Thomas Keller, Sprecher der Geschäftsleitung Deutsche Bank Stuttgart: Längst ist das Internet unsere größte Filiale Foto: Deutsche Bank

Der Wunsch, seine Bankgeschäfte mobil zu erledigen, steht nicht im Widerspruch zur wachsenden Bedeutung persönlicher Beratung, sagt der Deutschbanker Thomas Keller.

Stuttgart - Bankprodukte im Internet abschließen, Überweisungen von unterwegs erledigen, das Haushaltsbuch online führen: Die Digitalisierung im Privat – und Firmenkundengeschäft schreitet mit Wucht voran. „Längst ist das Internet unsere größte Filiale“, sagt Thomas Keller, Sprecher der Geschäftsführung der Deutschen Bank Stuttgart. Die Deutsche Bank treibe das Thema voran, „nicht weil wir technikverliebt sind oder weil es schick ist, eine App zu bauen“, so Keller beim Pressegespräch. Die gesamte Branche reagiere auf das veränderte Verhalten der Kunden. Hier vollziehe sich „ein wirklich tief greifender Wandel“.

Im vergangenen Jahr hat Deutschlands größtes Geldhaus einige digitale Dienstleistungen auf den Weg gebracht. Beispielsweise erhalten Kunden Zugang zum Mobile-Banking per Fingerabdruck und können seit Ende des vergangenen Jahres ein digitales Haushaltsbuch führen. Für dieses Jahr will die Bank ein digitales Feuerwerk zünden. Keller stellt für Kunden mehr als 70 neue digitale Dienstleistungen in Aussicht. Darunter fallen Dienstleistungen, die künftig digital angeboten werden oder solche, die erst durch die Digitalisierung möglich werden.

Der Kunde bezahlt mit Daten

„Die Märkte in der digitalen Welt ändern sich über Nacht“, ist Keller überzeugt. Aus Sicht der Kunden sei wichtig, dass die Daten bei ihrer Bank sicher verwahrt und nicht zu einer handelbaren Ware würden. Bei heutigen kostenlosen Bezahlsystemen bezahle der Kunde mit seinen Daten. Deutsche Banken sind bisher noch nicht mit einem digitalen Bezahlsystem in den Startlöchern. Befürchtungen, dass die Branche viel zu spät komme, teilt Keller nicht.

Auch wenn Online Banking zunimmt, erwarten Kunden doch auch regionale Nähe von ihrer Bank, so Keller. Spekulationen wonach bundesweit ein Drittel der derzeit 740 Filialen geschlossen werden könnten, will Keller nicht kommentieren. Die Deutsche Bank werde in Baden-Württemberg die Zahl ihrer 75 Filialen stabil halten. „Filialschließungen sind Stand heute nicht geplant.“

Mit den niedrigen Zinsen werden Banken und Kunden in der Eurozone noch länger leben müssen. „Eine Zinswende würde bei Staatsanleihen zu erheblichen Verwerfungen“ führen..Keller hofft, dass die Eurozone nicht japanische Verhältnisse bekomme, wo die Niedrigzinsen seit 20 Jahren anhalten.

Das Privat- und Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank in Stuttgart ist vergangenes Jahr nach eigenen Angaben solide gewachsen. Das Geschäftsvolumen in Baden-Württemberg lag Ende 2014 bei gut 31,8 Milliarden Euro, davon im Stadtgebiet Stuttgart bei 3,2 Milliarden Euro. Das Baufinanzierungsvolumen stieg landesweit um 5,3 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro. Im Stadtgebiet Stuttgart stieg es um zehn Prozent auf 620 Millionen Euro. Die Zahl der Privat- und Firmenkunden blieb stabil, sie lag Ende 2014 bei 990 000 in Baden-Württemberg, davon 102 000 in Stuttgart.