Keerthi Bandara: „Ich schau’ den Menschen an und weiß, wie ich ihn einordnen muss“ Foto: Jan Reich

Vor fast zwanzig Jahren hatte die Hamburgerin Viola Fuchs eine scharfe Geschäftsidee und eröffnete den Gewürzladen Violas. Einen Ableger davon, in dem man die ayurvedische Küche erfahren kann, gibt es in Stuttgart. Hier kocht Keerthi Bandara.

Stuttgart - Riechen, eintauchen, schmecken und genießen : Wenn man die Lounge im Obergeschoss des Violas gleich hinter dem Stuttgarter Rathaus betritt, verführt eine Wolke verschiedener Gewürzdüfte die Nase; und da steht dann auch noch dieser Koch mit diesem umwerfenden Lächeln, das immer warm und nie gekünstelt wirkt.

Es ist der Ausdruck eines Lebensgefühls, das Keerthi Bandara ausstrahlt und das auf der ayurvedischen Lehre beruht. Ayurveda bedeutet übersetzt die Wissenschaft vom Leben. Bandara scheint ein wahrer Lebenskünstler zu sein. Der Mann aus Sri Lanka ist aber nicht nur Küchenchef, er bietet auch Gewürzseminare, Kochkurse und diverse Massagen in einer Stuttgarter Parfümerie an. Massagen sind die Seele der ayurvedischen Anwendungen und sollen Giftstoffe im Körper lösen, die dann auf natürlichem Wege abgegeben werden.

Doch im Violas will der 41-Jährige den Gästen in ihrer kurzen Mittagspause einen möglichst eindrucksvollen Hochgenuss für die Geschmacksnerven anbieten. Willkommen im Reich der Sinne. Es ist eine kleine Oase, die er sich inmitten des Großstadttrubels eingerichtet hat. Und so soll sie auch bleiben. Die Einrichtung ist puristisch, im Hintergrund läuft dezente Musik. Ein Raum für Genuss – und man darf dem Koch auch noch bei der Arbeit zuschauen. Um seinen Herd herum stehen rund 20 unterschiedliche Currys, die Seele seiner Küche. Dienstags bis samstags serviert Bandara den Gästen zum Lunch ein Drei-Gänge-Menü samt Softdrink zum Preis von 13,50 Euro.

„Unser Credo lautet: hinsetzen, essen, genießen und Zeit sparen“, erzählt Geschäftsführer Thomas Leistner. Und tatsächlich kann man auch in einer kurzen Mittagspause stressfrei schlemmen. Alles wird frisch zubereitet. Mal wird vegan, mal vegetarisch oder ayurvedisch gekocht. Bei Ayurveda unterscheidet man zwischen den Konstitutionstypen Vata, Pitta und Kapha. „Ich schau’ den Menschen an und weiß, wie ich ihn einordnen muss“, sagt Keerthi Bandara.

Diese Gabe hat er auch nach fünf Jahren in Stuttgart nicht verlernt. Die sechs Geschmacksnuancen bitter, herb, süß, scharf, sauer und salzig werden dann entsprechend kombiniert. Nicht so kompliziert hören sich dann die Leckereien wie Kokos-Kürbis-Creme-Suppe, Pesto- Crêpes mit überbackenen Auberginen und Gemüse, vegane Frikadellen mit Cashew-Kokos-Soße und selbst gemachtem Chutney an. Das schätzen auch die Gäste.

Rohkostjünger sind fehl am Platz

„Ich bin regelmäßig hier, war selbst schon auf Sri Lanka und bin für das Besondere bereit, mehr auszugeben“, sagt Wolfgang Appel aus Stuttgart. Manchmal gibt es bei Bandara die Süßspeise auch schon vor dem Hauptgang, weil sie laut Lehre schwerer zu verdauen ist. Es wird fast alles gekocht im Sinne einer guten Verdauung. Rohkostjünger sind hier fehl am Platz. „Ich habe von meiner Mutter gelernt, wie man mit Gefühl und Liebe kocht“, sagt Keerthi Bandara und lacht.

Die Lounge ist aber nur ein Standbein des Violas. Im Erdgeschoss gibt’s eine unglaubliche Auswahl an Gewürzen aus aller Welt, dazu Öle, Reis, Soßen, Nüsse sowie Schokolade. Die Idee zu diesem Konzept hatte Viola Fuchs. Eigentlich wollte die Hamburgerin ursprünglich Frauen mit Schuhen glücklich machen. Doch dann setzte sich doch ihre Sozialisation durch, und sie entschied sich für eine scharfe Geschäftsidee. Ihr Großvater hatte schon zwei Gewürzläden, und Viola Fuchs wuchs zwischen Edelpaprika und Pfeffer auf. Im November 1997 eröffnete sie einen kleinen Laden am Eppendorfer Baum.

In der Hansestadt gibt es regionale Produkte wie „Hamburg, meine Perle“, „Sündige Meile“ oder „Fischmarkt“. In Stuttgart heißen sie „Neckarufer“ und „Mein Stuttgart fürs Sößle“. Mittlerweile gibt es bundesweit elf dieser exklusiven Gewürzläden. Die Mischungen werden in der eigenen Manufaktur ohne Zusatzstoffe hergestellt. Lustig klingt auch der „Pfeffer für Verliebte“ oder die Salzmischung „Ich will aufs Ei“, die man in der Gewürzmühle oder im Glasröhrchen kaufen kann. Kinder freuen sich über das Cassispulver, mit dem die Sahne oder der Joghurt so schön bunt wird.