Oberbürgermeister Richard Arnold besucht einen Sprachkurs Foto: dpa

Als Gmünd letzten Sommer Flüchtlinge als Kofferträger beschäftigen wollte, hagelte es Kritik. OB Richard Arnold hat dennoch ein neues Projekt für Asylbewerber.

Postkolonialismus, Sklaverei und Rassismus: Diese Vorwürfe schlugen Oberbürgermeister Richard Arnold (CDU) entgegen, als er gemeinsam mit der Deutschen Bahn das bundesweit für Schlagzeilen sorgende Projekt Kofferträger vorstellte: Zehn Flüchtlinge aus Schwäbisch Gmünd sollten – und wollten – für 1,05 Euro Aufwandsentschädigung in der Stunde als Kofferträger am Bahnhof der Stauferstadt arbeiten.

Die Macht der Bilder traf das Rathaus daraufhin mit voller Wucht: Dunkelhäutige Menschen, die Strohhüte und Koffer trugen und in der Sonne schwitzten, um die Reisenden für einen Hungerlohn von ihrem Gepäck zu erleichtern. Diese Aussage transportierten die Fotos des Hochsommers 2013. Als die Initiatoren wegen des breiten Protests zurückruderten, jubelte die Links-Partei in einer Pressemittelung: „Schritt zurück in die Kolonialzeit gestoppt“. Den Oberbürgermeister brachte das nicht dazu, die Flüchtlinge nicht mehr bei Projekten einzubinden. Im Gegenteil.

65 Flüchtlinge als Helfer bei Landesgartenschau

„65 Flüchtlinge werden momentan darauf vorbereitet, bei der Landesgartenschau mitzuhelfen“, sagt OB Richard Arnold. „Sie bekommen dafür auch interkulturelle Schulungen“, so der Rathauschef. Die asylsuchenden Helfer kontrollieren Eintrittskarten, weisen den Besuchern den Weg zu den Attraktionen, geben Auskünfte und pflegen die Pflanzen. So sieht es der Plan vor. Den umzusetzen sei aus rechtlichen Gründen gar nicht so einfach gewesen, wie Rathaus-Sprecher Markus Herrmann erläutert. „In Deutschland nicht Anerkannte dürfen laut Gesetz eigentlich keinen Sprachunterricht bekommen“, sagt der Sprecher. Nun geben deshalb Lehrer im Ruhestand den Afrikanern Sprachunterricht. „Die Flüchtlinge sind dabei sehr motiviert“, so Herrmann. Im Unterricht geht es um ganz grundsätzliche Fähigkeiten, um Praktisches. Wenn ein Gast fragt, wo er die Toilette finde, dann lernen die Asylsuchenden Sätze wie: „Bitte gehen sie dort entlang.“

Für den Einsatz bekommen die Helfer kein Geld. Viele wollen keine Bezahlung, sondern Beschäftigung. Rathaus-Sprecher Herrmann erinnert sich an einen Afrikaner, der klagte: „Ich fühle mich diskriminiert, weil ich wegen meiner schwarzen Hautfarbe keine Koffer tragen darf.“ Viel mehr will man im Rathaus aber auch nicht mehr über Koffer reden. Jetzt geht es um Blumen.