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Passend zum Keltenjahr: Archäologen bergen immer mehr Schmuck aus dem Erdblock.

Stuttgart - Die Landesarchäologen haben einen Lauf: Passend zum Keltenjahr gibt die Erde derzeit so viele Geheimnisse dieser Epoche preis wie sonst in Jahrzehnten nicht. Das schlachten die Forscher natürlich publikumswirksam aus.

Es ist, als führe eine geheime Macht Regie: Der Weg bis zur Großen Landesausstellung im September, wenn in Stuttgart die spektakulärsten Keltenfunde aus ganz Europa zu sehen sein werden, ist gepflastert mit unvorhergesehenen Attraktionen. Wie eine geschickte Dramaturgie zum Höhepunkt.

Die begann schon im Dezember 2010, als das Landesamt für Denkmalpflege eine komplett erhaltene Grabkammer aus dem Donauufer nahe Sigmaringen als Block in ein Labor nach Ludwigsburg transportierte. Bereits die ersten Funde galten in der Zunft als Sensation: Erstmals gibt eine Keltenfürstin Einblick in die damalige Welt, und erstmals sind auch organische Stoffe wie Holz oder Pelz erhalten.

Funde werden prächtiger

Doch damit nicht genug: Je tiefer die Forscher um Grabungsleiter Dirk Krausse die letzte Ruhestätte der Fürstin erkunden, desto prächtiger werden die Funde. Das bisher beeindruckendste Schmuckstück – ein 26 Zentimeter langes Goldband – haben sie am Dienstag publikumswirksam geborgen: Neben Dutzenden Medienvertretern waren auch Wirtschafts- und Finanzstaatssekretär Ingo Rust (SPD) sowie Kunststaatssekretär Jürgen Walter (Grüne) zugegen.

Rust, der auch privat als Archäologie-Fan gilt, durfte dabei selbst Hand anlegen: Er hob das 2600 Jahre alte Band, das man gebogen als Ohrring getragen hat, aus der Erde. Daneben bargen die Forscher eine weitere goldene Spange, mit der das Gewand der etwa 30-jährigen Frau zusammengehalten wurde.

Seit dem Fürstengrab von Hochdorf (Kreis Ludwigsburg) in den 70er Jahren hätten die Archäologen nichts Vergleichbares aus dieser Epoche im Land ausgegraben, sagte der Chef des Landesamts, Claus Wolf: „Das ist eine wunderbare Ergänzung.“ Alle 10, 20 Jahre ein solcher Funde – und das öffentliche Interesse sei für lange Zeit geweckt.

Bernstein, Bronze, Glas und Gagat

Das hängt natürlich auch mit der Faszination von Gold zusammen. Selbst nach 2600 Jahren und halb bedeckt mit Erde hat es einen unvergleichlichen Glanz. Dabei sind die goldenen Kugeln, Fibeln und Perlen, mit denen die tote Fürstin geschmückt worden war, nur ein Teil ihres Schmuckes. Hinzu kommen Bernstein, Bronze, Glas und Gagat, eine Art Pechstein.

Ihre Machart gleichen den Schmuckstücken, die vor wenigen Jahren in einem Kindergrab unweit der Fürstinnenkammer gefunden worden waren. Sie kommen also wohl aus derselben Werkstatt. Die Ornamente sind etruskisch, stammen also von einem Volk im nördlichen Italien, zu dem die Kelten Kontakt haben mussten. Archäologe Krausse sagt deshalb euphorisch: „Das öffnet ein neues Fenster in die Vergangenheit.“