Endstation Autobahn: Die Querung hat der junge Wolf nicht geschafft Foto: FVA BW

Der Wolf hat den Südwesten für sich entdeckt. Doch die scheuen Tiere schaffen es nicht, die Autobahnen zu queren. Jetzt wurde östlich von Merklingen der erste Wolf in Württemberg entdeckt, allerdings tot – von einem Auto angefahren.

Merklingen - Erneut ist eine stark befahrene Autobahn einem Wolf zum Verhängnis geworden: Östlich von Merklingen (Alb-Donau-Kreis) ist auf der A 8 ein junger Rüde überfahren worden. Die lange erwartete Rückkehr der Grauen nach Baden-Württemberg ist also Realität. Naturschutzminister Alexander Bonde (Grüne) sieht das Land darauf gut vorbereitet.

Wie am Montag bekannt wurde, hat ein Autofahrer den männlichen Jungwolf am vergangenen Donnerstag überfahren. Mit 67 000 Fahrzeugen am Tag stellt die A 8 Stuttgart-Ulm ein nahezu unüberwindliches Hindernis für Wildtiere dar. Das scheue Raubtier war im Bereich eines Wildtierkorridors unterwegs und wurde nahe der Stelle gefunden, an der vor einigen Jahren auch schon ein Luchs überfahren worden war.

Der Nabu-Landesvorsitzende Andre Baumann rechnet zwar jederzeit mit der Rückkehr des Wolfes nach Baden-Württemberg, nachdem er dort vor rund 150 Jahren ausgerottet wurde. Dass der erste Wolfsnachweis in Württemberg nun an der Autobahn stattfinde, zeige ,„wie wichtig Grünbrücken in unserem dicht besiedelten Land sind“. Baumann hofft, dass eines Tages auch ein Wölfin den Südwesten entdeckt und für Nachwuchs sorgt. Er hofft aber auch, dass bis dahin das Herdenschutzprojekt mit Hunden greifen kann, das in Kooperation mit dem Landesschaftzuchtverband zur Zeit im Land erprobt wird. „Wir benötigen einen praktikablen Herdenschutz, der hier bei uns in Baden-Württemberg funktioniert“, bestätigt dessen Geschäftsführerin Anette Wohlfarth. Eine Arbeitsgruppe aus Wissenschaftlern sowie Vertretern der Naturschutzverbände und Jäger hat zudem einen Handlungsleitfaden Wolf erarbeitet.

Genetisches Material soll Herkunft klären

Woher der junge Wolf kam, wird anhand von genetischem Material abgeglichen. Der Kadaver wird an das Institut für Zoo- und Wildtierforschung nach Berlin geschickt. „Meine These ist: Der Wolf stammt wieder aus der Schweiz“, sagt der naturschutzpolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Markus Rösler. Er hält aber auch für möglich, dass der Wolf aus Ostdeutschland kam: „Bei uns könnte eine Verschmelzung der Populationen aus den Alpen und Nordostdeutschland stattfinden.“

„Anders als es Märchen schildern, sind Wölfe eher scheu und keine Gefahr für den Menschen“, betont Naturschutzminister Bonde nach dem Wolfsfund. Auch seien Wölfe nicht originär auf Nutztiere aus, sondern vielmehr auf Wildtiere. Zwei Wolfsfunde in kurzer Zeit machten deutlich, dass mit weiteren Tieren zu rechnen sei: „Baden-Württemberg ist auf das Kommen einzelner Wölfe gut vorbereitet“, so der Minister.

Erst im Juni wurde auch in Baden – in der Nähe von Lahr im Ortenaukreis – ein überfahrener Wolf gefunden. Das etwa ein Jahr alte Tier war aus dem Schweizer Kanton Graubünden über eine unbekannte Route ins Land gekommen.