Lisa Dannhauer lernt bei Porsche Industriemechanikerin im dritten Lehrjahr Foto: Porsche

An diesem Montag startet das neue Ausbildungsjahr. Wie die Betriebe zu ihren Lehrlingen kommen, ist dabei höchst unterschiedlich. Während Arbeitgeber wie Porsche aus 6500 Bewerbungen auswählen können, stellen sich bei Müllermeister Karl Ruthardt nur selten junge Kandidaten vor.

Stuttgart - Das größte Problem für Dieter Esser, Leiter der Berufsausbildung bei Porsche, ist die Zeit. Jedes Jahr müssen er und sein Team möglichst schnell 6500 Bewerbungen durchforsten, um geeignete Kandidaten zu finden. Für viele Schüler ist der Sportwagenbauer in Zuffenhausen ein Traumarbeitgeber, daran hat sich über die Jahre wenig geändert. Die Zahl der Ausbildungsplätze liegt bei 150. Im technischen Bereich sind 106 Plätze zu vergeben, zum Beispiel für den besonders beliebten Kfz-Mechatroniker. 10 Plätze sind reserviert für angehende Kaufleute, 34 für Studenten der Dualen Hochschule.

Wer glaubt, bei Porsche hätten nur Einser-Abiturienten eine Chance, liegt falsch. Bei den Plätzen für das duale Studium mag das zwar so sein, für die technischen Berufe allerdings ist das Gymnasium im Lebenslauf eher hinderlich. 40 Prozent der Plätze werden an Hauptschüler vergeben, 45 Prozent an Realschüler und nur 15 Prozent an Abiturienten. Außerdem nimmt Porsche am Programm Förderjahr teil. Elf benachteiligte Jugendliche bekommen hier die Chance auf eine Ausbildung. Die Erfahrungen sind gut. Im vergangenen Jahr wurden alle übernommen. „Den Trend der Akademisierung gehen wir bewusst nicht mit“, sagt Elke Lücke, Personalentwicklerin bei Porsche. Bei den Abiturienten sei die Gefahr groß, dass sie nach der Ausbildung ein Studium dranhängen wollten. Dann wäre die Investition umsonst gewesen. Außerdem will das Unternehmen bewusst das Potenzial heben, das in den Hauptschülern steckt. „Man muss sich auf Augenhöhe um die Azubis kümmern, dann kann man unheimlich viel bewegen“, sagt Esser.

Auf die Noten kommt es trotzdem an. Bei der Fülle von Bewerbungen braucht es ein formelles Raster, das zuverlässig funktioniert. Wer etwa ein Befriedigend fürs Verhalten bekommen hat, kann sich die Lehrstelle abschminken. Schlechte Noten in Deutsch und Mathe sind ebenfalls ein Ausschlusskriterium. Allerdings empfiehlt Esser den Schülern immer, mehrere Zeugnisse beizulegen und generell so viel von sich zu erzählen wie möglich. „Dann sieht man eine Entwicklung und weiß, ob eine Note vielleicht nur ein Ausrutscher war“, so Esser. Im Fall der technischen Berufe wird die Zahl der Kandidaten so von 2500 auf 500 reduziert. Noch mal die Hälfte wird bei einem Eignungstest ausgesiebt, der Rest darf zum Vorstellungsgespräch. Wer es am Ende geschafft hat, darf sich neben dem Ausbildungsvertrag auch gleich noch über die garantierte Übernahme in ein festes Arbeitsverhältnis freuen. Eigentlich eine Einladung, um die Füße hochzulegen. Essers Erfahrung ist aber eine andere. „Das Vertrauen, das wir in unsere Azubis setzen, wird auch zurückgezahlt.“

Am 8. September werden die 150 Jugendlichen des neuen Ausbildungsjahrs begrüßt, danach geht’s zusammen für ein paar Tage auf die Schwäbische Alb. In der Regel hat sich die Gruppe danach gefunden. Und lebt von da an den Porsche-Geist.