Mit Leidenschaft und Freude will der neue Trainer beim schwächelnden VfB Stuttgart „etwas entwickeln“. Zum Einstand versprach Armin Veh gut gelaunt zusätzliche Verstärkungen. Wird künftig alles besser?

Mit Leidenschaft und Freude will der neue Trainer beim schwächelnden VfB Stuttgart „etwas entwickeln“. Zum Einstand versprach Armin Veh gut gelaunt zusätzliche Verstärkungen. Wird künftig alles besser?

Stuttgart - Vielleicht war es Armin Veh wichtig, seine Botschaft besonders deutlich zu vermitteln. Und womöglich hatte er sich den Vergleich schon zurecht gelegt, bevor er sich als neuer Trainer des VfB Stuttgart präsentierte. Jedenfalls wählte er die Familien-Saga der großen Bellheims, um die Verhältnisse beim schwäbischen Bundesligisten ins passende Licht zu rücken. Der Mehrteiler lockte anfangs der 90er Jahre Millionen von Zuschauern vors Heimkino, weil er so einleuchtend wie unterhaltsam erzählte, was passiert, wenn ein Unternehmen in Schieflage gerät, weil es in falsche Hände gerät. Peter Bellheim kehrt aus dem Ruhestand zurück und rettet die Kaufhauskette vor dem Untergang.

Nun war Armin Veh nicht im Ruhestand, er ist auch nicht Mario Adorf und ein Fußball-Bundesligist kein Warenhaus. Vergleichbar aber scheint der Eindruck, dass einiges in Unordnung gekommen ist, seit der Meistertrainer den Verein 2008 verließ – was einen Profibetrieb nicht weniger hemmt als die Arbeit mit dem Nachwuchs.

„Jetzt kommen wir zurück“, sagt Armin Veh und nennt im selben Atemzug den heimkehrenden Weggefährten aus besseren Tagen: Rainer Adrion (60), ehemals Talentschmied und U-23-Trainer. Bis vor einem Jahr noch Coach der deutschen U-21-Nationalmannschaft. Künftig leitet er die VfB-Abteilung, die Türme zum Leuchten brachte wie Andy Hinkel, Timo Hildebrand, Kevin Kuranyi, Mario Gomez oder Sami Khedira. Adrions alter und neuer Patron versäumte allerdings nicht darauf hinzuweisen, dass Talente nun mal nicht auf den Bäumen wachsen. „Sie kommen dann zu den Profis, wenn sie reif dafür sind. Wann das ist, entscheidet Rainer Adrion.“ Wie früher eben, als nicht alles besser, aber vieles anders war.

„Wir haben damals auch Fehler gemacht“, grämt sich Veh, „vor allem in der Personalpolitik.“ Und von sich so überzeugt wie ein Versicherungsvertreter fügt er hinzu: „Ich habe aus meinen Fehlern gelernt.“

Die Skeptiker beschleichen bis dato aber gelinde Zweifel. Die Transfers von Adam Hlousek und Daniel Ginczek (beide 1. FC Nürnberg) tragen zwar schon die Handschrift des neuen Trainers, zu öffentlichen Jubelstürmen führten sie aber nicht. Was Veh und seinem Bürovorsteher Bobic aber nicht den Nachtschlaf raubt. Der Coach plant die Spieler in den kommenden Wochen aufmerksam zu studieren. Danach fällt die Entscheidung, wer künftig noch das Ensemble mit dem roten Brustring verstärken soll. „Wir haben da einiges vorbereitet“, verriet Fredi Bobic, ehe das Vorstandsmitglied für Sport das machte, was nach Vehs Diktion „jeder Mensch mal braucht“: Urlaub.

Den hätte Veh nach seinem Ausscheiden bei Eintracht Frankfurt selbstredend um ein Jahr verlängert. Hätte nicht plötzlich der VfB um ihn geworben. „Wir wissen, welchen Fußball wir spielen wollen. Und wir hatten ein klares Profil für den künftigen Trainer“, sagt Präsident Bernd Wahler. Und ausgerechnet beim Ex-Coach hat alles gepasst.

Der will jetzt mit Freude und Leidenschaft an die Arbeit gehen. Auch, weil ihm dem eigenen versichern nach der VfB als „stolz und gut organisiert“ in Erinnerung geblieben ist. Weil er aber ahnt, dass sich mit den Erfolgen von gestern die Herausforderungen von morgen nicht meistern lassen, betont er pflichtgemäß, dass sich „hier was entwickeln lässt“. Die Präzisierung seiner These gerät allerdings schwammig: Wer weniger Geld zur Verfügung habe als andere, müsse eben weniger Fehler machen, um dorthin zu kommen, wo die anderen schon sind, betont Armin Veh. Und wie er das so sagt, verharrt der Blick von Fredi Bobic stur geradeaus. Der Manager, soviel ist jetzt schon zu sagen, wird es nicht leicht haben mit dem neuen Übungsleiter, der gern auch mal quer in der Box steht, wenn die Stallburschen nicht spuren. „Ich werde auch künftig meine Meinung sagen,“ droht der Neue schon an, „erst intern, wenn das nicht hilft, dann auch mal in der Öffentlichkeit“.

Fürs erste wird er sich aber mit der Rolle des aufmerksamen Beobachters bescheiden. Vorsichtige Einschätzungen hat er sich der Schwabe aus Augsburg jedoch schon erlaubt. Timo Werner, zurzeit der glänzendste Barren im Goldbestand, sieht er eher in der Angriffszentrale als auf den Außenbahnen. Neben Vedad Ibisevic am besten, den der neue Trainer aus seiner selbst verschuldeten Depression befreien will. „Man kann ja auch mal“, predigt der Pastor im Trainer, „mit zwei Spitzen spielen.“ Auch der Kick mit einer funktionierenden Abwehr, so deutet er mit schelmischer Miene an, sei nicht komplett zu verachten. „Die Zweikampfwerte in der vergangenen Saison waren schlecht.“ Die Frequenz erarbeiteter Torchancen noch dazu bescheiden. „Da darf man sich nicht wundern, wenn man Fünfzehnter wird.“

Es gibt also alle Hände voll zu tun in der schwächelnden Firma, die einen großen Namen trägt. Peter Bellheim immerhin hat es geschafft. Am Ende verkauft er sein Imperium – und verabschiedet sich endgültig in den Ruhestand. Der Wiederholung mit Veh dagegen hat gerade erst begonnen. Und keiner weiß, wie sie ausgeht.