Der Hymnus-Knabenchor Foto: Eidenmüller

In der Stiftskirche hat der Hymnus-Knabenchor unter der Leitung von Rainer Johannes Homburg Bachs Johannespassion aufgeführt: ein Konzert mit Luft nach oben.

Stuttgart - Im Mai, so das Ziel des Dirigenten Rainer Johannes Homburg, wird sein Hymnus-Chor Bachs Johannespassion für CD aufnehmen. Am Sonntagabend konnte man in der Stiftskirche schon einmal einiges von dem hören, was ab Herbst 2016 (beim Label Dabringhaus und Grimm) auf Silberscheibe herauskommen wird.

Dabei blieben einige Fragen offen, zuvorderst die nach der angemessenen Schlagtechnik. Knabenchören muss ein Chorleiter mehr und klarere Anweisungen geben als erwachsenen Sängern. Schlägt man die Takte aber so gerade durch, wie es Homburg jetzt tat, dann läuft man Gefahr, der Musik die Flügel zu stutzen. Dass die dramatische Johannespassion hier oft auf der Stelle zu treten schien, lag nicht nur an oft sehr langsamen Grundtempi, sondern auch am allzu stark gewichteten, gleichmäßigen Grundpuls.

Die Sechzehntel im Orchestervorspiel zum Einleitungschor waren kaum hörbar. Dass Homburg sogar die Rezitative durchdirigierte, nahm der Musik zusätzlich Fluss und Atem. Den exzellenten Solisten (der hochtheatralische Markus Brutscher als Evangelist, die Altistin Johanna Rademacher und Angelika Lenter mit glockenklarem, schlankem Sopran) hätte mehr Freiheit gutgetan. Der dramatischen Schärfung der Darbietung waren auch jene Momente abträglich, in denen die Einsätze der Sänger nicht auf den Punkt kamen (wie etwa in den zahlreichen Volkschören).

Sehr homogen, durchdacht und beschwingt wirkten hingegen die Choräle. Und die Klangfarben eines Orchesters, das mit alten Instrumenten besetzt ist und mit niedrigem Stimmton musiziert, betten die sehr geraden Stimmen von Knaben klangfarblich optimal ein. Leider stand die eher mulmige Akustik in der Stiftskirche der Durchsichtigkeit des Instrumentalklangs oft im Wege. Von der individuellen Qualität der Musiker in Homburgs Ensemble Handel’s Company zeugten immerhin die solistisch von Geigen, Flöten oder Oboen begleiteten Arien.