Schleuser finden stets neue Wege – auch Passagierflugzeuge dienen als Transportmittel Foto: dpa

Dass syrische Flüchtlinge von Schleusern per Fernzug, Reisebus oder Transporter nach Stuttgart gebracht werden, gehört für die Bundespolizei inzwischen zur Routine. Doch immer mehr Syrer landen mit einer Linienmaschine aus Griechenland am Stuttgarter Flughafen.

Stuttgart - Dass syrische Flüchtlinge von Schleusern per Fernzug, Reisebus oder Transporter nach Stuttgart gebracht werden, gehört für die Bundespolizei inzwischen zur Routine. Dass die Flüchtlinge nun aber auch andere Reisewege nutzen – daran werden sich die Beamten wohl noch gewöhnen müssen: Immer mehr Syrer landen mit einer Linienmaschine aus Griechenland am Stuttgarter Flughafen.

Der jüngste Fall spielte sich am späten Mittwochabend ab. Eine Germanwings-Maschine aus Thessaloniki mit Flugnummer 2683 brachte ungewöhnliche Passagiere: Drei syrische Staatsangehörige legten ihren Pass vor und baten um Asyl. Die Betroffenen wurden polizeilich erfasst und an die Landeserstaufnahme-Einrichtung in Karlsruhe weitergeleitet. Unter den Fluggästen waren außerdem vier Albaner, die ebenfalls ein Asylgesuch vortrugen. Ein paar Stunden zuvor waren zwei weitere Albaner mit einer Maschine der Aegean Airlines in Stuttgart angekommen und hatten Asyl beantragt.

Wie aber kamen die Flüchtlinge in die Maschine? Für albanische Reisende ist das weniger problematisch, weil sie visumfrei als Touristen nach Deutschland fliegen können. Die Syrer allerdings hätten eigentlich gar nicht das Linienflugzeug besteigen dürfen.

Auch die Bundespolizei rätselt: „Entweder haben die Betroffenen bei der Dokumentenprüfung etwas vorlegt, was sie scheinbar zum Einchecken berechtigte“, sagt Dietmar Thomma von der Bundespolizeiinspektion Flughafen, „oder das ist vor dem Abflug überhaupt nicht geprüft worden.“ Normalerweise sei das Check-in-Personal am Abflug-Flughafen zur Dokumentenprüfung verpflichtet. Was die syrischen Flüchtlinge als Passierschein verwendet haben könnten, ist völlig unklar: „Vielleicht ein falscher Pass oder ein gefälschter Aufenthaltstitel“, sagt Bundespolizeisprecher Thomma, „aber das muss dann nach der Kontrolle vernichtet worden sein.“ Denn in Stuttgart hatten die drei syrischen Flüchtlinge keine anderen Personaldokumente als ihre Pässe dabei. Für die Bundespolizei ist klar, dass eine Schleuserorganisation dahinter stecken muss. Dass die Täter aber womöglich Helfer bei griechischen Behörden oder beim Flughafenpersonal haben könnten, dafür gebe es bisher keine Anhaltspunkte.

Die Schleusung de luxe per Linienflug dürften sich die wenigsten Flüchtlinge aus Syrien leisten können – daher sind Hunderte Asylsuchende auch vorrangig in Zügen und Bussen nach Deutschland unterwegs. Dennoch ist der Flug aus Griechenland durchaus kein Einzelfall. Nach einer internen Statistik der Bundespolizeidirektion Stuttgart sind zwischen Januar und Mai 2015 insgesamt 22 syrische Flüchtlinge mit einem Flugzeug aus Hellas nach Stuttgart gekommen. Die Zahlen für den Juni sind noch nicht erfasst – die Zahl dürfte inzwischen aber deutlich gestiegen sein.