Nimmt Anstoß am Bild aus Manila: Naomi Paca Billard. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Foto-Ausstellung „Städte aus aller Welt“ sollte den Hauptbahnhof verschönern. Doch eine Philippina nimmt Anstoß an einem pikanten Detail. Der verantwortliche Verein Bahnprojekt Stuttgart-Ulm lenkt nun ein.

Stuttgart - Die Foto-Ausstellung „Städte aus aller Welt“ im Hauptbahnhof zeigt im Durchgang zu den Gleisen die größten Städte der Welt. Am Nachmittag rattern Reisende mit ihren Ziehkoffern vorbei an Mexiko-Stadt und Mumbai, an Tokio und Bangladesch. Auf den Bildern: Wolkenkratzer, die in den Himmel wachsen, Menschen in überfüllten Straßen – das pralle Leben in den Megastädten dieser Erde.

Und da ist Manila, die Hauptstadt der Philippinen. Auch an diesem Bild eilen die Menschen vorbei. Nur Naomi Paca Billard steht vor der großformatigen Aufnahme. Die Philippina wirkt angefasst, sagt, dass sie sich in ihrem Stolz verletzt fühle. Sie mustert das Bild abermals und schüttelt mit dem Kopf. Um zu verstehen, was sie so erschüttert, darf der Betrachter nicht das Gesamtbild betrachten. Es zeigt eine Alltagsszene im Armenviertel.

Unten links allerdings hockt eine Frau in durch und durch diskreter Pose und verrichtet das Geschäft, das sich an dieser Stelle wohl nicht vermeiden ließ. „Auch wenn die Frau nur von hinten zu sehen ist, bin ich der Meinung, dass das nicht alle Menschen sehen müssen, die hier vorbeilaufen“, sagt die 59 Jahre Billard. Das verletze ihr Ehrgefühl. Sie stört sich daran, dass ihr Land in der Öffentlichkeit so dargestellt werde: Wellblechhütten, vermüllte Straßen, und das Detail am Bildrand. Immerhin sei Manila eine Millionenstadt mit Hochhäusern, Kolonialbauten, großzügigen Plätzen.

Vorbei an den Plakaten läuft auch Simone Bartz, die gerade aus Berlin angekommen ist. Sie prüft das Bild kurz. „Nein, ich finde, ins Auge sticht das nun wirklich nicht. Was soll die Frau da genau machen?“ Ein anderer Passant wiederum versteht die Kritik.

Diese äußerte Billard zunächst bei der Deutschen Bahn. Die verwies sie, wie Billard sagt, freundlich an das Turmforum und den Verein Bahnprojekt Stuttgart-Ulm, der die Ausstellung organisiert hat. Und dort? Kam erst mal nichts.

Am Freitag dann folgte eine Reaktion. „Wir wollten mit diesem Plakat keine Gefühle verletzten. Wenn das passiert ist, tut uns das leid“, sagte eine Verantwortliche vom Bahnprojekt Stuttgart-Ulm. „Dass dort offenbar die Notdurft verrichtet wird, ist für uns so nicht zu erkennen gewesen. Ansonsten hätten wir das Bild nicht ausgestellt.“

Beim Verein heißt es außerdem, dass die Ausstellung nur bis Ende des Jahres laufe. „Es ist schwierig ein einzelnes Bild abzunehmen, da auf einem Plakat gleich mehrere Städte sind. Wir prüfen, ob wir die Stelle abkleben werden“, sagt die Verantwortliche des Vereins Bahnprojekt Stuttgart-Ulm.