei, bestreitet der Sprecher. An der Treppe zum Gleis 1 gebe es am Rand nach wie vor die Möglichkeit, Kinderwagen hinauf- beziehungsweise hinunter zu schieben. Und wer auf das Gleis 2 oder 3 wolle, müsse sein Fahrrad eben schleppen, so der Sprecher der Deutschen Bahn.