Die Deutsche Bahn hat unlängst ihre Nachtzüge mit Liegewagen abgeschafft – und lässt nun angesichts der hohen Nachfrage verstärkt normale Züge nachts fahren. Foto: dpa

Der Nachtzugverkehr stößt bei Reisenden auf wachsende Beliebtheit. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), die einen Teil der von der Deutschen Bahn aufgegebenen Schlaf- und Liegewagen übernommen haben, zeigen sich mit der Nachfrage in den ersten vier Monaten sehr zufrieden. Der Bundestag wünscht sich derweil für die Kunden mehr Kooperation und einheitliche Buchungssysteme.

Berlin - Der Nachtzugverkehr stößt bei Reisenden auf wachsende Beliebtheit. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), die seit Dezember einen Teil der von der Deutschen Bahn (DB) aufgegebenen Schlaf- und Liegewagen übernommen haben, zeigen sich mit der Nachfrage in den ersten vier Monaten sehr zufrieden. Auch die DB, die seither verstärkt normale Fernzüge auch nachts fahren lässt, berichtet von einer positiven Entwicklung.

Die Nachfrage bei den neuen nächtlichen IC-Zügen habe bis Ende April rund 30 Prozent über den Prognosen gelegen, erklärte die DB auf Anfrage. Im Sommer werde das Angebot deshalb um weitere Verbindungen ergänzt. So wird die IC-Linie Stuttgart - München über Frankfurt und Leipzig bis Berlin verlängert. Jede Nacht fährt zudem der Eurocity zwischen Hamburg und Kopenhagen. Außerdem wird Samstagnachts ein IC von Köln über Hannover und Berlin bis nach Binz auf der Urlaubsinsel Rügen verkehren.

Das Echo bei den Kunden sei positiv

Die ÖBB hat in den ersten vier Monaten seit dem Fahrplanwechsel und dem starken Ausbau des Nachtzuggeschäfts in Deutschland nach eigenen Angaben rund 450 000 Tickets in beiden Ländern verkauft. Das sei „ein schöner Erfolg“, sagte Kurt Bauer, der Chef des ÖBB-Fernverkehrs, dem Magazin „Der Fahrgast“. Das Echo bei den Kunden sei positiv, der „Nightjet“ komme bei deutschen Kunden gut an. Klassische Nachtzugverbindungen mit Schlaf- und Liegewagen würden weiterhin geschätzt.

Die DB-Spitze um den abgetretenen Ex-Chef Rüdiger Grube hatte voriges Jahr im Sanierungskonzept „Zukunft Bahn“ die komplette Aufgabe aller Autozüge und klassischen Nachtzüge mit Liegewagen bei der Politik durchgesetzt. Als Begründung wurden anhaltend hohe Verluste genannt. 2016 fuhr der Staatskonzern demnach 20 Millionen Euro Minus bei 85 Millionen Euro Umsatz ein, im Jahr zuvor lag das Defizit noch ein Drittel höher. Auch die Opposition im Bundestag kritisierte die Entscheidung scharf, der Ausstieg schlug hohe Wellen.

Mittlerweile scheint auch in der Regierungskoalition das Thema stärker in den Fokus zu rücken. Union und SPD im Bundestag forderten kürzlich mit einem gemeinsamen Antrag die Regierung auf, den Nachtzugverkehr besser zu unterstützen und einen jährlichen Bericht zur weiteren Entwicklung der Angebote, Preise und Fahrgastzahlen vorzulegen. Kooperationen der DB und ÖBB sollten gestärkt und grenzüberschreitende Nacht- und Autozugverbindungen ausgebaut werden. Zudem müsse neuen Anbietern der diskriminierungsfreie Zugang zur Infrastruktur möglich sein.

Zur Anerkennung der Bahncard in den Nightjets kann die Bahn noch keine Aussage treffen

Das Engagement komme „reichlich spät“ und sei nicht wirklich überzeugend, kritisiert Sabine Leidig, die Verkehrsexpertin der Linken im Bundestag, die sich jahrelang für den Erhalt der Nachtzüge einsetzte. Die Koalition wird nun in dem Beschluss überraschend konkret. So soll die Regierung beim DB-Vorstand „anregen“, dass nicht mehr benötigte Nacht- und Autozüge anderen Unternehmen über europaweite Ausschreibungen angeboten werden. Zudem wünscht sich der Bundestag, dass die Beschäftigten der DB European Railservice GmbH innerhalb des Staatskonzerns und an andere Nachtzugbetreiber vermittelt werden.

Die Regierung soll sich zudem dafür einsetzen, dass im Nachtzugverkehr ein einheitliches Buchungssystem entsteht. Aktuell verhandeln DB und ÖBB noch, welche Tarife und Rabatte nach dem nächsten Fahrplanwechsel am 9. Dezember gegenseitig anerkannt werden. Derzeit können Reisende für die ÖBB-Nightjets noch übergangsweise für die ausgemusterten DB-City-Nightline geltende Tarife wie den Flex- und Sparpreis buchen. Zudem verkauft die DB vom 18. Oktober an die ÖBB-Fahrscheine über ihre Systeme, inklusive des Billigtarifs „Sparschiene“. Offen ist aber noch, wie es nächstes Jahr weitergeht. Auch zur Anerkennung der Bahncard in den Nightjets nach der Übergangsphase könne man noch keine Aussage treffen, heißt es bei der DB.