Studierende in Stuttgart wehren sich gegen Studiengebühren. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Gehen der Wirtschaft im Südwesten durch Gebühren für internationale Studenten die besten Köpfe aus aller Welt flöten? Die Arbeitgeber sehen das nicht so - im Gegenteil.

Stuttgart - Die geplanten Studiengebühren für Nicht-EU-Ausländer werden junge Menschen aus Sicht der Arbeitgeber nicht vom Studium in Baden-Württemberg abhalten. „Wir erwarten keinen dauerhaften Abschreckungseffekt durch die Studiengebühren, da sie im internationalen Vergleich sehr moderat gehalten sind“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes, Peer-Michael Dick, der Deutschen Presse-Agentur. Zudem kämen viele Studierende aus Ländern, in denen ihr Studium gebührenpflichtig sei. Solange die anderen Bundesländer auf Studiengebühren für internationale Studierende verzichteten, werde anfänglich vielleicht ein Teil der Bewerber dorthin abwandern. „Aber diesen Ausweicheffekt halten wir für übersichtlich“, fügte Dick hinzu.

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) will dem Kabinett am Dienstag in Stuttgart einen überarbeiteten Gesetzentwurf vorlegen. Ihm zufolge sollen Nicht-EU-Ausländer 1500 Euro pro Semester zahlen. Derzeit studieren über 20 000 junge Menschen aus Nicht-EU-Ländern in baden-württembergischen Hochschulen; darunter stellen Chinesen mit rund einem Viertel die größte Gruppe. Bauer will Ausnahmen für sozial schwache Studenten aus armen Ländern zulassen.

Dick erwartet aufgrund der Gebühren sogar einen Qualitätsvorsprung an baden-württembergischen Hochschulen im Bildungswettbewerb. Denn ein Teil der Einnahmen werde dazu dienen, die Studierenden besser zu betreuen und zu fördern. Internationale Studierende müssten weit überdurchschnittlich häufig ihr Studium abbrechen, erläuterte Dick. „Das ist für die Studierenden eine herber persönlicher Einschnitt und aus volkswirtschaftlicher Sicht eine Fehlallokation von Mitteln.“

Eine Unternehmensbefragung in der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württembergs habe ergeben, dass die Einstellung ausländischer Absolventen einer deutschen Hochschule weit überwiegend an unzureichenden Deutschkenntnissen scheitere. Eine verbesserte Betreuung der Studierenden müsse auch bei diesen Defiziten ansetzen. Der Verband plädiert für verständliche und handhabbare Ausnahme- und Befreiungsregelungen.

Dick sieht in den Plänen kein falsches politisches Signal in Zeiten zunehmenden Populismus’. Denn der Gesetzesvorschlag sehe auch die Einführung von Studienbeiträgen für ein Zweitstudium für alle vor. „Es sind also keinesfalls nur Bildungsausländer bei der Beteiligung an den Kosten ihres steuerfinanzierten Studiums erfasst.“ Beide Vorschläge seien aber nur ein Schritt in die richtige Richtung. „Wir halten eine sozialverträgliche, nachgelagerte Beteiligung aller Studierenden an den Kosten des Studiums weiterhin für unverzichtbar, um ein dauerhaft tragfähiges Gesamtkonzept der Hochschulfinanzierung zu entwickeln.“