Die Galerie Klaus Gerrit Friese ist nicht mehr bei der Art Karlsruhe vertreten Foto: Max Kovalenko

An diesem Mittwoch beginnt in den Messehallen Karlsruhe die 12. Kunstmesse Art Karlsruhe. Die mit ihrem Standort auch auf Frankreich zielende Messe versteht sich als Plattform für ein breites Kunstverständnis. Eine Position mit Tücken.

Karlsruhe - Da waren es nur noch sechs. Die Galerie Schlichtenmaier, die Galerie Thomas Fuchs, die Galerie Valentien, das Kunsthaus Fischer sowie die Galerien Marko Schacher und Molliné aus dem Galerienhaus Stuttgart werden bei der an diesem Mittwoch beginnenden und von diesem Donnerstag an für das Publikum zugänglichen 12. Kunstmesse Art Karlsruhe Stuttgarter Galeriefarben vertreten. Gerade feste Größen wie die Galerien Klaus Gerrit Friese und Michael Sturm sind nicht mehr dabei, aber auch Angelika Harthan verzichtet.

Ewald Schrade kennt solche Situationen. und wer Schrade kennt, weiß – der Galerist und Kunstvermittler aus Karlsruhe und Mochental hält das aus. Schrade ist der Mann hinter der Kunstmesse Karlsruhe, weniger das Gesicht vielleicht als vielmehr ihr Motor und ihr Versprechen. Schrade ist das gute Gewissen für die Messegesellschaft, ist der Typ, den ein Projekt wie eine Kunstmesse braucht, um gegen alle denkbaren und noch mehr gegen alle zunächst nicht sichtbaren Widerstände bestehen zu können.

Von Beginn an suchte Schrade die Art Karlsruhe als etwas andere Kunstmesse zu positionieren – weit weg von der Noblesse der Größen Köln und Basel. Die betonte Offenheit aber ist zugleich auch ein Problem für die Messe – was für manche Besucher, die an der Art Karlsruhe die Vielfalt schätzen, vielleicht schon zu viel ist, ist für manchen Experten erst der mögliche Anfang einer klar strukturierten Kunstmesse. Jedoch gibt es immer auch das Gegenbeispiel. Wie etwa 2014 die Berliner Galerie Nothelfer mit einer Präsentation der Kunst der 1960er Jahre bis in die Gegenwart überraschte, die in der Auswahl ebenso überzeugte wie in der Präsentation.

Über eine andere Frage spricht man in Karlsruhe so ungern wie auch auf anderen Kunstmessen. 50 000 Besucher sind eine stolze Zahl, was aber, wenn vor allem geschaut und gestaunt wird, das Publikum sich aber bei möglichen Käufen zurückhält? Auch und gerade auf einer Kunstmesse wird scharf gerechnet, machen doch die Galerien inzwischen einen Großteil ihrer Umsätze nicht mehr an ihren Stammsitzen, sondern auf Kunstmessen. Auch in Karlsruhe ist die Gegenstimme unüberhörbar. Positive Verkäufe, soweit das Meldungspanorama reicht. Und das muss noch nicht einmal ein Widerspruch sein.

In diesem Jahr darf man aus Stuttgarter Sicht vor allem diesen beiden gute (Verkaufs-)Chancen geben – der Galerie Schlichtenmaier und der Galerie Thomas Fuchs. Letztere vielleicht sogar weniger mit einer Phalanx neuer Arbeiten des in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren kometenhaft aufgestiegenen und in den späten 1990ern böse heruntergestuften Rainer Fetting als vielmehr mit den Porträts des 1981 in Bologna geborenen Malers Rudy Cremonini. Derweil überrascht die Galerie Schlichtenmaier als buchstäbliches farbstarkes Signal des Panoramas einer im und aus dem Südwesten heraus weit wirkenden Moderne mit neuen Lichtobjekten der Objekt- und Bühnenkünstlerin Rosalie. In Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Kunst und Medientechnlogie in Kalrsruhe und der Messe Karlsruhe hatte Rosalie im vergangenen Jahr für die Art Karlsruhe raumhohe Installationen entwickelt. Auch an dem für die Art Karlsruhe tatsächlich spezifisch gewordenen Gewicht plastischer Arbeiten ist die Galerie Schlichtenmaier beteiligt – mit Werken von Otto Baum, Gerlinde Beck, Otto Herbert Hajek, Erich Hauser und Werner Pokorny.

Ein selbstbewusstes Dennoch gehört zu dieser Messe – dies auch, weil man sich im Begleitprogramm durchaus gut aufgestellt weiß. „Sammeln – mehr als eine Leidenschaft?“ ist die diesjährige tägliche Diskussionsreihe betitelt. Moderator Carl Friedrich Schröer hat an diesem Donnerstag um 14 Uhr neben Walter Smerling, Direktor des Museums Küppersmühle in Duisburg, und dem Berliner Rechtsanwalt Peter Raue auch die Sammlerin Marli Hoppe-Ritter, Lenkerin des Museum Ritter in Waldenbuch, zu Gast. An diesem Freitag, ebenfalls um 14 Uhr, auf dem Podium: Götz Adriani, langjähriger Leiter der Kunsthalle Tübingen und Gründungsdirektor des inzwischen in das Zentrum für Kunst und Medientechnologie integrierten Museums für Neue Kunst, der Ulmer Unternehmer und Sammler Friedrich E. Rentschler sowie Rose-Maria Gropp, die in der Redaktion der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ die Kunstmarkt-Seiten verantwortet.

Kunst ist, was gesehen wird. Man kann die Kunstmesse Art Karlsruhe auf diese Formel verkürzen. Man kann sie aber auch als Herausforderung sehen, die man dann jedoch nicht nur annehmen, sondern auch mit langem Atem durchstehen muss. Eine solche Reaktion ist bisher nicht in Sicht.