Das Eckpunktepapier aus dem Ressort von Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) sorgt für Entlastung bei der Unterbringung und Versorgung von allein ankommenden jugendlichen Asylbewerbern. Foto: dpa

Die Kommunen in Baden-Württemberg bringen neuen Zahlen des Kommunalverbands Jugend und Soziales (KVJS) immer mehr unbegleitete minderjährige Ausländer (UMA) unter. Damit kommt das Land der durch den Königsteiner Schlüssel vorgegebenen Erfüllungsquote näher.

Stuttgart - Die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Ausländer (UMA) in Baden-Württemberg ist in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Anfang April hatten die Kommunen im Südwesten nach Angaben des Kommunalverbands Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) 7041 jugendliche Asylbewerber in ihrer Obhut.

Damit steigerte das Land seine Erfüllungsquote beim sogenannten Königsteiner Schlüssel auf mehr als 80 Prozent. So besteht derzeit zwar noch ein Defizit von 1678 UMA. Aber es ist ein erheblicher Fortschritt. Zum Vergleich: Anfang November 2015 hatte Baden-Württemberg gerade mal 3977 UMA untergebracht, die Erfüllungsquote lag damals knapp 54 Prozent.

Der Königsteiner Schlüssel wird aus Steuereinnahmen und Bevölkerungszahl eines Bundeslands berechnet und regelt, wie viele Asylsuchende nach ihrer Ankunft in Deutschland einem Land zugewiesen werden. Baden-Württemberg müsste dem Verteilungssystem zufolge 12,9 Prozent der bundesweit rund 67 800 UMA unterbringen und versorgen. Im Ländervergleich sind nur Nordrhein-Westfalen (21,2 Prozent) und Bayern (15,5) mehr gefordert.

Die Maßnahmen wirken offenbar

Zwar sind die Angebote für die UMA im Land ausgebaut worden. Trotzdem drohten viele Träger der Kinder- und Jugendhilfe wegen der rasch gestiegenen Zugangszahlen ihre Kapazitätsgrenzen zu erreichen. Im Februar reagierte die grün-rote Landesregierung mit einem Eckpunktepapier. Es erlaubt mehr Flexibilität und „operative Erleichterungen“ bei der Unterbringung und Versorgung von männlichen Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren. Eine Einrichtung kann nun vorübergehend aus Einzel- auch Doppelzimmer machen und die maximale Wohngruppengröße so von sechs auf acht Jugendliche erhöhen.

Und die Maßnahmen wirken offenbar. Zumindest habe es zuletzt von Trägern keine Beschwerden mehr gegeben, sagte eine KVJS-Sprecherin, das sei ein gutes Zeichen.

Seit zwei bis drei Wochen kommen bundesweit allerdings kaum noch neue UMA an. Der Grund ist die weitestgehend geschlossene Balkanroute. „Es gab zuletzt Tage, an denen wir keine UMA mehr zugewiesen bekommen haben“, sagte die KVJS-Sprecherin. Dies sei aber nur eine Momentaufnahme.